Ab 2026 haben auch in Lünen die ersten Schüler einen Anspruch auf Ganztagsbetreuung. An vielen Schulen fehlen dazu jedoch die Räumlichkeiten - beispielsweise im Bereich der Mensa.

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Lünen steht vor riesiger Herausforderung – Schullandschaft muss sich verändern

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Der Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung ist beschlossene Sache. Bis 2026 bleibt zwar noch Zeit, aber in Lünen steht der Schulträger vor einer großen Herausforderung.

Lünen

, 11.10.2021, 09:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Alle Lüner Kinder, die ab 2026 eingeschult werden, haben einen Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung. Das haben Bundestag und Bundesrat jüngst beschlossen. Obwohl sich die Eltern, Schulen und der Schulträger über die Entscheidung an sich freuen, äußern sie Bedenken.

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„Ich finde das gut, wenn das umgesetzt werden kann“, sagt Robert Goelzner, Vorsitzender der Schulpflegschaft in Lünen. So äußern sich auch der Schulträger, die Stadt Lünen, sowie Iris Lüken, die Schulleiterin der Osterfeldschule, auf Anfrage der Ruhr Nachrichten. Die Vorteile der Entscheidung liegen auf der Hand: eine bessere Vereinbarkeit der Eltern von Beruf und Familie und eine individuellere Förderung der Kinder.

Nur ob die Umsetzung bis zum Jahre 2026 gelingt, daran hat der Schulpflegschaftsvorsitzende Goelzner seine Zweifel. „Wir reden über den Rechtsanspruch auf den Offenen Ganztag. Das beinhaltet, dass jedes Kind einen Platz bekommt“, sagt er. Um das umsetzen zu können, würden zurzeit Personal und Räumlichkeiten fehlen.

Robert Goelzner, Vorsitzender der Schulpflegschaft in Lünen, hat noch seine Zweifel, ob es gelingt, bis 2026 den Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung umzusetzen.

Robert Goelzner, Vorsitzender der Schulpflegschaft in Lünen, hat noch seine Zweifel, ob es gelingt, bis 2026 den Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung umzusetzen. © Goldstein (A)

Diese Probleme nennt auch die Schulleiterin Lüken. „Der Schulträger, die Schulaufsicht und alle, die damit zu tun haben, müssen die Voraussetzungen für den Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung schaffen“, sagt sie. Als Leiterin einer Grundschule könne sie nur darauf vertrauen, dass das geschieht.

Zahlen spiegeln die Größe der Herausforderung wider

Räumlichkeiten und Personal. Beides ist zurzeit nicht ausreichend vorhanden. Was die Räumlichkeiten betrifft, zeigen diese Zahlen der Stadt Lünen das Problem: „Die zurzeit zur Verfügung stehenden Plätze im Offenen Ganztag (OGS) sind zu 100 Prozent belegt“, teilte Frank Knoll, kommissarischer Pressesprecher der Stadt Lünen, auf Anfrage der Ruhr Nachrichten mit.

1344 OGS-Plätze kann die Stadt den Grundschülern in Lünen zurzeit bieten – bei einer Grundschülerzahl von 3094 im Schuljahr 2021/22. Dementsprechend nutzen rund 44 Prozent einen Platz im Offenen Ganztag.

Wenn der Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung auf alle vier Grundschuljahrgänge ausgeweitet wird, geht die Stadt allerdings von einem Bedarf von 90 Prozent aus. Das ist spätestens im Jahr 2029 der Fall. Nach den aktuellen Zahlen würden dementsprechend 1441 Plätze fehlen – also mehr als das Doppelte.

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Eine große Herausforderung. Bis 2029 müssen die Grundschulen in Lünen soweit ausgebaut sein, dass die Stadt der gerecht werden kann. Wie genau das geschehen soll, ist noch nicht klar. Klar ist aber: „Zur Lösung dieser Probleme und Herausforderungen ist in Zukunft ein Paradigmenwechsel in den Schulen erforderlich“, erklärt die Stadt.

Mit einem Paradigmenwechsel meint sie den Umbau der Schullandschaft. Einige Grundschulen müssten teilweise neu-, einige umgebaut werden. Denn einfach in jeder Schule genug Stühle für die Kinder aufzustellen, reicht nicht. Damit wäre es nicht getan.

Jeder Schulstandort braucht eine Mensa, die alle Schüler fassen kann. Auch sollen die Schüler nicht zusammengequetscht in die Räume gepresst werden. Genug Betreuungskräfte muss es ebenfalls geben.

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Was die Probleme um den Personalschlüssel betrifft, ist allerdings nicht der Schulträger an der Reihe. „Da sind andere Akteure in der Pflicht“, sagt Schulleiterin Lüken. Die Stadt fordert, es müsse frühzeitig mit der Personalsuche begonnen werden – und damit auch mit der Personalausbildung. Geeignetes Personal einzustellen, gestalte sich derzeit als schwierig, so die Stadt, „da der Arbeitsmarkt wenig geeignetes Personal vorhält“.

Iris Lüken, Schulleiterin der Osterfeldschule, glaubt daran, dass der Umbau der Lüner Grundschullandschaft gelingt.

Iris Lüken, Schulleiterin der Osterfeldschule, glaubt daran, dass der Umbau der Lüner Grundschullandschaft gelingt. © Schulz-Gahmen (A)

Erste Schritte sind bereits getan

Was den Umbau der Schulen betrifft, hat die Stadt erste Schritte aber bereits unternommen. „In diesem Jahr sind an vier Grundschulstandorten Neu- oder Erweiterungsbauten entstanden, oder sind kurz vor der Fertigstellung“, teilte Knoll mit. Das ist mit ein Grund, warum Schulleiterin Lüken positiver Dinge ist, dass der Umbau gelingt. „Mein Eindruck ist, es wird nicht laufen gelassen, sondern die handelnden Personen bekommen das hin. Wenn alle mitarbeiten, reicht es“, sagt sie. Bis dahin bleibt dennoch noch ein langer Weg.

  • Unterstützung für den Umbau der Schulen bekommen die Schulträger von Bund und Ländern.
  • Der Bund hat den Ländern für den Ausbau der Ganztagsbetreuung an den Grundschulen bis zu 3,5 Milliarden Euro versprochen.
  • 750 Millionen Euro sind bereits seit Ende 2020 für den beschleunigten Aufbau der Bildungsinfrastruktur für Grundschulkinder bereitgestellt.
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