
© Goldstein (Archiv)
Lüner Altenheim-Chef rechnet mit vierter Welle und Varianten
Corona-Pandemie
16 Monate Corona-Pandemie – in den Lüner Alten- und Pflegeheimen hat sich in dieser Zeit vieles geändert. Doch die Angst davor, dass sich Bewohner infizieren, ist längst nicht verschwunden.
Immer neue Regelungen in der Pandemie, einiges an Hin und Her und doch hat Dirk Kreimeyer, Leiter des Evangelischen Altenzentrums Lünen, teilweise das Gefühl, man habe den ein oder anderen Bereich bei den Corona-Verordnungen vergessen.
So hätten Politik und Behörden zwar Änderungen in der stationären Pflege auf den Weg gebracht, aber es gebe Lücken in den Regelungen für die Tagespflegen und den ambulanten Bereich. Beides ist ebenfalls Teil der Einrichtung in Lünen-Süd, die zudem Kurzzeitpflege und den Seniorenladen an der Bebelstraße bietet. Kreimeyer ist auch Sprecher der Arbeitsgemeinschaft stationäre Pflege in Lünen.
Mittlerweile gebe es bei den Besuchern durch zunächst sinkende Inzidenzwerte mehr Freiheiten. So müssen sich Besucher, die einen vollständigen Impfschutz nachweisen können, nicht mehr vor Ort testen lassen. Hier genügen bei der Ankunft das Fiebermessen und die schriftliche Versicherung, keinen Kontakt mit Infizierten gehabt zu haben - eine Regelung, die viele Heime so handhaben.
So kommt ein hoher Anteil von Menschen ohne Test in die Einrichtungen. Kreimeyer: „Das Problem ist, dass man trotz Impfung noch Corona bekommen kann.“
Einige Besucher haben kein Verständnis
Dazu kommen Besucher, die nicht nachweislich genesen oder geimpft sind. Sie müssen vor Ort getestet werden. „Leider gibt es einige darunter, die keinerlei Verständnis dafür haben, dass sie sich testen lassen müssen. Die meisten sehen die Notwendigkeit aber zum Glück ein.“

Dirk Kreimeyer (hier ein Archivfoto) befürchtet, dass die vierte Welle auf uns zurollt und es auch weitere Varianten des Corona-Virus geben wird. © Beate Rottgardt (Archiv)
Für diese Tests bei den Besuchern muss Kreimeyer Personal abstellen, an jedem Werktag soll die Möglichkeit bestehen. „Es gibt derzeit ja auch noch Testzentren. Wenn ab Herbst die Tests etwas kosten, bin ich gespannt auf die Reaktion der Besucher, die nicht geimpft oder genesen sind.“
Apropos Impfen – unter den Mitarbeitern sind etwa 20 Prozent, die sich nicht impfen lassen wollen. Auch sie müssen regelmäßig getestet werden – jeden dritten Tag. „Die Frage ist, was passiert, wenn jemand positiv ist und dann zwischen den Tests schon drei Dienste gemacht hat“, sorgt sich Kreimeyer.
Antikörper-Test auf eigene Rechnung
Diejenigen unter den Mitarbeitern, die sich impfen lassen wollten, und die Bewohner sind bereits im Januar und Februar geimpft worden. „Die Frage einer dritten Impfung ist bislang nicht geklärt und eigentlich müsste man Antikörpertests machen lassen, ob die Impfungen angeschlagen haben - aber die muss man auf eigene Kosten durchführen lassen.“ Man achte darauf, dass Senioren, die neu ins Heim einziehen, geimpft werden.
Kreimeyer ist „dankbar, dass wir keine Infektion ins Haus bekommen haben.“ Es gab einzelne Infektionen bei Bewohnern und Mitarbeitern, die aber so früh- und damit rechtzeitig durch Tests erkannt wurden, dass es nicht zum Ausbruch im Heim kam. Die infizierten Mitarbeiter wurden in die Quarantäne nach Hause geschickt, die betroffenen Bewohner entsprechend isoliert.
Mehr Besucher im zweiten Lockdown
Während des zweiten Lockdowns beobachtete das Team des Evangelischen Altenzentrums übrigens „so viele Besucher wie nie zuvor“, jetzt nehme die Zahl wieder ab.
Dass es in Pflegeheimen weiter vorgeschrieben ist, sich vor einem Besuch anzumelden und dass das Personal auf Tests oder – bei nachgewiesen Geimpften und Genesenen – auf Temperaturmessung und Eintrag achtet, hält Kreimeyer für dringend nötig. „Wir gehen davon aus, dass es eine vierte Welle geben wird und wahrscheinlich auch weitere Varianten.“
Wichtig sei deshalb, nach wie vor sehr wach zu sein, was Infektions-Gefahren betrifft. „Die Mitarbeiter tragen weiterhin im Haus den medizinischen Mund-Nasen-Schutz, wir versuchen alles, was wir tun können, um Infektionen zu vermeiden.“ In Altenheimen, zu denen er als Sprecher der AG Kontakt hat, werde die Lage ähnlich gesehen und auch entsprechend verfahren.
Beate Rottgardt, 1963 in Frankfurt am Main geboren, ist seit 1972 Lünerin. Nach dem Volontariat wurde sie 1987 Redakteurin in Lünen. Schule, Senioren, Kultur sind die Themen, die ihr am Herzen liegen. Genauso wie Begegnungen mit Menschen.
