
© Matthias Stachelhaus
Littering in Lünen: Stadtbild leidet unter achtlos weggeworfenem Müll
Müll
Die einzelne Zigarettenkippe oder benutzte Op-Maske sieht nach nicht viel aus. In der Masse liegt dennoch viel Müll auf Lünens Straßen. Die Ursache ist dabei aber nicht nur den Menge.
Müll in der Landschaft, auf der Straße oder öffentlichen Parks verschandelt nicht nur in Form von wild entsorgten Müllkippen das Stadtbild in Lünen. Achtlos weggeworfene Verpackungen, Zigarettenkippen und seit Beginn von Corona auch benutzte Einwegmasken gehören in der Lippestadt zum alltäglichen Anblick. Zum Ärger der Bürger, dass weiß auch Frank Artmeier, Abteilungsleiter der Stadtreinigung bei der WBL.
Den Eindruck, dass die Menge des sogenannten „Litterings“ (englisch für Vermüllung) zugenommen habe könne er, zumindest was die Zahlen anbelangt, nicht bestätigen. „Die Tonnage müsste eigentlich sehr ähnlich sein, wie in früheren Jahren“, so Artmeiers Einschätzung. Wobei das eigentlich auch keine gute Nachricht ist, denn die Masse des auf der Straße entsorgten Mülls sei „auch bisher immer schon eine Hausnummer gewesen“.
Stadtbildpflege mit wenig Personal
Dieser Einschätzung kann sich Manfred Pöhland, Geschäftsführer der Arbeitslosen-Initiative Lünen (AIL) nur bedingt anschließen. „An den Kanälen oder am Freibad Cappenberger See ist es schon ganz schlimm geworden.“ Die AIL beschäftigt, unter anderem, Menschen in sogenannten Arbeitsgelegenheiten, landläufig Ein-Euro-Jobber genannt, die auf Lünens Straßen den Müll aufsammeln.
Fünf Personen sind in diesem Programm der AIL, Stand 30. Juni, derzeit im Stadtgebiet unterwegs, decken dabei Bereiche in Brambauer, Lippholthausen, Alstedde und im Innenbereich der Stadt ab. Zu wenig Leute, um den kompletten Müll aufzusammeln. „Sieben sind vorgesehen, aber wir bräuchten wohl mindestens 20“, so Pöhland weiter.
Im Grunde ist die Verschönerung des Stadtbildes aber auch „nur“ eine Art Nebeneffekt der Maßnahme. „Es geht bei den Arbeitsgelegenheiten ja darum, Menschen, die sehr lange ohne Job waren, zurück in einen geregelten Arbeitsalltag zu bringen“, erklärt Jobcenter-Sprecherin Antonia Mega. Von einem längerfristigen Arbeitsverhältnis mit Sozialversicherung kann bei 1,25 Euro Stundenlohn auch nicht die Rede sein. Grundsätzlich sei es immer das Ziel, Menschen dauerhaft wieder in Arbeit zu vermitteln. „Die Arbeitsgelegenheiten sind dabei nicht unsere priorisierte Möglichkeit, sondern eher Fortbildungen und Schulungen.“ Einfach viel mehr Arbeitslose in diesem Bereich einzusetzen sei auch gar nicht möglich. Dennoch sollen einige Stellen mehr, ab Juli wieder besetzt werden.
Müll bleibt länger liegen
Effektiver entfernt werden kann der Müll natürlich von den Kolonnen der WBL. „Klar, wenn wir da mit einer Straßenkehrmaschine durchfahren, ist das etwas anderes“, so Artmeier. Allerdings sind Personalkapazitäten der WBL begrenzt. Dass sich das Stadtbild also visuell verschlechtert habe, liege auch daran, dass die WBL nicht genauso häufig mit einer Kollonne die Straßen reinigen kann, wie der Müll von den Verursachern „nachgeliefert“ wird. Auch wenn sich an der Masse nicht viel geändert hat: „Der Müll bleibt länger liegen“, erklärt Artmeier. Dass das Stadtbild darunter leide, sei richtig.
Am Ende ist die Vermüllung von Straßen, Parks und Co. aber kein Problem des „wer machts weg?“. Schließlich könnte es viel sauberer sein, würde niemand seine Hinterlassenschaften einfach an Ort und Stelle entsorgen. Laut Satzung der Stadt Lünen ist das auch schon bei kleinen Vergehen mit Bußgeldern belegt. Das Problem: Erwischt werden die Schmutzfinken nur selten.
Beruflicher Quereinsteiger und Liebhaber von tief schwarzem Humor. Manchmal mit sehr eigenem Blick auf das Geschehen. Großer Hang zu Zahlen, Statistiken und Datenbanken, wenn sie denn aussagekräftig sind. Ein Überbleibsel aus meinem Leben als Laborant und Techniker. Immer für ein gutes und/oder kritisches Gespräch zu haben.
