
Praveen Mummadi war zehn Jahre lang als Seelsorger in der Pfarrei St. Marien tätig. Jetzt geht er zurück in seine indische Heimat. © Mummadi
Indischer Seelsorger Mummadi: Trage Erfahrungen aus Lünen im Herzen
Abschied von St. Marien
Es wird kein Abschied für immer - das hofft Praveen Mummadi. Nach zehn Jahren sagt der Seelsorger der St. Marien-Gemeinde adieu und kehrt in seine indische Heimat zurück. Aus gutem Grund.
Nur noch wenige Wochen, dann sagt Praveen Mummadi den Menschen in der katholischen Kirchengemeinde St. Marien auf Wiedersehen. Am 14. August verabschiedet sich der indische Seelsorger in der Messe um 11 Uhr in St. Marien von der Gemeinde. Zwei Wochen später steigt der 47-Jährige dann ins Flugzeug zurück in seine indische Heimat.
„Dann sind es genau zehn Jahre, die ich in Lünen verbracht habe“, so Mummadi. Im Mai 2012 kam der katholische Geistliche nach Deutschland, absolvierte zunächst vier Monate lang einen Sprachkurs im Kreis Wesel. Im August 2012 zog er dann nach Lünen, begann seinen Dienst in St. Marien, begrüßt vom damaligen Gemeindepfarrer Clemens Kreiss.
Dessen Nachfolger, Pfarrer Michael Mombauer, hätte seinen indischen Kollegen gerne noch länger in der Pfarrei behalten. „Aber er hat auch Verständnis dafür, warum ich in meine Heimat zurück will“, so Mummadi. Er möchte sich mehr um seine Eltern kümmern. „Mein Vater ist 76, meine Mutter 74 Jahre alt. Wegen des Klimas in meiner Heimat wird man schneller älter und sie freuen sich, dass ich zu ihnen komme.“ Nach seiner Rückkehr will er zunächst eine Weile bei seinen Eltern bleiben und sie unterstützen.
Seine Schwester und sein Bruder leben zwar auch in Indien, aber viele Kilometer von den Eltern entfernt. In seinem Heimatbistum Kornool in Südindien gibt es derzeit keinen Bischof, aber der Bistumsverwalter hat Mummadi erlaubt, selbst zu entscheiden, in welcher Gemeinde er demnächst tätig sein will. „Auf jeden Fall in der Nähe meiner Eltern.“ Von Deutschland aus eine neue Gemeinde zu suchen, sei zu umständlich. Das wird er deshalb tun, wenn er zurück in seiner Heimat ist.

Vor zehn Jahren begrüßte der damalige Gemeindepfarrer von St. Marien, Clemens Kreiss (l.), Praveen Mummadi im Seelsorgerteam. © Quiring-Lategahn (Archiv)
Erziehung der Kinder anders als in Indien
Viele Erfahrungen wird er aus Lünen mitnehmen. „Die Erziehung der Kinder hier hat mir gut gefallen, sie ist anders als in meiner Heimat.“ In Deutschland seien die Kinder viel selbstständiger, lernen schwimmen und Fahrrad fahren. „Bei uns gibt es keine Fahrradstraßen und auch keine Schwimmbäder. Außerdem sind die Kinder bei uns bis zum 18. Lebensjahr sehr abhängig von den Eltern.“
Er selbst war in Lünen immer mit dem Fahrrad unterwegs. Und Mummadi schätzt das deutsche Wetter: „Hier wird man nicht so schnell müde wie in Indien, wo es immer sehr heiß um schwül ist.“
Auch die dienstlichen Gespräche hätten ihm viel bedeutet: „Bei den Trauergesprächen habe ich versucht, den Menschen Hoffnung und Kraft zu geben. Wichtig waren mir auch gerade Gespräche mit älteren Menschen, gerade, wenn diese einsam waren. Ich bin sehr stolz. dass ich zehn Jahre lang in der Gemeinde arbeiten konnte.“ Auch Gespräche mit jüngeren Menschen, beispielsweise vor Trauungen oder Taufen, bedeuteten ihm viel.

Pfarrer Praveen Mummadi gestaltete auch eine Bezirksmaiandacht des Kolping Bezirksverbands Lünen. © Michael Blandowski (Archiv)
Lüner wollen nach Indien reisen
Mummadi ist sicher, dass viele Kontakte auch nach seiner Rückkehr in seine 8700 Kilometer entfernte Heimat weiter bestehen werden. „Dank des Internets. Und wenn es die Möglichkeit gibt, würde ich mich freuen, wenn mich Menschen aus der Gemeinde in Indien besuchen.“ Einige Lüner hätten das auch schon vor.
Schwierig war es für Mummadi am Anfang, sich ans deutsche Essen zu gewöhnen: „In Indien essen wir keine kalten Speisen oder Salat. Inzwischen esse ich das aber sehr gerne.“
Ist Familienmensch und möchte zurück
Gern wird er auch an die gute Zusammenarbeit mit den Kollegen im Seelsorgerteam von St. Marien zurückdenken. „Ich hätte hier bleiben können, aber die Kollegen wissen, dass ich ein Familienmensch bin und deshalb zurück möchte.“ Die vielen positiven Erfahrungen in Lünen werde er für seinen Dienst in Indien nutzen: „Die vielen Gespräche mit den Menschen hier habe ich in meinem Herzen. Ich bin stolz auf die Begegnungen mit den unterschiedlichsten Leuten verschiedener Generationen.“
Beate Rottgardt, 1963 in Frankfurt am Main geboren, ist seit 1972 Lünerin. Nach dem Volontariat wurde sie 1987 Redakteurin in Lünen. Schule, Senioren, Kultur sind die Themen, die ihr am Herzen liegen. Genauso wie Begegnungen mit Menschen.
