
Dr. Arne Krüger, Vorsitzender der Lüner Ärztevereins, empfiehlt das Gespräch von Patient zu Arzt mit dem Blick auf den Impfausweis. © Quiring-Lategahn (A)
Lüner Arzt rät: Erwachsene sollten sich Impfausweis genau ansehen
Impfempfehlungen
Ein Comeback in der Wahrnehmung vieler Menschen hat der gelbe Impfausweis gefeiert. „Dank“ Corona. Doch ein Blick in das Dokument lohnt sich auch sonst, weiß der Lüner Arzt Dr. Arne Krüger.
Oft fristet der gelbe Impfausweis ein tristes Dasein in irgendeiner Schublade. Seitdem gegen Corona geimpft wird, kramen ihn aber auch viele Lünerinnen und Lüner wieder hervor. Dr. Arne Krüger, Lüner Arzt und Vorsitzender des Ärztevereins der Lippestadt, empfiehlt den erwachsenen Patienten, den Impfausweis einfach mal mitzunehmen, wenn man einen Termin bei seinem Hausarzt hat. Bei den Kindern haben die Eltern die Impfungen im Griff, im Erwachsenenalter vergisst man oft, wovor man sich durch Impfung schützen kann.
Tetanus-Impfung
„Wir haben im vergangenen Jahr, als viele Patienten ihren Impfausweis mal wieder in die Hand genommen haben, gemerkt, dass die eine oder andere Impfung nachgeimpft werden sollte.“ Beispielsweise die Tetanus-Impfung, die alle zehn Jahre aufgefrischt werden muss.
„Wenn man seinen Impfausweis nicht mehr findet, dann kann auch im Gespräch mit dem Arzt geklärt werden, welche Impfungen im Erwachsenenalter nötig sind. Als Faustregel gilt: Wenn man sich nicht mehr an eine Impfung erinnern kann, dann wird es definitiv Zeit, sie aufzufrischen.“
Welche Impfungen als Vorsorge möglich sind und als sinnvoll erachtet werden, kann man im Impfkalender des Robert-Koch-Instituts nachschauen, der einmal im Jahr aktualisiert wird. Krüger: „Impfen ist Vorsorge, das sollte man sich klar machen.“
Dass die Diskussionen um die Corona-Impfungen durchaus auch positive Auswirkungen bei anderen Impfungen hatten, zeigt ein Beispiel. „Normalerweise lagen die Impfzahlen in der Risikogruppe ab 60 Jahren immer etwa bei einem Drittel. Im vergangenen Jahr stieg die Quote dann auf fast 50 Prozent“, so Krüger. Da wurde beim Hausarzt nicht nur nach der Corona-Impfung, sondern auch nach der Grippe-Impfung gefragt.
Masern-Ausbruch
Eine Impfpflicht gibt es bereits bei den Masern. Wer in Kitas oder Schulen arbeitet, muss die Impfung nachweisen. Bei Kindern gibt es die Impfung ebenfalls. Wer als Kind entsprechend geimpft wurde, hat normalerweise lebenslang Impfschutz. Auch wer Masern als Kind hatte, sollte geschützt sein. Ob das tatsächlich der Fall ist, kann durch einen Antikörpertest geklärt werden. „Dieses Thema, ob der Patient durch eine Erkrankung in der Kindheit wirklich gegen Masern immun ist, kläre ich durch die Antikörper-Bestimmung“, so Krüger.

Der Blick in den gelben Impfausweis lohnt sich, denn so manche Impfung sollte im Erwachsenenalter aufgefrischt werden. © picture alliance/dpa
Er macht auch klar, dass eine Herdenimmunität nur möglich ist, wenn die Impfquote gegen eine Erkrankung jenseits der 90 Prozent liegt. „Immer wieder gibt es beispielsweise Masern-Ausbrüche wie vor einigen Jahren in Duisburg. Da waren viele Menschen nicht geimpft.“ Masern können höchst gefährlich sein, bei Kindern zu schweren Hirnentzündungen führen und auch bei Erwachsenen zu schweren Verläufen.
Wer seinen 60. Geburtstag hinter sich hat, sollte sich auch gegen Pneumokokken impfen lassen - zumindest, wenn er oder sie Lungen-Vorerkrankungen haben. Auch ab 60 Jahren empfohlen ist eine Impfung gegen Gürtelrose. „Denn die Folgen einer Erkrankung können starke und langanhaltende Nervenschmerzen sein.“ Allerdings, sagt Krüger, werde die Impfung leider häufig nicht gut vertragen, die Einstichstelle brennt beispielsweise. „Da dauern die Gespräche mit den Patienten schon mal länger.“ Nach der ersten Impfung gegen Gürtelrose muss drei Monate später die zweite folgen - damit hat man dann seinen Impfschutz.
Oft als reine Kinderkrankheit gilt Keuchhusten, gegen den man sich ab dem 60. Lebensjahr auch impfen lassen sollte. Denn auch Erwachsene können heftig an Keuchhusten erkranken. Krüger: „In Österreich wird da alle zehn Jahre lang nachgeimpft, bei uns gibt es noch keine Empfehlungen.“
Patienten, die in südliche Bundesländer wie Bayern oder Baden-Württemberg reisen, um dort zu wandern, sollten sich, so Krüger, auch gegen FSME impfen lassen - die „Zeckenimpfung“ ist da sinnvoll.
Beate Rottgardt, 1963 in Frankfurt am Main geboren, ist seit 1972 Lünerin. Nach dem Volontariat wurde sie 1987 Redakteurin in Lünen. Schule, Senioren, Kultur sind die Themen, die ihr am Herzen liegen. Genauso wie Begegnungen mit Menschen.
