Klinikum in Lünen: Kapazität an der Grenze, neue Patienten kommen dennoch

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Klinikum in Lünen: Kapazität an der Grenze, neue Patienten kommen dennoch

rnSt. Marien Hospital

Die Lage im Lüner St. Marien Hospital bleibt angespannt. RS-Virus und Corona sorgen für volle Auslastung im Infektionsbereich. Auch die Besucherregeln werden demnächst wohl wieder verschärft.

Lünen

, 12.11.2021, 17:45 Uhr / Lesedauer: 2 min

Dass Dr. Berthold Lenfers, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin am St. Marien Hospital, am Freitag (12.11.) Zeit für ein Gespräch zur Lage findet, ist ein Zufall der zur Lage passt. Eine eigentlich geplante Operation fiel kurzfristig aus, weil der Patient positiv auf Corona getestet wurde.

Ein Nebenschauplatz mit Blick auf die Lage des Marienhospitals im Infektionsbereich. Die Kapazitätsgrenze dort ist erreicht, die Klinik aktuell abgemeldet für die Notfallversorgung von Infektionskrankheiten. „Wenn wir nur die Coronapatienten hätten, wäre das noch kein Problem“, erklärt Dr. Lenfers auf Anfrage.

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Getrennte Bereiche für verschiedene Infektionen

Sechs Patienten mit Covid-19 werden im Marienhospital zurzeit stationär behandelt, einer auf der Intensivstation. In fünf Fällen handelt es sich um Impfdurchbrüche. Hinzu kommen vier weitere Patienten mit dem RS-Virus (Respiratorische Synzytial-Virus), das ebenfalls grassiert, und zwei Tuberkulose-Fälle. RSV ähnelt der Influenza und sorgt für akute Erkrankungen der oberen und unteren Atemwege.

Auch eine organisatorische Herausforderung: „Wir können Patienten mit unterschiedlichen Infektionen nicht zusammenlegen, außerdem gilt die Geschlechtertrennung.“

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Weitere Notfallpatienten mit Infektionserkrankungen werden, trotz Abmeldung, aber dennoch ins Marienhospital gebracht. Das sei laut Lenfers auch richtig so. „Der Notarzt entscheidet vor Ort, wohin der Patient zur Erstversorgung kommt und ob er zum Beispiel noch nach Unna transportiert werden kann.“ Weitere Verlegungen nach der Erstaufnahme habe es bisher, glücklicherweise, noch nicht gegeben.

Verschiebung von OPs werden kommen

Auch planbare Operationen hätten nicht häufiger verschoben werden müssen als normal. „Das wird aber kommen“, ist der Chefarzt sich sicher.

Auch mit Blick auf die Charité in Berlin, bei der seit Dienstag wieder elektive OPs verschoben werden. „Das wird auch uns treffen, wenn wir uns den Verlauf der vierten Welle anschauen“, so Lenfers.

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Die Infektionszahlen in NRW und im Kreis Unna steigen - mit zeitlicher Verzögerung - ähnlich stark an, wie im Rest des Landes. Noch liegt die Inzidenz im Kreis unter 200 (Stand Freitag: 129,6), in Süd- und Ostdeutschland liegt sie Teils schon über 1000.

Strengere Besucherregeln geplant

Das Marienhospital wird reagieren. Etwa mit der Umwidmung von Stationen zu Infektionsbereichen. „Das können wir. Dann werden wir auch über Kürzungen im Elektivbereich sprechen müssen.“

Und auch die Besucherregeln werden wohl bald wieder verschärft. Das werde gerade hausintern abgestimmt. Bei Inzidenzen von über 1000 liegt die Wahrscheinlichkeit, einen Besucher mit Coronainfektion ins Krankenhaus zu lassen, bei über einem Prozent. „Das ist dann wie russisch Roulette“, sagt Lenfers. Mittlerweile sei es immer schwieriger, dafür Verständnis von Besuchern zu bekommen: „Wir machen das aber nicht, um die Menschen zu ärgern.“