Kirchenasyl in Lünen: Evangelische Gemeinde leistet Nothilfe für Frau aus Somalia

Kirchenasyl

Wegen frauenspezifischer Bedrohungen ist die junge Frau aus Somalia geflohen. Weil ihr jetzt die Abschiebung droht, hat sich die evangelische Gemeinde Lünen entschlossen, ihr Kirchenasyl zu gewähren.

Lünen

06.06.2022, 15:41 Uhr / Lesedauer: 2 min

Es ist nach langer Zeit das erste Mal, dass die evangelische Gemeinde in Lünen sich zu einem solchen Schritt entschlossen hat. Seit Mitte Mai gewährt sie einer jungen Frau aus Somalia auf ihre Bitte hin sogenanntes Kirchenasyl. Das ist eine Art Nothilfe von Kirchen: Dabei nimmt die Gemeinde vorübergehend einen geflüchteten Menschen auf - um so eine von den Gemeindemitgliedern als für die Schutzsuchenden an leib und Leben bedrohlichen Abschiebung zu verhindern.

Im jetzt aktuellen Lüner Fall geht es im eine Frau aus Somalia - sie ist 21 Jahre alt. Ihr droht laut Angaben der Kirchengemeinde die Abschiebung nach Schweden als „Dublinland“. Das sogenannte Dublin-Verfahren regelt, dass Asylbewerber in dem Land registriert werden, in dem sie die Europäische Union betreten - im Fall der Frau Somalia war das Schweden.

„Dort wurde ihr Asylantrag aber bereits abgelehnt, und sie muss mit einer Ausweisung nach Somalia rechnen - also das Land, aus dem sie wegen frauenspezifischer Bedrohungen geflohen ist“, erklärt die Kirchengemeinde.

„Gefahr für Leib, Leben oder Freiheit“

„Die kirchlichen Vertreter betonen, dass die Evangelische Kirche Kirchenasyl lediglich in einem individuellen humanitären Härtefall gewährt, bei der Gefahr für Leib, Leben oder Freiheit der betroffenen Person besteht. Der Evangelische Kirchenkreis Dortmund-Lünen-Selm und die Diakonie haben dies auch in diesem Fall geprüft und dem Presbyterium die Gewährung des Kirchenasyls empfohlen. Sie stehen der Gemeinde mit Rat und Tat zur Seite“, heißt es in der Pressemitteilung weiter.

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Laut Angaben der Gemeinde seien das zuständige Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) und die Lüner Ausländerbehörde vorab informiert worden. Denn ein Kirchenasyl, so der kreiskirchliche Beauftragte für Flüchtlinge Pfarrer Friedrich Stiller, sei kein Verstecken von Flüchtlingen und beanspruche keinen rechtsfreien Raum. Gemeinden, die ein Asyl gewähren, träten vielmehr zwischen Behörden und Flüchtlinge. Ein solches zeitlich befristetes Moratorium solle Gelegenheit schaffen, den Einzelfall zu überprüfen. „Um eine rechtliche Neubewertung zu erreichen, wird der jetzige Fall über die Westfälische Landeskirche der zuständigen Bundesbehörde vorgetragen“, so die Kirchengemeinde.

Ehrenamtliche unterstützen Frau aus Somalia

In den letzten Jahren gab es mehr als 250 Kirchenasyl- Anfragen an die Evangelische Kirche in Dortmund und Lünen. „Meist konnte den Betroffenen auf andere Weise geholfen werden, zum Beispiel durch Hilfe bei der Rechtsberatung oder eine Petition“, so die Kirchengemeinde.

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Das Lüner Kirchenasyl sei jetzt das fünfte im Kirchenkreis seit 2015. Bundesweit gibt es nach Auskunft des Netzwerks Asyl in der Kirche derzeit etwa 370 Kirchenasyle mit knapp 600 Personen.

Die Evangelische Kirchengemeinde Lünen hat ein Team aus Ehrenamtlichen und Mitgliedern des Pfarrteams gebildet, um die junge Frau für die Zeit ihres Kirchenasyls zu begleiten und sie zu betreuen.

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