Riesige Freude bei den beiden Gewinnern der Lüdia und ihrer Tochter Emilia. Ulrike Franke und Michael Loeken gewannen mit ihrem Dokumentarfilm „We Are All Detroit“. © Blasczyk

31. Kinofest Lünen

Kinofest-Bilanz: Viele treue Zuschauer und große Emotionen in Lünen

Fünf Tage Kinofest und der Neustart ist gelungen: Am Samstag (27.11.) zogen die Veranstalter in der Cineworld Bilanz und großartige Gewinner ließen sich zu Recht sehr emotional feiern.

Lünen

, 27.11.2021 / Lesedauer: 4 min

Damit hätten Ulrike Franke und Michael Loeken nicht gerechnet, als sie einen Tag nach der Präsentation ihrer neuen Doku „We Are All Detroit“ wieder in die Cineworld kamen - eine Stunde später hielten sie im größten Kinosaal die „Lüdia“ in den Händen. Denn die engagierten Dokumentarfilmer, die schon manches Mal beim Kinofest zu Gast waren, holten den mit 15.000 Euro dotierten Filmpreis der Stadt Lünen. Das Lüner Publikum fungierte auch beim 31. Kinofest Lünen als Jury.

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Ulrike Franke rang sichtlich um Fassung, als sie sich bedankte: „Dokumentarfilme haben es im Kino oft schwer. Ich bin ziemlich überwältigt.“ Ihr Dank galt „den Leuten, die ans Kino glauben“, denn so ein Austausch funktioniere nur an Orten wie dem Kino. Und sie versprach: „Wir kommen wieder nach Lünen“, bevor sie Tochter Emilia Loeken umarmte, die die gute Nachricht sofort in der Familien-Whats App-Gruppe verbreitete und die auch bei den Dreharbeiten für den Lüdia-Gewinner in den USA mit dabei gewesen ist.

Höhen und Tiefen

Dass die Entstehung eines Dokumentarfilms ein langer Weg sei, der auch viele Höhen und Tiefen beinhalte, sagte Michael Loeken: „Wenn das so gelingt, das macht uns glücklich.“ Als Filmemacher hätten sie sich sehr wohlgefühlt in der Cineworld und „auch in dieser Stadt.“ Sein Dank ging ans Publikum, dass sich von „We Are All Detroit“ so hatte begeistern lassen.

Der Dokumentarfilm zeigt, wie sich das Ende der Automobilindustrie sowohl in Bochum als auch in Detroit auf die Städte, vor allem aber auf die Menschen dort auswirkt. Immer wieder fasziniert Franke und Loeken der Strukturwandel im Ruhrgebiet, dem sie schon mehrere Filme gewidmet haben. Auf Platz 2 bei der Lüdia kam „Monte Verita“ von Stefan Jäger und auf Platz 3 „Alles in bester Ordnung“ von Natja Brunckhorst.

„Das ist wie Weihnachten“

Unerwartet war die Auszeichnung beim Kinofest auch für Schauspielerin Ulrike Willenbacher, die die Hauptrolle im Film „Monday um Zehn“ spielt und dafür von der Schauspiel-Jury ausgezeichnet wurde. „Das ist wie Weihnachten. Es gibt doch so viele tolle Schauspieler“, sagte sie. Sie hatte sich um 6.30 Uhr in den Zug gesetzt, um rechtzeitig zur Preisverleihung in Lünen zu sein. Der Preis ist mit 3000 Euro dotiert.

Die Jury und die Gewinnerin des Schauspielpreises Ulrike Willenbacher (2.v.l.): Kais Setti, Erica von Moeller und Oliver Schwabe (v.l.). © Günter Blasczyk

Die Jury mit Schauspieler Kais Setti und den Regisseuren und Dozenten Erica von Moeller und Oliver Schwabe hatte fasziniert, wie Ulrike Willenbacher ihren Rollencharakter schon in Gesten und Blicken verkörpert und ihrer Figur eine „ungeahnte Kraft und Stärke“ verleiht. Eine lobende Erwähnung erhielt der albanische Schauspieler Florist Bajgora für seine Leistung in dem Film „Geborgtes Weiß“.

Doppelte Auszeichnung

Doppelt ausgezeichnet wurde sozusagen Schauspielerin Anke Sevenich, allerdings als Regisseurin. Ihr Kurzfilm „Klabautermann“ hatte das Publikum in der Kurzfilmnacht überzeugt und sie wurde schon in der Nacht zu Samstag im Kinosaal als Siegerin geehrt. Bei der offiziellen Verleihung überreichte ihr Carola Deinhart-Auferoth vom City Ring den mit 3000 Euro dotierten Preis. „Danke an die Leute, die weiter Kino machen, das wird uns retten“, so Anke Sevenich.

Einen großen Auftritt hatten auch vier Schülerinnen der Käthe-Kollwitz-Gesamtschule. Anna Weißer, Julie Haxha, Shaima Rhendour und Zeinab Farhat bildeten die Schülerinnen-Jury, die als Gewinner der mit 5000 Euro dotierten „Rakete“ den Familienfilm „Träume sind wie wilde Tiger“ auswählten.

Schauspielerin Nina Petri nahm die "Rakete" stellvertretend für den Regisseur entgegen. Die Schülerinnen-Jury hatte sich für den Film "Träume sind wie wilde Tiger" entschieden. © Günter Blaszczyk

„Würden sogar dafür bezahlen“

Weil sie alle Bollywood-Filme mögen und sich diesen Film sogar mehrmals ansehen würden, sogar „wenn wir dafür bezahlen müssen“. Schauspielerin Nina Petri nahm den Preis für Regisseur Lars Montag vom stellvertretenden Landrat Martin Wiggermann entgegen. Montag dreht in Berlin und bedankte sich per Videobotschaft.

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Die beiden Kino-Betreiber und neuen Kinofest-Veranstalter Meinolf Thies und Lutz Nennmann dankten der neuen künstlerischen Leiterin Sonja Hofmann, die Bürgermeister Jürgen Kleine-Frauns als „wahren Glücksfall“ für das Kinofest bezeichnete, dem Team um den operativen Leiter Max Biela und den vielen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, ohne die das Festival nicht hätte stattfinden können.

Die beiden Kinofest-Veranstalter Meinolf Thies (l.) und Lutz Nennmann bedankten sich bei ihren Frauen Petra Nennmann (2.v.r.) und Anja Thies für deren Geduld in den vergangenen Wochen. © Günter Blaszczyk

Nennmann und Thies bedankten sich auch bei ihren Frauen Petra und Anja, die in den vergangenen Monaten viel Verständnis aufbringen mussten, damit dieses Festival stattfinden konnte.

Mehr als 3000 Besucher kamen in die Cineworld

Die Zuschauer haben „ihr“ Kinofest nicht im Stich gelassen. Mehr als 3000 Zuschauer kamen in den fünf Tagen trotz Corona-Maßnahmen in die Cineworld. „Was wir seit Dienstag an Lob und Zuspruch bekommen haben, war toll“, so Nennmann im bunten 70er-Jahre-Hemd („Kino ist bunt, Corona ist eine Spaßbremse und wir haben es trotzdem geschafft“).

Lutz Nenmann (l.) und Meinolf Thies gratulierten sich zur Volljährigkeit als Betreiber der Cineworld. © Günter Blaszczyk

Sonja Hofmann dankte in der Abschlussveranstaltung, die von Peter G. Dirmeier und Antje Knapp gewohnt unterhaltsam moderiert wurde, allen Unterstützern, den Teams und auch dem Bürgermeister, der mit seiner Frau an jedem Festivaltag im Kino war und sich Filme angeschaut hat.

Das Kinofest-Team um Nennmann, Thies und Hofmann wird sich am Dreikönigstag (6.1.) treffen, um den Startschuss für das 32. Kinofest 2022 zu geben. „Wir wollen miteinander sehen, was gut war, was man anders machen kann“, so Nennmann. Natürlich könne man die Besucherzahlen nicht mit denen des Vor-Corona- und Jubiläumsjahres 2019 vergleichen, so Thies. Wohl aber mit den anderen Standorten in Städten vergleichbarer Größe, in denen derzeit „normales“ Kinoprogramm läuft. Thies: „Von Dienstagabend bis Samstagmittag hatten wir mit dem Kinofestteil in der Cineworld den dreifachen Zuspruch.“

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