Das Krankenhaus von Dr. Samuel Okae in Accra (Ghana) wächst und wächst. Ermöglicht wird das durch unzählige Spenden aus Lünen. © privat
Containertransporte
Krankenhausbau in Ghana: Wie Spenden aus Lünen das Projekt unterstützen
Mit Leidenschaft engagiert sich die Lünerin Peggy Griewel für den Bau eines Krankenhauses in Ghana. Sie sammelt Spenden, organisiert Transporte, akquiriert Helfer - selbst in Corona-Zeiten.
Peggy Griewel aus Lünen-Gahmen ist ein Phänomen. Die zierliche Person ist ein Energiebündel und absolutes Organisationsgenie. Das Corona-Virus konnte sie in diesem Jahr allenfalls ausbremsen, aber bei weitem nicht aufhalten. So engagierte sie sich mit Herzblut für den Bau einer Klinik in Ghana - und hilft dem Dortmunder Arzt Dr. Samuel Okae dabei, seinen Lebenstraum zu erfüllen: eine eigene Klinik nach westlichem Standard in seinem Heimatland.
Ein Luftbild vom Krankenhausgebäude. Ein Großteil des dort verbauten Materials wurde von Deutschland aus mit Seecontainern (links) dorthin verschifft. © privat
Okae will Kinder kostenlos behandeln
Diesen Traum hat Dr. Samuel Okae seit seinem Studium. Mit 20 war er nach Deutschland gekommen, um hier zu studieren und „ein besserer Arzt“ zu werden. Über den Deutschen Akademischen Austauschdienst nahm der damalige Medizinstudent an der Berliner Charité an einem Malaria-Projekt in Ghana teil – und erlebte Fürchterliches. Gesunde Kinder wurden erst dann entlassen, wenn ihre Eltern die Kosten für Behandlung und Medikamente bezahlt hatten. Die ständige Gefahr einer Ansteckung oder Wiederinfizierung vor Augen, gaben Okae und andere Studenten Geld, um die Kosten der Behandlung zu übernehmen. „Damals sagte ich mir, wenn du wirklich einmal Arzt bist, dann musst du daran was ändern“, erzählt er. Heute steht seine Klinik in einem Vorort von Accra - auch wenn sie noch nicht wie geplant in Betrieb gehen konnte.
Diese Zeitspende war Gold wert
Peggy Griewel war noch nie in Accra, der Hauptstadt Ghanas, aber sie kennt im wahrsten Sinne des Wortes jeden Stein, jede Fliese und jedes andere Interieur der neugebauten Klinik. Als sie von Okaes Traum erfuhr, rief sie ihn an. „Ich konnte ihn nicht finanziell unterstützen, aber ich konnte alles andere“, sagt die 63-Jährige, die Dr. Samuel Okae inzwischen einen Großteil der Organisation abnimmt, denn der Chirurg will seine Klinik überwiegend durch Spenden bauen.
Corona bremst das Projekt aus
Dass dieses Jahr besonders war, das merkten auch Peggy Griewel und Dr. Samuel Okae. „Die Pandemie hat uns ausgebremst“, erzählt Peggy Griewel, auch wenn in Ghana selbst etliches errichtet werden konnte. „Das Erdgeschoss ist gefliest, die Bettensäle sind mit Fliesen ausgelegt. Aber es hakt bei den Bädern“, erzählt die Lünerin. Die Sanitäranlagen und Armaturen stammen komplett aus deutschen Spenden – „und Dr. Okae möchte, dass die auch fachgerecht von deutschen Handwerkern montiert werden, damit alles funktionstüchtig ist“, verrät Peggy Griewel. Das wäre in normalen Zeiten kein Problem, allerdings hält das Reiseverbot die ehrenamtlich tätigen Helfer seit April hier fest.
Den humanitären Helfern kann Griewel dennoch nicht genug danken. „Die fliegen auf eigene Kosten runter, zahlen die Unterkunft aus eigener Tasche und arbeiten dort auch noch ehrenamtlich für uns. Fliesenleger, Maler, Installateure sitzen quasi in den Startlöchern und warten, dass sie endlich wieder reisen können. Das ist schon wunderbar.“
Vom Röntgengerät bis zur Apothekeneinrichtung
Riesig ist auch ihre Freude über die nach wie vor ungebrochene Spendenfreudigkeit der Lüner und vieler anderer. Eine Apotheke konnte komplett abgebaut werden, das Interieur aus aufgelösten Arztpraxen konnte übernommen werden und es gab komplexe Röntgengeräte und Sterilisationsanlagen, wenn die heimischen Krankenhäuser neue Geräte anschafften.
Die Seecontainer sind voll beladen. Das ordentliche Packen ist in Corona-Zeiten jedoch schwierig. Es bräuchte viele helfende Hände, doch derzeit sind sogar nur zwei Personen erlaubt. © Peggy Griewel
THW muss am Container anpacken
Die in Lünen stehenden Sammelcontainer füllten sich zusehend - und einer ließ sich am Ende nicht mehr schließen. „Eine Unnaer Firma stellte uns dann kostenlos Ketten zur Verfügung, die wir um den Container wickeln und dann mit einem Schloss sichern konnten. So nahm der Spediteur den Container allerdings nicht mit - und richtig verschließen ließ er sich auf Anhieb nicht. „Das THW Lünen hat eine nächtliche Übung bei uns gemacht, den Container in deren Verlauf angehoben und für uns verschlossen“, dankt Peggy Griewel den Männern und Frauen vom Technischen Hilfsdienst, die dem Namen alle Ehre machten.
Zahl der erlaubten Helfer ist begrenzt
Weitere Container nun nach Ghana zu verschiffen, ist nicht leicht. Vor dem Transport müssen die ordentlich gepackt sein – und mit maximal zwei Leuten, die sich treffen dürfen, ist das in diesen Wochen nicht zu schaffen. Zwar ging ein Container kürzlich noch auf die Reise. „Aber die Reihenfolge stimmt jetzt nicht mehr“, bedauert Griewel, dass die in Ghana in der Warteschleife hängen werden, bis der eigentlich richtige Container dort eingetroffen ist. Der steht aber noch in Lünen.
Schiebetüren und -elemente werden noch gesucht
Dennoch wächst das Krankenhaus zum Zugucken – und vor Ort wird getan, was getan werden kann. Der Innenausbau läuft, selbst das Erdgeschoss eines für die Zukunft geplanten Anbaus existiert schon - weil es sonst keinen Platz für die vielen gespendeten medizinischen Geräte gäbe. „Hier in Deutschland haben wir inzwischen ein Schneeballsystem“, freut sich Griewel über den großen Erfolg der Spendenaktion. Was nun noch benötigt würde wären Schiebetüren oder entsprechende Elemente, auch Türen für OP-Säle.
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