Eigentlich kennt man sie eher aus dem asiatischen Raum, aber mittlerweile sind Fahrrad-Rikschas auch in Europa angekommen. In Großstädten wie Berlin oder London nutzen immer mehr Touristen die Möglichkeit, auf umweltschonende und etwas langsamere Weise die Sehenswürdigkeiten zu erkunden. Nun ist Lünen zwar kein klassisches Touristenziel und liegt auch nicht in Asien, doch auch in der Lippestadt sieht man seit kurzem eine Fahrrad-Rikscha. Nämlich die von Albrecht Warnecke. Der Lüner, Vorsitzender der traditionsreichen Nachbarschaft zur Altstadt, hat sich das besondere Rad zugelegt. Um vor allem anderen Menschen eine Freude zu bereiten.
Alles begann mit einem Besuch bei guten Freunden in Oldenburg (Niedersachsen). „Unsere Freunde haben uns mitgenommen in die Innenstadt, wo es eine Veranstaltung rund ums Rad gab. Von Flachrädern bis Elektrorädern gab es so ziemlich alles zu sehen.“ Auch einen Infostand der Organisation „Radeln ohne Alter“. „Diese Organisation wurde 2015 in Kopenhagen gegründet, weil die dänische Hauptstadt ja vorbildlich in Sachen Radfreundlichkeit ist“, erfuhr Warnecke.
Zwei Frauen haben das Ganze dann nach Deutschland gebracht: „Seitdem wächst diese Organisation, die davon überzeugt ist, dass auch im hohen Alter das Leben noch voller Glück und Zufriedenheit sein soll.“ Und deshalb bieten Menschen wie Albrecht Warnecke Fahrten mit Fahrrad-Rikschas für Senioren an.
Rikscha-Rad im Allgäu bestellt
Warnecke überlegt noch, ob er der Organisation beitreten wird oder einen eigenen Verein gründen will, um Rikscha-Fahrten unentgeltlich in Lünen anzubieten. Nach dem Besuch in Oldenburg war er überzeugt - das will ich auch machen. Nun musste allerdings erstmal ein Rikscha-Rad her, am besten ein elektrisch betriebenes. „Die Fahrrad-Rikscha, die ich unbedingt haben wollte, hab ich mir vom Ersparten fürs Alter gekauft.“
Hätte er das Gefährt nach eigenen Wünschen neu ab Werk gekauft, wären wohl „zwischen 11.000 und 13.000 Euro“ fällig gewesen. Doch dann fand der 66-Jährige im Internet eine Firma im Allgäu, die nicht nur in großem Rahmen neue Räder anbietet, sondern auch viele verschiedene gebrauchte und neu aufgearbeitete Modelle. „Damit kostete mich die Fahrrad-Rikscha dann noch 5700 Euro.“ Angeliefert wurde sie per LKW aus Bayern nach Lünen.
Zwei Personen können mitfahren
Bevor Warnecke nun regelmäßig Rikscha-Fahrten in Lünen anbieten kann, muss er noch beispielsweise klären, wie die Passagiere versichert sind. Denn Sicherheit will er großschreiben. Er kann zwei Personen mitnehmen: „Vorne sind 200 Kilo erlaubt, hinten, also beim Fahrer 120 Kilo“, so der Lüner Rentner. Die ersten Fahrten sind schon erfolgreich absolviert.
So hat er schon seine eigene Mutter und eine ältere Nachbarin zur Tagespflege des Caritasverbandes Am Christinentor chauffiert. Und auch deren Leiterin Nina Rother durfte schon mal als Passagierin Platz nehmen und war begeistert. „Jeder, den ich transportiere, wird mit einem Sicherheitsgurt wie im Flugzeug gesichert.“ Damit bei einem überraschenden Bremsmanöver nichts passiert.

Warnecke erfüllt den Geburtstagswunsch einer Freundin für deren Mann und lädt die beiden zu einer Rikscha-Tour ein. Und als er mit seiner Frau und einer guten Bekannten zum Essen radeln wollte, brauchten sie keine drei Fahrräder - Warnecke lud die Damen zu einer Rikscha-Fahrt zum Restaurant ein. Er kann sich bei großer Nachfrage auch vorstellen, noch einen Fahrer mit ins Boot bzw. aufs Rad zu holen, der dann entsprechend geschult wird. Denn man müsse schon ein Gefühl für die Abmessungen bekommen.
Neben Touren für Senioren in Zusammenarbeit mit Wohlfahrtsverbänden würde er auch gerne dem stationären Hospiz Fahrten anbieten - „damit ich Menschen an Orte in der Stadt fahre, die sie noch mal gerne sehen möchten, wo sie aber alleine nicht mehr hinkommen.“

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