Johannes Overmeyer ist Geschäftsführer der Grubenwehrvereinigung Victoria I/II Lünen und hat den Plan für den Kumpel-Umzug.

© Daniel Magalski

Grubenwehr in Lünen nimmt alles mit - vom Arschleder bis zur alten Emma

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Abbauen - das war und ist ihr Job. Kohle im Stollen damals, nun verstauen sie ihre Kumpel-Heimat in Kisten und Containern. Die Grubenwehr in Lünen freut sich aber auf eine Zukunft mit Chancen.

Lünen

, 23.02.2022, 19:30 Uhr / Lesedauer: 2 min

Johannes Overmeyer ist der Mann mit dem Plan für den Umzug der Grubenwehr. Der Geschäftsführer der Grubenwehrvereinigung Victoria I/II Lünen weiß, was Monat für Monat zu tun ist und hofft, alles verläuft auch nach Plan. Zeit haben die alten Kumpel bis Oktober.

Das Grubenwehrheim und das Gelände mit dem kleinen Birken-Wäldchen, die Heimat vieler ehemaliger Bergleute, muss dann leer sein, denn im Rahmen der Arbeiten für die Internationale Gartenausstellung (IGA) saniert die Stadt die Fläche. Grund sind nach städtischen Informationen Schadstoffe im Boden, auch rund um das Grubenwehrheim.

Kumpel verpacken hunderte Tonnen

Container stehen nun schon rechts und links vom Tor mit dem roten Grubenwehr-Symbol. Sie zu befüllen ist in den nächsten Wochen und Monaten das Ziel der Aktiven. Der Umzug der Bergleute unterscheidet sich dabei in einem wesentlichen Detail von anderen Umzügen: Im Gewicht.

Emma, die alte Grubenlok, kommt natürlich mit - inklusive der der ebenfalls alten Personenwagen.

Emma, die alte Grubenlok, kommt natürlich mit - inklusive der ebenfalls alten Personenwagen. © Daniel Magalski

Emma, die alte Grubenlok, Seilscheiben, Walzenrad, Verletztentransporteinheit und Ausbauschilde, das sind alles keine Kleinteile. Die Lok allein hat sechseinhalb Tonnen Gewicht und jedes Ausbauschild schlägt mit rund neuneinhalb Tonnen zu Buche. Overmeyer: „In Summe, zusammen mit unseren alten Stollen, dem Grubenfahrrad und Schienen sind das hunderte Tonnen.“

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Vorfreude auf die Zukunft

Ausrüstung wie die Helme, Kauenkörbe, Luftlampen oder die Arschleder, die früher die Hosen der Bergleute schützten und nun als Zierde an der Wand hängen, fallen da kaum noch ins Gewicht. Im Laufe der Jahre, in denen sie ohne Gelände sind, wollen sie unter anderem Teile der alten Maschinen restaurieren und wieder fit machen für die Öffentlichkeit.


Die Grubenwehr nimmt alles mit an den neuen Standort, der entsteht, so hoffen es die alten Kumpel, bis zur Internationalen Gartenausstellung 2027 nur rund fünfhundert Meter entfernt nahe der Westfaliastraße. „Kisten packen zu müssen, das tut natürlich auch weh, aber wir freuen uns auf die Zukunft und haben dazu einen wirklich guten Austausch mit der Stadt Lünen.“

Die Grubenwehrvereinigung hofft für den Umzug noch auf weitere Unterstützung, denn der Kern der Truppe, der aktiv mithelfen kann, umfasst nur rund zehn bis zwölf Personen.

Die Grubenwehrvereinigung hofft für den Umzug noch auf weitere Unterstützung, denn der Kern der Truppe, der aktiv mithelfen kann, umfasst nur rund zehn bis zwölf Personen. © Daniel Magalski

Ein Museum für den Bergbau soll das neue Domizil im Quartierstreff werden, mit einer Ausstellung im Außenbereich und einer eigenen Werkstatt - und natürlich Platz für Geselligkeit. Denn Kumpel sind immer Kumpel, ob nun unter oder über Tage.

Fahrt mit dem Grubenfahrrad

Ihre Sammlung der Bergbau-Exponate, viele davon Einzelstücke, kann sich sehen lassen, berichten Overmeyer und die anderen Kumpel nicht ohne Stolz. Im Umkreis sei der nächste Standort, der so etwas zu bieten habe, das bekannte Bergbaumuseum in Bochum.

„Schulklassen, die gerne etwas über den Bergbau erfahren wollen, sind jetzt noch eingeladen auf unser Gelände“, sagt Johannes Overmeyer. Für Geschichten rund um die Kumpel - und vielleicht auch eine Fahrt mit dem Grubenfahrrad - ist eben auch mitten im Umzug Zeit.

Grubenwehr freut sich über Bergbau-Exponate

Ein Bergmann kann aber wohl nie genug haben von den schönen alten Sachen, die an die Zeit der Zechen erinnern und deshalb hat Johannes Overmeyer eine Bitte: „Wer Bergbau-Exponate zu Hause hat und sie nicht mehr braucht, wirft sie bitte auf keinen Fall auf den Müll.“ Die Grubenwehrvereinigung freut sich über solche Sachspenden.

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Einen Grundstein für eine Zukunft mit der Chance, noch vielen Generationen von der Bergbau-Geschichte in Lünen und dem Pott erzählen zu können, legte die Grubenwehr in dieser Woche: „Das Finanzamt hat uns unsere steuerliche Unbedenklichkeit bescheinigt, unser Verein darf damit nun offiziell Spenden annehmen und Quittungen ausstellen“, erklärt Johannes Overmeyer.

SPENDEN UND KONTAKT
Spendenkonto der Grubenwehrvereinigung Victoria 1 / 2:

  • IBAN DE 47 4415 2370 001 1001 005
    Sparkasse an der Lippe
    BIC WELADED1LUN
Wer Bergbau-Exponate für die Grubenwehrvereinigung hat, meldet sich bei Geschäftsführer Johannes Overmeyer: Telefon 0157 / 82 11 57 00.