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Kritik an NRW-Impfstrategie für Klinik-Personal: „Das führt zu Verdruss“
Coronavirus
Dass das Klinik-Personal frühestens Ende Januar Impfdosen erhalten soll, sorgt am Klinikum Lünen/Werne für „Verdruss“. Der Minister nannte jetzt den 18. Januar, es gibt noch ein anderes Datum.
Die Amtsapothekerin des Kreises Unna habe auf Nachfrage für die Klinik-Beschäftigten im Katholischen Klinikum Lünen/Werne keine gute Nachricht gehabt: Aufgrund der zugeteilten Corona-Impfdosen und der Priorisierung für Seniorenheime erhielte das Klinik-Personal frühestens Ende Januar Impfdosen. Geschäftsführer Axel Weinand nannte das einen „Schlag ans Kontor“, da gerade Klinik-Mitarbeiter täglich einem Ansteckungsrisiko ausgesetzt seien. Sie hätten enttäuscht reagiert, mehr als 90 Prozent wollen sich impfen lassen. Zum Klinik-Verbund gehören das St.-Marien-Hospital Lünen und das St.-Christophorus-.Krankenhaus Werne.
Das NRW-Gesundheitsministerium erklärte auf Anfrage der Redaktion, Nordrhein-Westfalen konzentriere sich aufgrund der zunächst sehr limitierten Impfstoffmengen auf die Impfung in Pflegeinrichtungen. Die Bewohnerinnen und Bewohner hätten das mit Abstand größte Risiko schwer zu erkranken oder daran zu sterben. Das Ministerium nannte in seiner Antwort die 3. Kalenderwoche, in der Beschäftigte exponierter Bereiche wie Intensivstationen, Notaufnahmen oder Rettungsdienste Impfstoff erhalten sollten.
Informationspolitik führt zu Verdruss
Am Montagmittag hatte das Ministerium in einer Presseerklärung mitgeteilt, Klinikpersonal würde ab dem 18. Januar geimpft. Während Weinand gar nicht kritisiert, dass Senioren zuerst geimpft werden, fordert er dennoch auf, die Impfstrategie zu überdenken.
Die 3. Kalenderwoche könne auch der 22. Januar bedeuten. „Wir wollen uns bestimmt nicht um ein paar Tage streiten“, so Weinand, aber die derzeitige Informationspolitik führe bei dem äußerst sensiblen Impfthema zu Verunsicherung und zu großem Verdruss.
„Ärgerlich wird es dann, wenn ich gestern von Kollegen aus Schleswig-Holstein erfahre, dass das Klinikpersonal bis zum 14. Januar durchgeimpft sein wird. Dann haben wir noch nicht mal angefangen. Ein Hoch auf den Föderalismus“, kommentiert Weinand.
Niederlande ziehen Klinik-Personal vor
In den Niederlanden wird übrigens nach einer Welle der Kritik der Impfstart für das Klinik-Personal vorgezogen. Zwei Tage eher als geplant sollen in dem Nachbarland ab Mittwoch (06.01.) zunächst Pfleger und Ärzte von Corona-Patienten geimpft werden.
Krankenhäuser und Notfallmediziner hatten in der vergangenen Woche massiv gefordert, dass ihre Mitarbeiter als erste geimpft werden sollten. Wegen des großen Zustroms an Covid-19-Patienten und erheblichen Personalausfällen könnten die Kliniken in dem Nachbarland dem Druck kaum noch standhalten.
Am Katholischen Klinikum Lünen/Werne sind derzeit 50 Mitarbeiter erkrankt, allerdings nicht alle an Corona. Axel Weinand sagt zu der Impfpolitik des Landes: „NRW bleibt Schlusslicht. Schade(n)“.
Lünen ist eine Stadt mit unterschiedlichen Facetten. Nah dran zu sein an den lokalen Themen, ist eine spannende Aufgabe. Obwohl ich schon lange in Lünen arbeite, gibt es immer noch viel zu entdecken.
