Feuerwehr Lünen schafft Ziele nicht Einsatzkräfte erreichen nur 58 Prozent der Lüner in acht Minuten

Gutachter: Feuerwehr Lünen erreichen nicht alle Lüner in acht Minuten
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Zu 1200 Brandeinsätzen rückt die Lüner Feuerwehr jährlich aus. Sie besteht aus den hauptamtlichen Kräften und sieben Löschzügen der Freiwilligen Feuerwehr. Schnell am Einsatzort zu sein, ist das höchste Ziel. Doch die Eintreffzeiten in Lünen sind nicht überall im Stadtgebiet gleich. Laut Gutachter erreicht die Feuerwehr in acht Minuten 58 Prozent der Bevölkerung und 42 Prozent in 13 Minuten. Von der längeren Anfahrt sind vor allem Randgebiete im Süd-Westen und Süd-Osten sowie im Nord-Osten betroffen.

Die Zahlen nennt Feuerwehrchef Dr. Christian Märkert in seinem 31 Seiten umfassenden jährlichen Leistungsbericht über die Feuerwehr Lünen. Jede Menge Lesestoff, den die Mitglieder des Ausschusses für Sicherheit und Ordnung in ihrer letzten Sitzung auf dem Tisch hatten. Wie schnell die Feuerwehr in welcher Stärke wo sein soll, bestimmt der Rat. Jede Gemeinde legt auf rechtlicher Grundlage die Leistungsfähigkeit ihrer Feuerwehr fest, angepasst an die örtlichen Verhältnisse. Diese Leistungsfähigkeit der Feuerwehr wird im sogenannten Brandschutzbedarfsplan alle fünf Jahre aufgestellt und fortgeschrieben.

In Lünen weichen die Zahlen von den festgelegten Zielen ab. Werden sie dauerhaft nicht erreicht, nennt Märkert in seiner Vorlage quasi als letzte Möglichkeit die Schaffung von 31,6 neuen Stellen bei der Feuerwehr. Ein Punkt, der im Ausschuss aufhorchen ließ. Auf Anregung von Rüdiger Billeb (SPD) soll sich das Gremium näher mit dem Thema befassen. Vorsitzender Arno Feller schlug einen Arbeitskreis vor, der in der kommenden Sitzung seine Arbeit aufnehmen soll. Grundsätzlich geht es um die Frage, welches Schutzversprechen der Rat gibt und was das kosten wird.

Arbeitsplatz nicht in Lünen

Dr. Christian Märkert, Chef der Lüner Berufsfeuerwehr, vor einem Feuerwehrfahrzeug.
Dr. Christian Märkert, Chef der Lüner Berufsfeuerwehr, hat Bericht über die Leistungsfähigkeit der Feuerwehr Lünen vorgelegt. © Matthias Stachelhaus (A)

Die Schutzziele in Lünen hat die Politik so definiert, dass eine erste Einheit der Feuerwehr in bestimmter Funktionsstärke in acht Minuten vor Ort sein soll. Für Lünen-Süd, Gahmen und Wethmar sind zehn Minuten geplant. Nach 13 Minuten soll dann überall eine zweite Einheit eingetroffen sein.

Es sind statistische Werte, auf denen diese Richtschnur der planerischen Vorgaben basiert. Abweichungen dürfen sich nur durch nicht planbare Ereignisse wie beispielsweise durch die Gleichzeitigkeit von Einsätzen, die die zuständigen Feuerwachen teilweise oder ganz binden, durch temporäre Verkehrs- und Witterungseinflüsse wie Schneefall, Straßenglätte oder Straßensperrungen oder durch unerwartete Personalengpässe wie hohe Krankheitsausfälle und sonstige Ausfallzeiten ergeben.

Ausbau der B54 soll helfen

Die planerischen Schutzziele orientieren sich an einem Wohnungsbrand, bei dem sich eine Person nicht alleine retten kann. Die Eintreffzeit alleine ist aus Sicht von Feuerwehrchef Dr. Christian Märkert nicht aussagekräftig. In der Innenstadt sei die Feuerwehr vielleicht schneller, brauche aber länger, um ein Wohnhaus mit fünf Stockwerken zu erkunden. Im Außenbereich sei sie zwar länger unterwegs, habe es dann aber womöglich mit einem Einfamilienhaus zu tun, wo die Lage schnell klar ist. Die wirksame Hilfe sei trotz unterschiedlicher Eintreffzeiten in beiden Fällen gleich.

Dass die Feuerwehr nicht 90 Prozent, sondern nur 58 Prozent in acht Minuten erreicht, hat auch mit Baustellen und der Verkehrslage zu tun. „Richtung Brambauer erhoffen wir uns von dem Ausbau der B54 eine Verbesserung“, sagt der für die Feuerwehr zuständige Beigeordneter Dr. Christian Klicki. Ein weiteres Thema sei die Verfügbarkeit der ehrenamtlichen Einsatzkräfte der Freiwilligen Feuerwehr, besonders von 6 bis 18 Uhr. Manche haben außerhalb Lünens ihren Arbeitsplatz. Weil die nötige Personalstärke mitunter für einen Löschzug fehlt, müssen oft mehrere Löschzüge alarmiert werden.

Zweite Wache im Norden

Um die Tages-Alarmverfügbarkeit der freiwilligen Kräfte erhöhen zu können, setzt die Verwaltung auf verschiedene Maßnahmen. Dazu zählt die Ausbildung kommunaler Mitarbeiter zu Einsatzkräften. Bei Einstellungen von Verwaltungsbeschäftigten will man freiwillige Feuerwehrleute bevorzugen, die dann schneller als Retter vor Ort sein können. Zudem sucht die Verwaltung das Gespräch mit lokalen Unternehmen, damit sie bei freien Stellen freiwillige Einsatzkräfte wohnortnah beschäftigen. Außerdem fördert die Verwaltung die Nachwuchsarbeit, wie beispielsweise die Jugend- und die neu gegründete Kinderfeuerwehr.

Bis zur Fortschreibung des Brandschutzbedarfsplans 2026 muss sich Lünen ein Konzept überlegen. Beim Bau des neuen Feuerwehrgerätehauses mit angrenzender Rettungswache für Nordlünen und Alstedde hält sich die Stadt die Option für eine zweite Feuerwache offen. Das allerdings als Vorsichtsmaßnahme nur für den Fall, dass es nicht mehr genügend Freiwillige geben sollte.

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