Häusliche Gewalt: 14 Fälle pro Monat in Lünen

Tendenz steigend

Prügel, Misshandlungen, psychischer Druck und sogar Todesdrohungen: Häusliche Gewalt ist ein großes Problem - auch in Lünen. Die Polizei reagiert längst nicht mehr nur auf einzelne Taten: Pro Monat werden in Lünen rund 14 Fälle gemeldet, Tendenz steigend. Doch viele Opfer häuslicher Gewalt schweigen.

LÜNEN

, 08.03.2017, 07:27 Uhr / Lesedauer: 2 min

Dass die Polizei gegen ein weit verbreitetes Problem ankämpft, belegen diese Zahlen: 2015 reagierte die für Dortmund und Lünen zuständige Polizei auf 1328 Fälle. Ein Jahr später, also 2016, waren es 1423 Taten – ein Plus von mehr als 7 Prozent, berechnet für beide Städte.

In Lünen ist die Zahl der Fälle im Vergleich 2015 / 2016 von 157 auf 172 gestiegen – umgerechnet sind das rund 14 Fälle pro Monat. Dazu kommt eine Dunkelziffer. Denn viele Gewaltopfer schweigen. Kriminalhauptkommissar Jörg Stenczl vom Team der Opferschutzberater der Polizei spricht von einem „dauerhaft hohen Niveau“. Vielen Opfern gelingt der Ausstieg aus emotionaler und wirtschaftlicher Abhängigkeit nicht.

Auch psychischer Druck

In den meisten Fällen sind Männer für die Gewalt verantwortlich. Gewalt unter Senioren werde selten bekannt. Allerdings gibt es auch in dieser Altersklasse krasse Fälle. Dass Mütter ihre Kinder misshandeln, führte ebenfalls eher selten zu Polizeieinsätzen. Bekannt sind auch Fälle von häuslicher Gewalt, in denen die Täter massiv psychischen Druck ausüben, ohne dabei zuzuschlagen.

Die Polizei kann die Schläger aus der Wohnung verweisen und ein zehn Tage gültiges Rückkehrverbot aussprechen. Wer in Lünen gegen das Rückkehrverbot verstößt, muss 200 Euro bezahlen. Unabhängig von seinem Einkommen. In einer Stadt im Rheinland sind bis zu 1000 Euro fällig. Die Polizeipräsidien in NRW gehen bei der Höhe des Betrags nicht einheitlich vor.

Ein Opfer appelliert an andere Betroffene:

Unterdessen appellierte eine junge Frau aus Lünen, die von ihrem früheren Lebensgefährten über Monate verfolgt, bedroht und geschlagen wurde, vergangene Woche an andere Opfer: „Geht weg. Weg, einfach nur weg. Packt eure sieben Sachen und haut ab. Ihr müsst fliehen.“

Der 29-Jährige, der inzwischen in Dortmund in Untersuchungshaft sitzt, hatte der Frau Todesdrohungen ausgesprochen („Wenn ich dich nicht kriege, kriegt dich kein anderer“), hatte sie mit dem PKW verfolgt und am vergangenen Sonntag im Dortmunder Stadtteil Derne hinter der Lüner Grenze zwei Türen zu einer Wohnung einer Freundin des Opfers eingetreten, um die 25-Jährige zu misshandeln. Sie war ständig auf der Flucht vor dem Schläger und wechselte immer wieder die Schlafstellen.

Hilfe in Lünen:
Opfer oder Zeugen häuslicher Gewalt sollten in Notfällen sofort den Polizei-Notruf 110 wählen.
Beratungsstellen informieren die Opfer über ihre Rechte und bieten Auswege an.
Beratungsstelle für Frauen und Mädchen im Kreis Unna: Tel. (02303) 8 22 02.
Frauenhaus im Kreis Unna: Tel. (02303)  7 78 91 50.
Opferhilfe durch den Weißen Ring in Lünen: Tel. (02307) 2 61 12 16.
Fachbereich für Kinder, Jugend und Familie der Stadt Lünen: (02306)  104 15 42.
Ehe-, Familien- und Lebensberatung in Lünen: (02306) 30 17 12 14.
Opferschutz der Polizei: Tel. (0231)s 1 32 74 64.