Sieben neue Stolpersteine am Knappenweg 38 erinnern jetzt an das Schicksal der Familie Rose. Die Verfolgung überlebten nur Regina und Klara Rose. Salomon, Betty, Werner, Martha und Hildegard Rose wurden von den Nazis ermordet.

© Günther Goldstein

Zehn neue Stolpersteine in Lünen erinnern an NS-Terror gegen zwei Familien

rnNS-Gedenken

In Lünen sind zehn neue Stolpersteine verlegt worden. Sie erinnern an die jüdischen Familien Rose und Salomons. Nur zwei Mitglieder überlebten die Verfolgung durch die Nazis.

Lünen

, 21.11.2021, 15:30 Uhr / Lesedauer: 2 min

Der Knappenweg in der Barbara Siedlung war ziemlich voll, als am Mittwoch (17.11) die Teilnehmer zur Verlegung von sieben neuen Stolpersteine vor dem Haus Nummer 38 zusammenkamen.

Rund 100 Menschen sammelten sich um das helle Eckhaus, das vom Knappenweg weit in die Straße „Im rechten Eck“ hineinragt. Es gehörte einst dem Kaufmann Salomon Rose, der hier zusammen mit seiner Frau Betty und den fünf Kindern Martha, Hildegard, Werner, Regina und Klara einen Kolonialwarenladen betrieb.

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Verlegung zehn neuer Stolpersteine in Lünen

Rund 100 Menschen kamen am Mittwoch (17.11.) zur Verlegung der neuen Stolpersteine am Knappenweg. Hier wurden neue Stolpersteine in Gedenken an die Familie Rose verlegt. Fünf der sieben Familienmitglieder wurden von den Nazis ermordet. Drei weitere Stolpersteine wurden an der Münsterstraße verlegt für die Familie Salomons, die den NS-Terror nicht überlebte.
21.11.2021

Hier kamen die Kunden aus der Bergbausiedlung zum Einkaufen, von Lebensmitteln bis zur Arbeitskleidung gab es eine große Auswahl. Auch anschreiben war möglich, wenn das Geld mal nicht reichte. Salomon Rose war Soldat im Ersten Weltkrieg gewesen, fuhr gerne Motorrad und reparierte Wasch- und Nähmaschinen für seine Kundschaft.

Familienvater überlebte Pogromnacht in Lünen nur knapp

Nach der Machtergreifung 1933 durch die Nazis änderte sich das Leben für die Familie Rose schlagartig. Lüner SA-Männer verwehrten den Kunden eine Woche lang den Zutritt zum Geschäft. Repressalien und Druck wuchsen immer weiter und führten schließlich zur Schließung im April 1938.

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Mit der Reichspogromnacht verschlimmerte sich das Schicksal der jüdischen Familie noch mehr. Salomon wurde auch zur Lippe geschleppt, und nur der lautstarke Protest von Bergleuten der Zeche Viktoria hinderte die SA daran, ihn ins Wasser zu stoßen.

Im Verlauf der Kriegsjahre wurde die Familie zerrissen. Salomon, Betty, Werner, Martha und Hildegard wurden von den Nazis an verschiedenen Orten und zu unterschiedlichen Zeiten ermordet. Nur Regina und Klara überlebten.

Tochter stirbt kurz nach Befreiung an Folgen der Haft

An der Münsterstraße 101, nicht weit entfernt von Familie Rose, lebte die jüdische Familie Salomons, Paul Friedrich, seine Ehefrau Grete sowie Tochter Irma. Sie betrieben ein Geschäft für Manufakturwaren, Weiß-, Woll- und Kurzwaren, später auch Tabak. Auch die Salomons wurden durch den Aufruf der SA-Leute „Kauft nicht bei Juden“ schikaniert. Paul Friedrich zog die Konsequenz und setzte sich in die Niederlande nach Utrecht ab, Frau und Tochter folgten.

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Nach dem Überfall der Wehrmacht auf die Benelux-Staaten gerieten sie dennoch in die Hände der Nazis. Ihr Weg in den Tod ging über Theresienstadt, Ausschwitz und Bergen-Belsen. Tochter Irma starb als letzte kurz nach der Befreiung durch die Alliierten am 25. Mai 1945 an den Folgen der Haft mit nur 24 Jahren. Drei Stolpersteine erinnern nun an ihr Schicksal.

Neben Bürgern kamen auch 65 Schüler des Freiherr-vom-Stein Gymnasiums und der Geschwister-Scholl-Gesamtschule zum Knappenweg. Ansprachen hielten Udo Kath, Katrin Reckermann, Margret Vitz und Horst Störmer. Für die musikalische Begleitung sorgten Musiklehrer Oliver Ilgner und einige Schüler, die auch Texte zu den betroffenen Personen vorlasen.

Gekommen waren auch die Sponsoren für die zehn Stolpersteine, die im Beisein der Teilnehmer von zwei WBL-Mitarbeitern im Gehsteig einzementiert wurden.

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