Gunter Deming wird 2019 mit einem Stolperstein in Lünen-Süd von RN Fotograf Günter Goldstein abgelichtet.  Am 13. Juni kommt er wieder nach Lünen.

Gunter Deming wird 2019 mit einem Stolperstein in Lünen-Süd von RN Fotograf Günter Goldstein abgelichtet. Am 13. Juni kommt er wieder nach Lünen. © Volker Krieger

Gedenken an zwei Familien: „Vater“ der Stolpersteine kommt nach Lünen

rnAktion am 13. Juni

Ohne ihn gäbe es die Stolpersteine nicht: Der Berliner Künstler Gunter Demnig hatte die Idee zu dieser besonderen weltweit bekannten Gedenk-Aktion. Jetzt kommt Demnig wieder nach Lünen.

Lünen

, 27.05.2022, 06:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Die Erinnerung an die Menschen, die während des Nazi-Regimes verfolgt und ermordet wurden, wach halten: Das ist das Ziel des Berliner Künstlers Gunter Demnig. Er ist der „Vater“ des weltweit größten dezentralen Mahnmals, der Stolpersteine. Als Künstler zeigt er sich verantwortlich für mittlerweile über 90.000 verlegte Stolpersteine in 28 Ländern.

Auch in Lünen gibt es die goldenen Täfelchen in verschiedenen Straßen und Stadtteilen. Organisiert und realisiert wird die Gedenk-Aktion in der Lippestadt vom Arbeitskreis Stolpersteine. Und der bekommt nun prominenten Besuch. Am Montag, 13. Juni, kommt Gunter Demnig ab 12.30 Uhr nach Lünen, um weitere sieben von dann insgesamt 53 Steinen zu verlegen.

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Die neuen Stolpersteine werden in der Fußgängerzone an den Häusern Lange Straße 49 und 53 für die Familien Levy und Gumbert verlegt. In Anerkennung und Würdigung seiner Arbeit trägt sich auf Initiative des „Arbeitskreises Lüner Stolpersteine“ der 1947 in Berlin geborene Gunter Demnig anschließend in das Goldene Buch der Stadt Lünen ein. Im Rathaus wird er von Arbeitskreismitgliedern sowie Bürgermeister Jürgen Kleine-Frauns empfangen, der sich an diesem Tag extra seine Amtskette aus Anlass des Besuchs des 74-Jährigen anlegen wird.

Langer Weg des Berliner Künstlers Gunther Demning

Bis dahin war es für den Berliner Künstler allerdings ein langer Weg. Bereits 1990 erinnerte er sich an die 1940 von den Nationalsozialisten durchgeführten Deportationen von 1000 Sinti und Roma aus Köln ins Messelager, die eine „Generalprobe“ der Judendeportationen war. So zeichnete er am 6. Mai 1990 zum 50. Jahrestag mit einem „Schriftspurgerät“ die Wege nach, auf denen die Deportationen durchgeführt wurden.

Zwei Jahre später wurde seine Grundidee des „Erinnerns“ weiter konkretisiert, als er am 16. Dezember 1992 einen ersten mit einer Messingplatte versehenen und beschrifteten Stein vor dem historischen Kölner Rathaus in das Pflaster einbaute.

Der Initiator des Projektes „Stolpersteine", Gunter Demnig, trug sich bei einem früheren Termin in der Geschwister-Scholl-Gesamtschule in das Gästebuch der Stadt Lünen ein.

Der Initiator des Projektes „Stolpersteine", Gunter Demnig, trug sich bei einem früheren Termin in der Geschwister-Scholl-Gesamtschule in das Gästebuch der Stadt Lünen ein. © Volker Beuckelmann (Archiv)

Exakt 50 Jahre vorher gab Heinrich Himmler den Befehl zur Deportation der Sinti und Roma, im Auschwitz-Erlass als „Zigeuner“ bezeichnet. Auf dem Stein sind die Anfangszeilen des Erlasses zu lesen. Im Hohlkörper des Steines war der gesamte Text enthalten. Demnig beteiligte sich außerdem mit diesem Stein an der Diskussion um das Bleiberecht von aus Jugoslawien geflohener Roma. 1993 wurde dann die 1990 mit dem „Schriftspurgerät“ angelegte Farbspur „Mai 1940 – 1000 Roma und Sinti“ an 22 ausgewählten Stellen in Messing einbetoniert.

Ersten Stolpersteine in Köln verlegt, viele weitere folgten

In Ausdehnung auf alle verfolgten Gruppen entwickelte Demnig in den Folgejahren das Projekt „Stolpersteine“. Zuerst nur theoretisch, da er von rund sechs Millionen Steinen ausging, die dann in Europa verlegt werden müssten. Es war ein Kölner Pfarrer, der ihn animierte, wenigstens einige ausgewählte Steine in den Boden einzulassen, um ein Zeichen zu setzen.

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Am 4. Januar 1995 verlegte er die ersten Stolpersteine in Köln, weitere im Mai 1996 in Berlin. 1997 reiste er nach Sankt Georgen bei Salzburg, um dort die Gedenksteinen anzubringen. Aus diesen Aktivitäten entwickelten sich dann weitere Aktionen, die zum weltweit größten „dezentralen Mahnmal“ führten.

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Mit dem Kunstprojekt soll, so Demnig, die „Erinnerung an die Vertreibung und Vernichtung der Juden, der Zigeuner/Sinti und Roma, der politisch Verfolgten, der Homosexuellen, der Zeugen Jehovas und der Euthanasieopfer im Nationalsozialismus lebendig erhalten werden“. Und das auch in Lünen. Hier werden seit 2009 Stolpersteine verlegt. Der heute 74-jährige „Urheber“ Gunter Demnig war dabei schon oft selbst vor Ort in den verschiedensten Stadtteilen.

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