
Alina Wehrich, Inhaberin der Boutique Vanessa blickt auf schwere Jahre zurück. Doch jetzt ist die Shoppingbereitschaft wieder auf Vor-Corona-Niveau. © Kristina Gerstenmaier
Nach deutlichem Rückgang: Lüner sind 2022 wieder konsumfreudiger
Konsum
Wer dieser Tage durch die Fußgängerzone schlendert, wird in viele unmaskierte Gesichter blicken. Und es sind viele Tüten in den Händen der Passanten zu sehen. Denn die Lüner shoppen wieder.
Im Corona-Jahr 2020 war vieles anders als zuvor. Nicht nur, dass Arbeiten und Lernen von Zuhause aus stattfanden, das Ausgehen eine andere Dimension bekam und Hotelübernachtungen nur sehr eingeschränkt möglich waren. Die Menschen konsumierten auch anders.
Während die Bevölkerung mehr für Innenausstattung, Haushaltsgeräte, Nahrungsmittel oder ihre Gesundheit ausgaben als im Jahr 2019, investierten sie in andere Bereichen deutlich weniger: Ganz vorne dabei sind mit minus 30,1 Prozent die Gaststätten- und Beherbergungsdienstleistungen.
Dies rührt wohl daher, dass es in diesem Bereich deutliche Einschränkungen durch die Corona-Regeln gegeben hat. Aber auch für Schuhe und Kleidung gaben Menschen aus Nordrhein-Westfalen 12,2 Prozent und damit 14 Euro weniger pro Haushalt und Monat aus. Dies gab IT.NRW als Statistisches Landesamt anlässlich des Tages der Erde am 22. April bekannt.
Lieferanten ziehen Preise an
Für Alina Wehrich etwa, Inhaberin der Boutique Vanessa an der Lange Straße, eine Katastrophe. „Erst kam das Terminshopping und dann 3G. Und die Leute kamen einfach nicht“, erinnert sie sich. Erst als die Testpflicht Ende Februar 2022 wegfiel, habe die Konsumfreude wieder angezogen. „Und jetzt ist es wie früher, wir machen weiter wo wir aufgehört haben“, berichtet die 32-Jährige.
Aber eben auch nicht mehr. Die Umsätze seien jetzt wieder genau wie früher - einen Nachholbedarf gebe es offensichtlich nicht. Dafür steht die Inhaberin nun aber vor neuen Problemen. „Wegen dem Krieg fangen die Lieferanten jetzt an, die Preise zu erhöhen. Noch nicht viel, mal 50 Cent oder einen Euro. Ich hoffe das bleibt so.“
Passanten geben wieder mehr Geld für Kleidung aus
Nina Müller, die an diesem Tag auf der Lange Straße unterwegs ist, gibt jetzt wieder deutlich mehr für Bekleidung und Schuhe aus. Vor allem für sich selbst. „Die Kinder sind ja auch trotz Corona gewachsen“, erzählt die 43-jährige Mutter von drei Jugendlichen. „Bei meinem Sohn waren es letztes Jahr 25 Zentimeter. Da musste ich natürlich trotzdem einkaufen. Aber vor allem online Jogginghosen und Shirts.“
Sie selbst hat sich während der Corona-Zeit eigentlich keine neuen Anziehsachen zugelegt. „Aber das hole ich jetzt nach“, erzählt die Lünerin. „Es gibt ja jetzt auch wieder diese Gelegenheiten wie runde Geburtstage, bei denen ich denke ‚jetzt gönne ich mir mal was‘.“ 200 Euro gibt sie in etwa jetzt wieder pro Monat für Bekleidung und Schuhe für die ganze Familie aus.
Auch eine andere Passantin sagt, sie habe 2020 definitiv weniger ausgegeben. „Heute habe ich schon eine Hose, ein Shirt und andere Sommersachen gekauft. Während Corona waren es vor allem sportliche und funktionelle Sachen“, berichtet die 53-jährige Krankenschwester.

Duricic Dalibor shoppt oft und gerne - aber eigentlich immer gleich viel. © Kristina Gerstenmaier
Bei Duricic Dalibor hingegen sind die Ausgaben für Schuhe und Bekleidung immer gleich. 150 Euro pro Monat gibt er - mit und ohne Corona - dafür aus. „Terminshopping, Maskenpflicht, Testen, das alles hat mich nicht abgeschreckt“, sagt er und lacht. „Aber ich shoppe nur nach Bedarf. Also nur, wenn ich wirklich etwas bauche.
In und um Stuttgart aufgewachsen, in Mittelhessen Studienjahre verbracht und schließlich im Ruhrgebiet gestrandet treibt Kristina Gerstenmaier vor allem eine ausgeprägte Neugier. Im Lokalen wird die am besten befriedigt, findet sie.
