Herbert Knebel und sein Affentheater waren am Freitag und Samstag "außer Rand und Band", und das Publikum auch.

Herbert Knebel und sein Affentheater waren am Freitag und Samstag "außer Rand und Band", und das Publikum auch. © Diethelm Textoris

Herbert Knebel Affentheater in Lünen: „Wir sind außer Rand und Band“

rnHeinz-Hilpert-Theater

Das „Affentheater“ mit Herbert Knebel hat Kultstatus. Zu Pfingsten gastierte der Pott-Komiker samt Ensemble im Heinz-Hilpert-Theater in Lünen und lieferte eine der besten Shows seit Jahren.

Lünen

, 07.06.2022, 14:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Ein echtes „Affentheater“ wurde am Pfingstwochenende im Heinz-Hilpert-Theater geboten. Denn dort gastierten am Freitag und Samstag Herbert Knebel und seine Mitstreiter mit dem Programm „Außer Rand und Band“. Passend dazu gleich rockige Musikstück zum Auftakt, in dem es heißt: „Wir sind außer Rand und Band, wir bringen uns selbst um den Verstand.“ Beim gleichnamigen Film haben die sogenannten Halbstarken in den 50er Jahren die Lichtspielhäuser demoliert. So weit gingen die Lüner Theaterbesucher zwar nicht, aber die Wort- und Musikbeiträge lösten immer wieder Lachsalven und Begeisterungsstürme aus.

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Seit 34 Jahren stehen die Akteure als Affentheater auf der Bühne, anfangs noch im Bürgerhaus in Brambauer und schon sehr früh im Hilpert-Theater. Inzwischen sind sie so alt, wie sie damals vorgaben zu sein. Trotzdem gönnten sie sich und dem Publikum keine Verschnaufpausen. „Ach das ist ja gar kein Tropf“, meinte Herbert beim Festhalten am Mikrofonständer. Es blieb bei der bewährten Rollenverteilung, wobei man schnell vergaß, dass alle vier ja als Kunstfiguren agierten.

Super-Macho und Trainer mit Kastratenstimme

Ozzy Ostermann (Georg Göbel-Jacobi) war der Super-Macho, der sich auch als solcher in Worten und Posen präsentierte, der immer wieder sein Hawaii-Hemd in die Hose stecken und die Perücke gerade rücken musste. In den Musikbeiträgen zeigte er, was für ein hervorragender Gitarrist er ist. Detlef Hinze war der Trainer, der mit einer Kastratenstimme und seinen naiven Fragen und Statements die anderen manchmal sprachlos machte. Als Schlagzeuger gab er den Takt vor. Ernst Pichl (Martin Breuer) trug wie ein Oberlehrer seine Seriosität nach außen. Als Bassist scheute er sich nicht, sein Solo-Können auch mal kurz mit „Hänschen Klein“ zu zeigen.

Herbert Knebel sang als Tina Turner: "Ich stink wie die Pest", ein Parodie auf den Hit „Simply The Best“.

Herbert Knebel sang als Tina Turner: "Ich stink wie die Pest", ein Parodie auf den Hit „Simply The Best“. © Diethelm Textoris

Herbert Knebel, dargestellt von Uwe Lykow, fungierte wieder als Berichterstatter von kuriosen Situationen, in die er geraten ist und auch als Erklärer von Geschehnissen und gesellschaftlichen Phänomenen, dabei immer auf dem neuesten Stand der Technik. Als Kultfigur des Ruhrgebiets ist er absoluter Publikumsliebling, vor allem wegen seiner skurrilen Gedankengänge ohne die Boshaftigkeit und Hinterhältigkeit eines Alfred Tetzlaff. Einfach einer von uns.

Herbert Knebel als Tina Turner

Da berichtete er von einer gewonnenen Kreuzfahrt, bei der er zunächst die Luxuskabine bekam, weil seine Guste einem Scheich wie aus dem Gesicht geschnitten ähnlich sah, bei der sie seekrank wurden, obwohl das Schiff wegen Sturm gar nicht ablegte. Oder von seinen Erlebnissen mit Roboter Erwin. Er selbst braucht natürlich keinen Roboter, denn er hat ja seine Guste.

Ganz besonders glänzte er als Sänger und Frontmann des Affentheater Musikquartetts, die bekannte Rockklassiker mit neuen Texten versehen präsentierten. Aus Bowies „Let’s Dance“ wurde „Ich tanz“, mit der Feststellung „Leck mich am Arsch, was macht das Spaß“, aus Pink Floyds „Brick In The Wall“ ein Appell an die Politesse: „Hey Frollein, drück ein Auge zu“. Herbert mit vollem Körpereinsatz, tanzend, springend und Po und Hüften schwingend. Der Höhepunkt war dann zum Schluss Knebel als Tina Turner, wobei er sich sofort enttarnte, damit es keine Verwechslungen gab: „Ich bin’s doch, euer Herbert.“ Im Hinblick auf sein schrilles Kunststoffoutfit sang er „Ich stink wie die Pest“, wobei „Simply the best“ auch gepasst hätte, denn dieses temporeiche Affentheaterprogramm war das Beste seit Jahren.

Herbert Knebel sang als Tina Turner: "Ich stink wie die Pest", ein Parodie auf den Hit „Simply The Best“.

Herbert Knebel sang als Tina Turner: "Ich stink wie die Pest", ein Parodie auf den Hit „Simply The Best“. © Diethelm Textoris

Zuschauer Dominic Rieck meinte: „Die Gags waren gut auf den Punkt getroffen und nicht so bekannt und vorhersehbar wie bei einigen Comedyshows im TV. Ich hätte mir allerdings weniger Musik und noch mehr Knebel-Geschichten gewünscht.“ Horst Häger dagegen fand das Programm ausgewogen und insgesamt richtig Klasse. Irmhild Belter aus Dortmund resümierte: „Ich habe immer wieder Tränen gelacht und mich oft nicht mehr eingekriegt.“