Festival Junges Theater Lünen mit starkem Auftakt: „Clara“ und die Schrecken des Krieges
Hilpert-Theater
Mit einem vielversprechenden Auftakt startete das 12. Festival „Junges Theater Lünen“. Großartig setzte das Freie Theater Team Lünen das Stück „Clara“ um. Am Ende gab es einen Aufschrei.

Auftakt mit dem Stück „Clara“: Die Darsteller schritten in rotem Licht gehüllt auf der Bühne, während auf einer Leinwand Soldaten in Schützengräben zu sehen waren. Der Schrecken des Krieges wirkte nah, das Publikum schien nachdenklich. © Beuckelmann
Einen starken Auftakt zum 12. Festival „Junges Theater Lünen“ erlebten am Mittwoch (12. Juni) zahlreiche Gäste im Heinz-Hilpert-Theater. „Ich kann Ihnen sagen, es wird wieder großartig werden“, sagte Susanne Hocke als Festivalkoordinatorin und Theaterpädagogin. Mit ihrem Kollegen Jan N. Schmitt informierte sie über das breitgefächerte Programm. Beide hatten nicht zu viel versprochen.
250 junge Akteure im Rampenlicht
Zwölf Gruppen mit 250 jungen Akteuren aus Lünen, Werne, Hamm, Nordkirchen und Werl geben sich bis Dienstag, 18. Juni, im Theater die Klinke in die Hand. Vor der ersten Aufführung durften Reden nicht fehlen. Kulturdezernent Horst Müller-Baß betonte, dass es beeindruckend sei, so viele junge Leute im Publikum und auf der Bühne zu sehen und lobte die Kreativität der Darsteller. Sie würden gesellschaftliche Themen aufgreifen, sich mit ihrem Lebensumfeld auseinandersetzen und auf die Bühne bringen. Jürgen Larys bedankte sich als Vorsitzender des Fördervereins Theater Lünen, der das Festival veranstaltet, bei den Sponsoren, darunter das Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes NRW.
Stück „Clara“ nach wahren Begebenheiten
Mit dem Bühnenstück „Clara“ von Marie Hirschberg, die jüngst mit dem Lüner Kulturförderpreis für junge Talente ausgezeichnet wurde, begann das Festival vielversprechend. Das „Freie Theater Team Lünen“ erzählte die auf wahren Begebenheiten beruhende Geschichte von Clara Immerwahr (1870-1915) zur Zeit des Ersten Weltkrieges in einer von Männern dominierten Welt. Immerwahr gilt als naturwissenschaftliche Wegbereiterin, war Frauenrechtlerin und mit dem Chemiker Fritz Haber verheiratet, der Kampfgas als Massenvernichtungswaffe gegen Soldaten entwickelte.
Die Akteure besetzten die Rolle der Clara dreifach, um ihre Persönlichkeitsentwicklung zu zeigen: Von der Schülerin (dargestellt von Mia Marcinowicz) über die Studentin (Leonie Petermann) bis hin zur Forscherin, Ehefrau und Mutter (Nicole Klesch). Clara wirkte selbstbewusst, meisterte viele Hürden, verzichtete auf ihre Karriere, wurde Mutter, schien am Ende aber hilflos.
In Gefühlen und Gedanken gespalten
Trotz ihrer Missbilligung übernahm ihr Mann (herausragend verkörpert von Marie Hirschberg) die Verantwortung für das Kampfgas und vergnügte sich auch noch mit einem Dienstmädchen (Liane Holtkamp).
Clara wirkte in ihren Gefühlen und Gedanken gespalten: Auf der Bühne meldeten sich Herz (Vanessa Helms), Seele (Zgjim Veseli) und Kopf (Mandy Huynh) zu Wort. Am Ende schrie Clara auf und nahm sich mit der Dienstwaffe ihres Mannes das Leben.
Auf einer Leinwand waren Soldaten in Schützengräben zu sehen, der Schrecken des Krieges wirkte nah, das Publikum schien nachdenklich. „Ihr habt das Stück wirklich großartig gespielt, ich finde das Thema grandios umgesetzt“, lobte ein Theatergast. Eine Zuschauerin fand die Entwicklung der Theatergruppe klasse.
Bei den weiteren Protagonisten des Festivals dürfte bereits das Lampenfieber steigen. So sind die Theatersteinis I des Freiherr-vom-Gymnasiums am Freitag, 14. Juni, an der Reihe. Die Theater AG der Mittelstufe des Gymnasiums Altlünen hat am Montag (17. Juni) ihren Auftritt.