
© Privat / Anwohner aus Niederaden
Lüner Hochwasser-Opfer: Junge Leute sammeln Spenden bei Theaterstück
Freies Theater Team
Seit Mitte Juli ist das Leben für einige Menschen in Lünen ein anderes. Das Hochwasser hat viel kaputt gemacht. Um ihnen zu helfen, spielen junge Lüner jetzt Theater und sammeln Spenden.
Diese Szenen wird Marie Hirschberg nicht vergessen. Als Mitte Juli der Starkregen kam und in einigen Teilen Lünens für Hochwasser sorgte, waren auch einige Menschen in der Nachbarschaft von Maries Elternhaus betroffen. „Wir wohnen selbst in einem alten Zechenhaus, hatten aber Glück. Aber in unserer Straße hat eine Familie das ganze Kinderzimmer beim Hochwasser verloren.“
Kleiner Junge hatte kein Spielzeug mehr
Der kleine Sohn der Familie hatte plötzlich nichts mehr zum Spielen. Marie: „Er hat nur noch geweint.“ Schnell entschlossen packten die 20-Jährige und ihre Eltern einen Karton mit Legosteinen ihres Bruders zusammen und schenkten ihn der Familie.

Die Autorin, Darstellerin und Spielleiterin des Freien Theater Teams Lünen Marie Hirschberg hat mit ihrer Gruppe das neue Stück „Schattenkuss“ digital einstudiert. Sie wollen den Hochwasser-Opfern helfen. © Diethelm Textoris (Archiv)
Doch das Erlebnis ließ Marie Hirschberg, Förderpreisträgerin des Lüner Kulturpreises, nicht los. Und so beschloss die Studentin mit den Akteuren ihres „Freien Theater Teams Lünen“, eine Benefiz-Aufführung zu organisieren. Am Sonntag, 19. September, zeigen sie um 18 Uhr im Hansesaal ihr neues Stück „Schattenkuss“. Es wird kein Eintritt verlangt, aber am Ende gehen die Schauspieler mit einem Zylinder zu den Zuschauern und bitten um Spenden für die Lüner, die vom Hochwasser betroffen sind.
„Meine Patentante ist an dem Tag nicht da, hat mir aber schon 50 Euro als Spende gegeben“, so Marie Hirschberg. Ihr Freund kommt aus Hagen, das ebenfalls schwer vom Hochwasser nach dem Starkregen betroffen war. „Als ich die Bilder gesehen habe, konnte ich es kaum glauben, da war Land unter.“
Verein „Lüner helfen Lünern“
Die Spenden, die bei dem Theaterabend zusammenkommen, werden die jungen Akteure dem Verein „Lüner helfen Lünern“ übergeben, der das Geld direkt an die Hochwasser-Opfer in Lünen weitergeben wird.
Wegen der Pandemie können am 19. September nur 150 Zuschauer in den Hansesaal kommen. Wer das Stück sehen will, soll sich im Vorfeld per Mail bei Marie Hirschberg melden, marie.hirschberg@gmx.de. Es gilt die 3G-Regel - nur geimpfte, genesene oder getestete Zuschauer sind zugelassen. Das wird auch am Einlass überprüft. Die jungen Schauspieler und Techniker sind übrigens alle geimpft.
Proben liefen nur digital
„Schattenkuss“ stammt wieder aus der Feder von Marie Hirschberg, die das Stück auch inszeniert. Unter Corona-Bedingungen - es wird seit eineinhalb Jahren nur digital geprobt. „Das ist nicht einfach, alle reden durcheinander, dann fällt immer wieder das Internet aus. Aber wir sind trotzdem froh, dass es diese Möglichkeit überhaupt gibt.“ Das erste Mal in Präsenz treffen sich alle am 18. September bei der Generalprobe - entweder im Hansesaal oder im großen Garten der Familie Hirschberg.
Eigentlich sollte „Schattenkuss“ schon im April 2020 Premiere feiern. Doch dann kam Corona. Das Freie Theater Team wollte dann im November auf die Bühne, doch auch das klappte in der Pandemie nicht, genauso wie im Januar 2021. Jetzt ist es endlich soweit, die jungen Schauspieler hoffen, dass alle erlaubten Plätze besetzt sein werden und freuen sich, dass sie mit ihrem Stück auch noch etwas Gutes tun können.
„Schattenkuss“ entführt die Zuschauer aus dem Alltag in eine mystische Welt. Bühnenbild, Requisiten, Kostüme sind alle in Eigenarbeit entstanden, auch mit Unterstützung von Maries Vater. „Wir arbeiten viel mit Lichteffekten, auch mit Schwarzlicht“, erzählt die 20-Jährige.
Neue Mitspieler gesucht
Insgesamt wirken 16 junge Leute mit. Viele von ihnen studieren mittlerweile, wohnen gar nicht mehr in Lünen. Die Jüngsten sind jetzt auch schon in der Oberstufe. „Durch Corona haben wir keine neuen Mitspieler werben können, würden uns aber sehr freuen, wenn sich neue Interessenten melden würden.“ Händeringend gesucht sind junge Leute, die Lust haben, Theater zu spielen, in einer Gruppe kreativ zu sein. Auch sie können sich per Mail bei Marie melden.
Beate Rottgardt, 1963 in Frankfurt am Main geboren, ist seit 1972 Lünerin. Nach dem Volontariat wurde sie 1987 Redakteurin in Lünen. Schule, Senioren, Kultur sind die Themen, die ihr am Herzen liegen. Genauso wie Begegnungen mit Menschen.
