
Fotograf Tim Hoppe fotografiert in Buenos Aires eine Protagonistin. Der Fotograf und Journalistin Corinna Below kommen nach Lünen. © Corinna Below
Stolpersteine: Lünerin Edith Nassau floh vor Nazi-Terror nach Argentinien
Verlegung und Veranstaltung
An die Schicksale von Lüner Nazi-Opfern erinnern die Stolpersteine überall in der Stadt. Am 13. Juni kommen fünf weitere Stolpersteine hinzu. Dabei spielt Argentinien eine Rolle.
Zahlreiche Stolpersteine finden sich bereits in Lünen. Sie erinnern an die Schicksale von Lünern, die von den Nazis verfolgt und oft leider auch ermordet wurden. Viele Familien werden auf diese besondere Weise vor dem Vergessen bewahrt.
Am 13. Juni werden fünf weitere Stolpersteine verlegt. Mitten in der Innenstadt, an der Lange Straße 53. Zum Gedenken an die Mitglieder der Familie Gumbert, die dort gelebt hat. Für den Arbeitskreis Stolpersteine hat Gisela Sons die Geschichte der Familie recherchiert.
Ein Stück Deutschland
Viktor Sons, der vor einigen Jahren verstorbene Ehemann von Gisela Sons, war Autor eines Kinderbuches über die Aktion Stolpersteine, auch er engagierte sich im Arbeitskreis. Bei ihren Recherchen zur Familie Gumbert stieß die frühere Lehrerin Gisela Sons auf ein anderes besonderes Buch. „Ein Stück Deutschland“ erzählt die Geschichte von 49 deutschen Nazi-Opfern, die in Argentinien Zuflucht fanden.

Edith Nassau (2.v.r.) aus Lünen, als „Montagsmädchen“, die Volontarias, die so hießen, weil sie montags im Altenheim Hogar Hirsch halfen. © Corinna Below
Darunter ist auch Edith Nassau, eine geborene Gumbert aus Lünen. Sie verbrachte ihren Lebensabend im Altenheim Hogar Hirsch in Buenos Aires und wurde von Journalistin Corinna Below für deren Projekt „Ein Stück Deutschland“ interviewt. Begleitet wurde Corinna Below vom Fotografen Tim Hoppe. Zusammen entwickelten sie ihr Projekt, zu dem nicht nur das Buch mit den 49 Geschichten gehört, sondern mittlerweile auch ein 15-minütiger Kurzfilm und mehrere Podcast-Folgen.
Kurzfilm inklusive Diskussion
Gisela Sons nahm Kontakt mit Corinna Below auf und so entstand die Idee, die Stolperstein-Verlegung am 13. Juni mit einer interessanten Veranstaltung zu verknüpfen. „Viele Jüdinnen und Juden sind in der Zeit der Naziherrschaft in Deutschland geflüchtet und haben so die Anfeindungen der Nationalsozialisten in Argentinien überlebt“, so Udo Kath vom Arbeitskreis Stolpersteine.
Um konkret 49 dieser Lebensgeschichten geht es bei freiem Eintritt - in einer Vortragsveranstaltung mit Fotos und einem Kurzfilm inklusive Diskussion - am Montag, 13. Juni, ab 18 Uhr in der Aula der Geschwister-Scholl-Gesamtschule in Lünen, Holtgrevenstraße 2-6. Der Arbeitskreis Lüner Stolpersteine lädt alle Interessierten zu diesem Termin ein.

Journalistin Corinna Below beschäftigte sich mit Nazi-Opfern in Argentinien. © Patricia Batlle
Referentin ist die Hamburger NDR-Journalistin Corinna Below die vom Fotografen Tim Hoppe begleitet wird. Beide unternahmen vor einigen Jahren die 12.000 Kilometer weite Reise in das argentinische Seniorenzentrum Hogar Hirsch, um die Einzelschicksale der NS-Opfer in Wort und Bild zu dokumentieren.
Unterstützt wird dieser interessante Termin, in dem auch Original Ton-Aufnahmen von Edith Nassau zu hören sind und Film- und Fotomaterial gezeigt wird, vom kommunalen Integrationszentrum des Kreises Unna im Rahmen der „Demokratieförderung und Antirassismusarbeit“.
Beate Rottgardt, 1963 in Frankfurt am Main geboren, ist seit 1972 Lünerin. Nach dem Volontariat wurde sie 1987 Redakteurin in Lünen. Schule, Senioren, Kultur sind die Themen, die ihr am Herzen liegen. Genauso wie Begegnungen mit Menschen.
