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Fehlende Masken: Gesundheitsamt schickt ganze Lüner Klassen in Quarantäne
Coronavirus
Die Zahl der Neuinfektionen im Kreis Unna steigt rasant an. Wieder sind auch in Lünen viele neue Fälle gemeldet worden. Insbesondere in den Schulen treten gehäuft Infizierungen auf.
Die Infektionslage im Kreis Unna bereitet dem Kreis-Gesundheitsdezernenten Uwe Hasche „tiefe Sorgen“. So äußerte er sich Dienstagmorgen (9.11.) im Kreistag in Unna. Mit ein Treiber der Entwicklung im Kreis Unna seien zuletzt Infektionsfälle an Schulen. Hasche verwies mit Stand Dienstagmorgen auf 59 Schulklassen mit Covid-19-Infektionen im gesamten Kreisgebiet.
Am Mittwochvormittag meldet der Kreis insgesamt 44 Schulen, in denen 64 aktive Fälle aufgetreten sind. In Lünen sind 13 Schulen mit 22 positiven Schülern und 69 Quarantänen betroffen.
Eine davon ist das Freiherr-vom-Stein-Gymnasium. Allein am Dienstag und Mittwoch (9. und 10.11.) wurden sieben neue Fälle festgestellt und zwei gesamte 5. Klassen kollektiv in Quarantäne geschickt. Das Gesundheitsamt spricht von einem dramatischen Geschehen. „Gerade in den unteren Klassen sind es einige, die von ihrem Recht, auf Masken zu verzichten, Gebrauch machen“, berichtet der kommissarische Schulleiter Wilhelm Böhm. „Seit der Aufhebung der Maskenpflicht in der vergangenen Woche gibt es einen signifikanten Anstieg.“ Dabei bereitet ihm große Sorge, dass eben ganze Klassenverbände in Quarantäne geschickt wurden. „Das ist wirklich eine beängstigende Entwicklung. Wir sind uns ja alle einig, dass der Präsenzunterricht das Mittel der Wahl ist und jetzt sind erneut ganze Klassen aus ihrem Alltag und ihren Strukturen gerissen.“
Mehrere Infektionsherde
Um festzustellen, wer in Quarantäne muss, sei es für das Gesundheitsamt aktuell wichtig, welcher der Schüler keine Maske getragen hat. Die drastische Maßnahme sei die Konsequenz darauf, dass eben nicht alle Kinder Maske getragen haben, so Böhm. Positiv getestete Kinder saßen an verschiedenen Stellen im Klassenzimmer, sodass es mehrere Infektionsherde gab, bei denen sich Kinder ohne Maske angesteckt haben könnten.
„Hier brennt auf jeden Fall die Luft“, kommentiert Wilhelm Böhm die Lage. In einem Elternbrief wendet er sich am Mittwoch noch einmal an die Elternschaft: „Angesichts dieser Bedeutung des Maskentragens und angesichts der dramatischen Entwicklung bitte ich die Familien, deren Kinder bisher am Sitzplatz in der Klasse keine Maske tragen, noch einmal zu überdenken, ob sie künftig nicht doch auf freiwilliger Basis auch im Klassenraum Maske tragen sollen“, heißt es darin.
An der Leoschule wiederum gab es während der ganzen Pandemie nur einen positiven Fall. Schulleiter Matthias Flechtner gibt sich ganz gelassen: „Das gesamte Team, also Lehrer und OGS-Mitarbeiter, ist doppelt geimpft und am Freitag haben wir kollektiv einen Termin zur Booster-Impfung. Wir tun also ganz viel, um uns alle zu schützen.“ Und die Kinder seien von allen Menschengruppen in Deutschland diejenige, die durch die häufigen Tests am besten geschützt sind.“
Andernorts hat man ganz andere Probleme: „Wir haben Corona-Fälle, aber nicht überproportional und ich kann keine Veränderung zu der Zeit vor Wegfall der Maskenpflicht feststellen“, äußert sich Reinhold Bauhus, Leiter der Käthe-Kollwitz-Gesamtschule. Aktuell gibt es einen positiven Fall. Vorletzte Woche - vor Wegfall der Maskenpflicht im Unterricht - war eine ganze Klasse in Quarantäne.
Grippewelle wegen Lüften
„Wir haben mehr das andere Problem, nämlich dass wir in unseren Containern wirklich frieren. Durch das permanente Lüften herrschen hier nur um die zwölf Grad.“
Im Zuge der energetischen Sanierung der Schule wurden 22 Container aufgestellt, in denen die Schüler jetzt unterrichtet werden. „Und wir müssen laut CO2-Ampel wirklich oft lüften“, fügt Bauhus hinzu. Dass die heftige Grippewelle, mit der die Schule konfrontiert ist, damit im Zusammenhang steht, sei nicht von der Hand zu weisen. „Wir überlegen schon heißen Tee auszugeben. Aber ich ärgere mich nicht mehr, das habe ich abgestellt.“
In und um Stuttgart aufgewachsen, in Mittelhessen Studienjahre verbracht und schließlich im Ruhrgebiet gestrandet treibt Kristina Gerstenmaier vor allem eine ausgeprägte Neugier. Im Lokalen wird die am besten befriedigt, findet sie.
