Die Arbeit von Rettungsdienst und Klinikpersonal werde völlig unterschätzt, sagt Udo Lange. Er musste am Montagnachmittag plötzlich in die Notaufnahme.

Die Arbeit von Rettungsdienst und Klinikpersonal werde völlig unterschätzt, sagt Udo Lange. Er musste am Montagnachmittag plötzlich in die Notaufnahme. © Fröhling/Preuß (A)

Udo Lange (64) über Lüner Notaufnahme: „Wahnsinn, wie im Taubenschlag“

rnSt. Marien Hospital

In der Notaufnahme liegen mitunter die Nerven blank. Mitarbeitende werden beschimpft oder angepöbelt, weil Patienten warten müssen. Udo Lange (64) kam per Rettungsdienst. Er hat sich gewundert.

Horstmar

, 07.07.2022, 06:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Was an einem gewöhnlichen Montagnachmittag (4. Juli) in der Notaufnahme des St. Marien Hospitals so alles los ist, hat Udo Lange (64) aus Lünen-Horstmar selbst erlebt. Kaum war er im Behandlungszimmer, wurde ein Vorhang gezogen und noch ein weiterer Patient im selben Raum versorgt. „Wahnsinn“, sagt Udo Lange, es sei wie im Taubenschlag gewesen. Für Dr. Timo-Benjamin Baumeister, Ärztlicher Leiter der Notaufnahme, hingegen war es am Montag „Normalbetrieb“. 120 Patientinnen und Patienten seien versorgt worden. Nichts, was für die Beschäftigten ungewöhnlich sei. Erfahrungsgemäß ist am ersten Tag einer Woche mehr los als an allen anderen. Dann kommen durchschnittlich 100 Betroffene mit Beschwerden.

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Wenn es voll ist, heizt sich die Stimmung leicht auf. Teilweise reagieren Patientinnen und Patienten unflätig oder aggressiv. Vereinzelt mussten in den vergangenen Monaten im St. Marien Hospital auch Hausverbote ausgesprochen werden.

So leer ist der Aufenthaltsbereich in der Notaufnahme des St. Marien Hospitals selten.

So leer ist der Aufenthaltsbereich in der Notaufnahme des St. Marien Hospitals selten. © Quiring-Lategahn (A)

Udo Lange hat die Belastung mit eigenen Augen gesehen. Trotzdem seien Pflegende und Ärzte nett und freundlich zu ihm gewesen. Deswegen möchte er eine Lanze brechen für die Klinik-Beschäftigten. Deren Arbeit werde unterschätzt und viel zu wenig gewürdigt. „Das kann man gar nicht hoch genug einschätzen“, sagt er.

Notfälle von Bagatellfällen unterscheiden

Wie die Mitarbeitenden das schaffen, erklärt Timo-Benjamin Baumeister mit einer „dicken Haut“, aber auch mit gegenseitiger Unterstützung im Team und Rückendeckung durch die Geschäftsleitung. Unflätiges Verhalten werde nicht geduldet. Hilfreich sei auch, deeskalierend zu kommunizieren.

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Baumeister hat ein gewisses Verständnis für Betroffene, die lange warten müssten. Doch das geschehe nicht extra. Man müsse sich zunächst um diejenigen kümmern, denen es schlechter gehe. „Wir sind kein normaler Kundendienst, wo es nach Wartezeit geht“, so Baumeister. Hinzu käme, dass durch Corona nicht das volle Team im Einsatz sei.

„Man hat sich sofort gekümmert“

Dass Udo Lange plötzlich in der Notaufnahme des Lüner Krankenhauses landen würde, hatte er morgens noch nicht geahnt. Der pensionierte Ingenieur, der früher das Metallbauingenieurbüro an der Scharnhorststraße besaß, hatte gemütlich auf seinem Balkon in Horstmar gesessen.

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Nach einer Verletzung mit starken Blutungen brauchte Udo Lange Hilfe, denn er nimmt blutverdünnende Medikamente. Der gerufene Rettungsdienst versorgte zwar die Wunde, nahm ihn dann allerdings mit ins Krankenhaus. Im St. Marien Hospital musste die Verletzung mit mehreren Stichen genäht werden. „Man hat sich sofort um mich gekümmert“, sagt Udo Lange.

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