
Theo ist zwei Jahre alt. Im Familienurlaub auf Kreta wurde der aufgeweckte Knirps schwer krank. Jetzt hofft die Familie, dass der Kleine endlich zurück nach Deutschland geflogen werden kann. © Klink/Kita
Große Sorgen um kleinen Theo (2) aus Lünen: Hoffnung auf Transportflug
Tante organisierte Spendenaktion
Ein schwer kranker kleiner Junge berührt gerade viele Menschen in Lünen. Sie wollen helfen, damit Theo (2) aus Griechenland zurück nach Hause kann und hier behandelt werden kann.
Es sollte ein unbeschwerter, fröhlicher Familienurlaub auf Kreta werden. Doch es wurde ein Alptraum für die ganze Familie von Theo. Der niedliche Zweijährige wurde wenige Tage vor dem geplanten Rückflug schwer krank. Das ganze Leben der Lüner Familie geriet aus den Fugen. Katharina Link, die Schwester von Theos Mutter, startete eine Spendenaktion und ist sehr dankbar für die unerwartete große Unterstützung auch vieler ganz fremder Menschen.
Einen Tag nach dem dritten Geburtstag ihrer Nichte, Katharina Links Tochter, flogen Theos Eltern mit dem Zweijährigen und seiner kleinen Schwester nach Kreta. Der erste Urlaub zu viert, zusammen mit der Familie einer Freundin sollte besonders schön werden. 16 Tage später, am 30. Juni, wollte man zurück nach Deutschland fliegen. Doch dann bekam Theo Probleme mit dem Atmen, man vermutete eine Bronchitis, doch auch seine Lymphknoten am Hals waren angeschwollen. „Am Abend vor der Abreise ist Theo beim Inhalieren blau angelaufen und meine Schwester rief von der Ferienwohnung aus einen Krankenwagen“, so Katharina Link.
Theo kam ins Krankenhaus, wurde aber nach kurzer Zeit wieder entlassen. Auf dem Weg zurück ins Ferienquartier erlitt der Zweijährige einen Herzkreislauf-Stillstand. Seine Mutter, gelernte Altenpflegerin in Elternzeit, fuhr rechts ran und belebte ihren Kleinen am Straßenrand wieder, Theo war wieder bei Bewusstsein. Wieder alarmierte sie einen Krankenwagen, wieder kam das Kind ins Krankenhaus. Dort erlitt er erneut einen Herzkreislauf-Stillstand. „Vier Minuten kämpften die Ärzte um sein Leben, dann wurde er intubiert und ins künstliche Koma versetzt“, erfuhr Katharina Link von ihrer Schwester.
Bei der Cousine
Da war klar - die Lüner Familie konnte nicht wie geplant am 30. Juni zurückfliegen. Die Freunde kehrten wie geplant zurück, voller Sorge um Theo. Da die Ferienwohnung nicht über die gebuchte Zeit hinaus frei war, zogen Theos Eltern mit der Schwester, die am 13. Juli ein Jahr alt wird, in die Ein-Zimmer-Wohnung einer Cousine, die auf Kreta lebt. Der Mietwagen-Verleiher zeigte sich kulant und hilfsbereit: „Sie können das Auto so lange behalten, wie sie auf Kreta bleiben müssen.“
Im Krankenhaus wurden schnell Biopsien von Theos Knochenmark und Lymphknoten vorgenommen, um zu klären, warum er plötzlich solche Symptome zeigte. Die Diagnose war niederschmetternd - die Ärzte fanden einen Tumor, der auf die Lunge des Zweijährigen drückt. Theo leidet an einer seltenen Form von Leukämie. Um zu helfen, flog daraufhin die Mutter von Katharina Link zu Tochter und Schwiegersohn, weil sie Griechisch spricht.

Blick auf die Uniklinik in Münster. Hier soll Theo behandelt werden, wenn der Kleine von Kreta zurückgeflogen wird. © picture alliance/dpa
Theo soll so schnell es geht, zurück nach Deutschland, um in der Uni-Klinik Münster behandelt zu werden, denn dort arbeitet eine Medizinerin, die als führende Expertin für die seltene Form der Leukämie gilt, an der der kleine Junge leidet.
Spendenaktion
Da Theo weiter im künstlichen Koma liegt, auch um seinen kleinen Körper weniger zu stressen, kommt nur ein Bett-zu-Bett-Transport in einem speziellen Flugzeug in Frage. Als das klar war, startete Katharina Link im Internet einen Spendenaktion, informierte darüber auch im sozialen Netzwerk Facebook. Neben viel Zuspruch musste sie dort allerdings auch kritische Töne lesen. Warum die Familie denn um Spenden bitte, so was zahlen doch die Kranken- und Reiseversicherungen. „Der Partner meiner Mutter hat bei seiner Police nachgeschaut, er hat eine Superplus-Reiseversicherung, mehr als die Familie meiner Schwester. Doch selbst da war ein Rücktransport mit dem Flugzeug nicht vorgesehen.“
Immerhin 27.000 Euro kostet der Flugtransport zurück nach Deutschland. Dazu kommen 5000 Euro für Planung und Formulare. „Wir wissen auch noch nicht, wer die ganzen ambulanten Krankenfahrten auf Kreta zahlen wird. Dazu kommt, dass das Elterngeld meiner Schwester jetzt ausläuft, weil ihre Tochter nun ein Jahr alt wird und dass sich mein Schwager wegen Theo unbezahlt hat freistellen lassen. Die beiden haben also derzeit kein Einkommen“, so Katharina Link.
Verein will helfen
Man fühle sich „so hilflos. Ich hab das ganze Wochenende nur geheult, als ich die Spendenkampagne gestartet habe.“ Erst aus Verzweiflung, dann auch aus Dankbarkeit. Denn schon wenige Stunden nach Start der Kampagne waren bereits 11.000 Euro zusammengekommen. Innerhalb von 38 Stunden waren die Kosten für den Rettungsflug zusammengekommen. Auch der Verein „Lüner helfen Lünern“ wurde auf das Schicksal der Familie aufmerksam und sagte zu, zu helfen. „Ich habe auch so viele tolle, Mut machende Nachrichten erhalten, bin noch gar nicht damit fertig, mich bei allen zu bedanken.“
Das Schlimmste sei für sie, nicht vor Ort helfen zu können. Jetzt hofft die ganze Familie, zu der auch eine dritte Schwester gehört („wir sind alle sehr nah beisammen“), dass Theo tatsächlich diese Woche mit seinem Papa als Begleitperson nach Münster fliegen kann, seine Mama und die kleine Schwester würden mit einem normalen Flugzeug zurückkommen.
Das Zeitfenster ist nur kurz. Theo hat eine Therapie mit Cortison bekommen und auch schon den ersten Chemoblock hinter sich. Die zweite Chemo müsste am Freitag (15.7.) starten, am besten in Münster. Würde die Chemo auf Kreta beginnen, würde das für die Familie bedeuten, noch viel länger dort bleiben zu müssen. Katharina Link: „Die Verständigung mit den Ärzten läuft nur auf Englisch oder mit Dolmetscher, das ist sehr schwierig.“
Beate Rottgardt, 1963 in Frankfurt am Main geboren, ist seit 1972 Lünerin. Nach dem Volontariat wurde sie 1987 Redakteurin in Lünen. Schule, Senioren, Kultur sind die Themen, die ihr am Herzen liegen. Genauso wie Begegnungen mit Menschen.
