
Der Blick auf die Gewerbesteuereinnahmen in Lünen überraschte auch die Kämmerin positiv. 2021 nahm die Lippestadt sogar mehr ein als vor Corona. Ganz so leicht ist es am Ende aber nicht. © Goldstein / Stadt Lünen
Gewerbesteuer: Lünen nimmt 2021 vier Millionen mehr ein als vor Corona
Wirtschaft
Der Blick auf die Gewerbesteuereinnahmen in Lünen überraschte auch die Kämmerin positiv. 2021 nahm die Lippestadt sogar mehr ein als vor Corona. Ganz so leicht ist es am Ende aber nicht.
Die Corona-Krise hat auch im Stadthaushalt von Lünen Löcher hinterlassen. So war die Gewerbesteuer, eine der wichtigsten Einnahmequellen der Städte, in der Lippestadt im Jahr 2020 um rund 30 Prozent (- 12,6 Millionen Euro) eingebrochen. Recht ähnlich hatte Lünens damaliger Kämmerer Uwe Quitter das bereits im Juni 2020 prognostiziert. Quitter rechnete sogar mit bis zu 15 Millionen Euro Verlusten bei der Gewerbesteuer.
Besser sieht da der Blick auf das Geschäftsjahr 2021 aus: Rund 45,6 Millionen Euro flossen in Lünens Stadtkasse über die Gewerbesteuer. Nicht nur 58 Prozent mehr als im ersten Coronajahr 2020 (28,8 Millionen Euro), sondern auch rund 10 Prozent mehr als im Vor-Coronajahr 2019 (41,4 Millionen Euro).
Eine überraschende Entwicklung, schließlich war die Pandemie auch 2021 (weitestgehend) bestimmend für weite Teile des gesellschaftlichen Lebens. Maskenpflicht, Impfungen und - wirtschaftlich am meisten gefürchtet - Lockdowns gab es auch im zweiten Jahr der Pandemie.
„Hat mich positiv überrascht“
„Die Höhe der Gewerbesteuererträge hat mich tatsächlich auch positiv überrascht“, erklärt Lünens Kämmerin Bettina Brennenstuhl dazu auf Anfrage. Eine Vermutung: Durch finanzielle Unterstützung und Rettungsschirme könnte sich die Lage vieler Unternehmen besser entwickelt haben als befürchtet.
Brennenstuhl schränkt jedoch ein: „Es zeigt sich erst nach jeweils circa. zwei Jahren, wie die Festsetzungsbescheide der Finanzämter, die maßgeblich für unseren Gewerbesteuerbescheid sind, aussehen.“
Will heißen: Die Firmen leisten zunächst Vorauszahlungen für den erwarteten Gewerbeertrag des laufenden Jahres. Erst nach der Steuererklärung (die im Folgejahr eingereicht wird) erstellt das Finanzamt den Feststellungsbescheid.
„Dabei kann es zu Nachzahlungen seitens des Unternehmens kommen, aber auch zu Erstattungen durch die Stadtkasse, wenn die Vorauszahlungen zu hoch waren“, erklärt die Kämmerin weiter. Bis alle entsprechenden Bescheide aus dem Jahr 2020 vorliegen, kann es 2022 oder 2023 werden. Für das Geschäftsjahr 2021 entsprechend 2023 bis 2024.
Gewinner und Verlierer in NRW
Die Gewerbesteuereinnahmen sind 2021 aber nicht nur in Lünen gestiegen. Landesweit lagen sie bei rund 13 Milliarden Euro, wie das statistische Landesamt It.nrw mitteilt. Das sind rund drei Milliarden Euro (+ 30 Prozent) mehr als 2020 und 4,5 Prozent mehr als 2019.
„Somit liegen die Gewerbesteuereinnahmen nach dem pandemiebedingten Einbruch im Jahr 2020 über dem Niveau der Jahre 2017 (12,5 Milliarden Euro), 2018 (12,7 Milliarden Euro) und 2019 (12,8 Milliarden Euro)“, teilt It.nrw weiter mit.
Im landesweiten Vergleich gibt es aber sowohl Gewinner als auch Verlierer: Die höchsten Rückgänge aller 396 Kommunen des Landes gegenüber dem Jahr 2020 ergaben sich für die Städte Krefeld (− 30 Millionen Euro) und Euskirchen (− 25 Millionen Euro). Die höchsten Zuwächse verzeichneten Köln (+ 350 Millionen Euro) und Düsseldorf (+ 258 Millionen Euro).
Weniger Gewerbesteuer 2022?
Für das laufende Geschäftsjahr plant die Stadt Lünen in ihrem Haushalt mit 40 Millionen Euro an Gewerbesteuereinnahmen. Erwartet die Kämmerei hier einen erneuten Einbruch? Nein. Jedenfalls nicht, wenn man die Planzahl zugrunde legt, wie Brennenstuhl erläutert: „Die Planung der Gewerbesteuer in einem Haushaltsjahr basiert zunächst auf einem Durchschnitt aus den vergangenen Jahren, so dass die Planung des Folgejahres nicht immer automatisch mindestens so hoch ist wie im Vorjahr.“
Hinzu komme, dass der Lüner Haushalt 2022 im Laufe des Jahres 2021 geplant worden ist. Die Erträge aus dem gleichen Jahr konnten hier logischerweise noch nicht mit einfließen, sie standen bis zum Beschluss Mitte Dezember noch nicht fest.
Beruflicher Quereinsteiger und Liebhaber von tief schwarzem Humor. Manchmal mit sehr eigenem Blick auf das Geschehen. Großer Hang zu Zahlen, Statistiken und Datenbanken, wenn sie denn aussagekräftig sind. Ein Überbleibsel aus meinem Leben als Laborant und Techniker. Immer für ein gutes und/oder kritisches Gespräch zu haben.
