Reise durch Europa und nach Costa Rica Familie van Hal nimmt sich ein Jahr Auszeit

Reise durch Europa und nach Costa Rica: Familie van Hal nimmt sich ein Jahr Auszeit
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Ein Jahr lang reisen, neue Eindrücke sammeln und Menschen aus anderen Ländern kennenlernen - davon träumen viele Leute. Aber die wenigsten haben die Chance, ihren Traum auch zu realisieren. Esther und Thomas van Hal belassen es nicht beim Träumen. Das Ehepaar aus Schwerte wird mit seinen Kindern Alia (9) und Mattes (7) ein Jahr lang auf Reisen gehen. Deshalb suchen Esther van Hal und ihr Kollege Dirk Berger eine Vertretung für die Stadt-Insel in Lünen.

Seit 2017 arbeitet die 39-Jährige als Sozial-Pädagogin im Haus der evangelischen Jugend in Lünen. „Es ist eine vielseitige, kreative Arbeit und ich will nach unserem Sabbat-Jahr auf jeden Fall zurückkommen.“ Sie hat eine halbe Stelle und hofft, dass eine Vertretung schon ab 1. April in der Stadt-Insel anfangen kann. „Dann kann ich mich um die Einarbeitung kümmern. Und ab Ostermontag startet dann noch unser Zirkusprojekt mit 80 Kindern. Das wird eine sehr gute Einarbeitung.“

Esther van Hal und ihr Kollege Dirk Berger hoffen, dass sie für die Stadt-Insel ab 1. April eine Vertretung finden.
Esther van Hal und ihr Kollege Dirk Berger hoffen, dass sie für die Stadt-Insel ab 1. April eine Vertretung finden. © Stadt-Insel

Esther van Hal kümmert sich beispielsweise um das Familien-Café, diverse Kindergruppen und Freizeiten. Ab Sommer geht sie mit ihrem Mann und ihren beiden Kindern dann auf Reisen. Der Grund für die besondere Auszeit sind Alia und Mattes, die in Schwerte zur Grundschule gehen. Beide Kinder haben in der Schule Klassen übersprungen. „Mattes ist sogar mit fünf Jahren gleich in die zweite Klasse eingeschult worden.“

Mit ihrem Mann ist sie sich einig, dass sie gar nicht wollen, dass es für die Kinder so schnell geht mit der Schule und dass sie so jung ihr Abitur machen. Dass sie ihre Kindheit genießen, ist der Wunsch der Eltern. Bei der Frage, wie die Geschwister entschleunigen könnten, kamen sie auf die Idee, dass die ganze Familie ein Jahr Auszeit nimmt. Als die beiden Sozial-Pädagogen bei ihrem jeweiligen Arbeitgeber das Sabbat-Jahr beantragten, gab es positive Reaktionen. „Auch wenn mein Kollege Dirk Berger ein bisschen traurig ist, schließlich arbeiten wir seit mehr als sechs Jahren gut zusammen.“

Schulen sind einverstanden

Die Eltern fragten bei der Grundschule nach, ob die Kinder ein Jahr Auszeit nehmen dürfen. „Unsere beiden sind in einem sehr wissbegierigen Alter, wollen die Welt entdecken und so ein Zeitfenster wird sich später nicht so schnell wieder öffnen.“ Auch mit dem Gymnasium nahmen die Eltern Kontakt auf, denn Alia beendet im Sommer die 4. Klasse und würde im Herbst auf die weiterführende Schule wechseln. „Sowohl an der Grundschule als auch am Gymnasium war man einverstanden und hat auch angeboten, dass man Unterrichtsmaterial an uns mailt, wenn die Kinder in dem Sabbat-Jahr lernen wollen.“

Esther van Hal ist davon überzeugt, dass ihre Kinder zwischendurch sicher mal lernen möchten. Im Mittelpunkt des Sabbat-Jahres stehen aber die Reisen. „Wir haben vor, das Ganze in zwei Teilen zu machen. Zunächst Europa. Erst geht es im Spätsommer für ein paar Tage zu meinen Verwandten nach Bayern. Bisher haben wir es nicht geschafft, sie mal zu besuchen.“ Von dort aus reist die Familie weiter nach Österreich, wo Esther van Hals Schwester lebt.

Mattes und Alia bei der Reise durch Costa Rica im vergangenen Jahr. Sie freuen sich schon auf das halbe Jahr in Mittelamerika.
Mattes und Alia bei der Reise durch Costa Rica im vergangenen Jahr. Sie freuen sich schon auf das halbe Jahr in Mittelamerika. © Van Hal

Eigentlich hatte die Familie überlegt, mit einem Wohnmobil durch Europa zu reisen. „Aber die sind mittlerweile sehr teuer und auch eins zu mieten, geht ins Geld.“ Deshalb wollen die van Hals mit ihrem Auto reisen und dann - neben den Aufenthalten bei Familie und Freunden - über das Programm „Work & Travel“ Familien finden, bei denen sie eine Woche bleiben und dort arbeiten können. „Wir wollen im Haushalt helfen oder auf Bauernhöfen und die Kinder betreuen. Das können wir uns gut vorstellen.“

Nach Österreich soll es Richtung Frankreich gehen und dann auf jeden Fall nach Spanien. „Dort hab ich eine Bekannte, die einen Sohn im Alter von Alia hat. Die beiden wohnen auf einer Finca.“ Über Weihnachten reist die Familie zurück nach Schwerte, um mit Thomas van Hals Mutter zu feiern. Der zweite Teil des Sabbat-Jahres führt die Familie nach Mittelamerika.

Familie van Hal in Costa Rica, wo sie in einem Dorf die zweite Hälfte des Sabbat-Jahres verbringen will.
Familie van Hal in Costa Rica, wo sie in einem Dorf die zweite Hälfte des Sabbat-Jahres verbringen will. © Van Hal

Im vergangenen Jahr war die ganze Familie schon vier Wochen im Urlaub in Costa Rica. „Und genau dort wollen wir wieder hin. Als wir das Land abgefahren haben, war uns schnell klar, dass wir wieder für längere Zeit dorthin möchten.“ Ihr Mann hat vor 20 Jahren einen Freiwilligendienst in einem Dorf im Regenwald absolviert. Dieses Dorf hat die Familie 2022 auch besucht. „Es hat uns allen gut gefallen. Alia vermisst die Hunde aus dem Dorf und wir haben sehr nette Menschen dort kennengelernt.“ Sie könnte sich auch vorstellen, dass Alia und Mattes in dem Dorf zu Schule gehen und so auch Spanisch lernen. In dem Dorf haben die Vier eine Anlaufstelle, eine Bewohnerin, die im vergangenen Jahr schon für sie gekocht hat.

Auch wenn die Familie aus Schwerte ihr Sabbat-Jahr gut vorgeplant hat, ist sie auf Veränderungen der Route eingestellt. „Es wird sich wahrscheinlich noch einiges ändern, das lassen wir auf uns zukommen.“ Eltern und Kinder freuen sich auf dieses besondere Jahr in ihrem Leben, auf ein bisschen Ausbrechen aus dem Alltag. „Für Mattes ist das Ganze noch relativ abstrakt, er kann es sich noch nicht so richtig vorstellen.“ Doch er wird sich schnell auf die neue Situation einstellen, denn der Kleine hat sich schon mit vier Jahren das Lesen beigebracht und ist neugierig auf neue Eindrücke.

Die Vorfreude bei Esther van Hal ist groß. Sie würde sich aber jetzt erstmal sehr freuen, wenn sich eine geeignete Vertretung für die Stadt-Insel findet. Interessenten können sich im Jugendbüro, Tel. (02306) 927078, melden.

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