Auch Online kann ein Escape-Room Spaß machen.

© Grafik: Leonie Sauerland

Escape-Spiele in Corona-Zeiten: Online im Diamantenfieber

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Escape-Rooms erfreuen sich großer Beliebtheit, zumindest vor dem Lockdown. Wir haben in der Redaktion eine kontaktlose Variante der populären Rätselräume getestet: den Online-Escape-Room.

Lünen

, 04.04.2021, 06:42 Uhr / Lesedauer: 4 min

In einem Raum eingesperrt unter Zeitdruck Rätsel lösen, Schlösser knacken, Zahlencodes herausfinden und einem wahnsinnigen Wissenschaftler oder gerissenen Kriminellen entkommen. Escape-Rooms sind abwechslungsreich und für jeden ist etwas dabei. Das Konzept ist immer gleich: Man lässt sich in einen Raum einschließen und muss Rätsel lösen um zu entkommen. In den letzten Jahren haben viele Anbieter solche Räume eingerichtet, doch seit dem Lockdown ist Schluss mit der Knobelei. Mittlerweile gibt es aber eine Alternative zu den Rätselräumen vor Ort: Online-Escape-Rooms.

Einige spielbegeisterte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Redaktion haben sich zusammengetan und Online-Exit getestet. Nachdem wir das Spiel gekauft haben, erhalten wir einen Link und einen Zugangscode für unsere Rätselherausforderung. Diamantfieber heißt die Geschichte, die wir spielen. „Der Raub des Jahrhunderts! Diamanten im Wert von 12 Millionen Euro wurden aus einem Safe der Firma Foxhole entwendet. Ein Coup, der nur von einem Insider begangen werden konnte. Oder?“, so wird der Fall auf der Internetseite des Anbieters enigmania aus Dortmund beworben. Zu viert haben wir uns in einem Online-Videomeeting getroffen. Die Plattform spielt hier keine Rolle. Ob Zoom, Jitsi, Teams oder Webex, alle eigenen sich gleich gut.

Gespielt werden sollte der Online-Kriminalfall allerdings nicht am Handy oder Tablet. Bei den vielen Anzeigen und Internetseiten verliert man sonst schnell die Übersicht. Außerdem sind nicht alle Quellen und Hinweise fürs Handy optimiert.

Hacken, Rätseln, Knobeln

Wir öffnen den Link, geben den Code ein und und landen bei der eigens für das Spiel erstellten Internetseite der Firma Foxhole und einem kleinen Zeitungsartikel. Langsam hangeln wir uns wie in einem echten Escape-Room von Hinweis zu Hinweis. Wir finden über Anhaltspunkte die Passwörter für den Mitarbeiter-Bereich und gelangen über immer weitere Dokumente, Mails und Nachrichten, die nur für das Spiel gemacht wurden, auf die Spur des Täters. Die Mails verraten uns, wann er mit wem essen war, wessen Auto wann am Tatort geblitzt wurde und wer ein Motiv hätte, jemandem etwas in die Schuhe zu schieben. Da alle die Recherche an ihren eigenen Rechnern vorantreiben, kann jeder eigenen Indizien nachgehen. Volontär Matthias Stachelhaus: „Jeder hat die Hinweise und Aufgaben auf seinem eigenen Bildschirm.“

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Meine Kollegin Petra Kriegler über ihre erste Online-Escape Erfahrung: „Es hat Spaß gemacht, auch wenn ich mich erst an die technischen Gegebenheiten gewöhnen musste. Ich war mit Abstand die Älteste in unserer Spielegruppe. Erfahrungen hatte ich bei Exit-Spielen zu Hause mit Freunden oder der Familie am Küchentisch schon.“ Neben den Escape-Räumen in ganz Deutschland gibt es auch verschiedene Brettspielvarianten der Rätselspiele für das eigene Heim. Besonders die vielen verschiedenen Elemente, die es gibt, können zu Beginn für Verwirrung sorgen: „Bei dem Online-Spiel musste ich mich erst zurecht finden. Die vielen geöffneten Buttons, die ich mit der Zeit hatte, machten mich schon etwas nervös und orientierungslos. Mir waren zunächst auch schlichte Dinge nicht klar, etwa, dass ich die fiktiven Charaktere googlen konnte, dass sie Accounts in sozialen Netzwerken hatten und ähnliches. Da waren die jungen Kollegen allerdings schnell und erklärten mir Dinge.“

Den Überblick behalten

Als wir ein gemeinsames Dokument erstellt hatten, in dem viele Leute zeitgleich arbeiten können, haben wir den Überblick zurückgewonnen. Volontär Matthias Stachelhaus: „Nachdem wir uns dann eine eigene gemeinsame „Akte“ angelegt hatten, konnten wir unsere Fortschritte schön gemeinsam verfolgen. Die Rätsel haben Spaß gemacht, auch wenn wir an manchen Stellen etwas beißen mussten, um sie zu lösen. Dafür gab es dann gemeinsame Erfolgserlebnisse, als sich die Puzzleteile um den Diamantendiebstahl gen Ende langsam zusammensetzten.“ Auch Petra Kriegler hat die Übersicht geholfen: „Das war der Punkt, der mir zum analogen Spiel am Tisch fehlte, bei dem ich einfach mehr Übersicht habe.“ Solche geteilten Dokumente können zum Beispiel in Google Drive oder Pages angelegt werden.

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Die verschiedenen Hinweise werden mit viel Liebe und Raffinesse ausgelegt. So kann man zum Beispiel Mail-Adressen anschreiben, Telefonnummern anrufen und Social Media Profile finden. Durch geschickte Programmierung oder automatisch abgespielte Aufnahmen erhält man immer eine Antwort und die Informationen, nach denen man sucht. Besonders fasziniert war Volontärin Denise Felsch von einem Chat-Bot, der einem Antworten auf Nachrichten gegeben hat: „Es ist cool, wie viel Detailliebe in das Programmieren der interaktiven Möglichkeiten geflossen ist. Mein Highlight war der Chat-Bot, der einem Auskunft geben konnte.“ Auch Petra Kriegler hat Hinweise über eine automatische Mailauskunft gefunden: „Ein echtes Erfolgserlebnis hatte ich, als ich einfach mal versucht habe, an eine fiktive Adresse aus dem Spiel eine Mail zu schicken. Ohne dass ich es erwartet hätte, klappte es und ich bekam sogar Fotos zugeschickt.“

Der Fall ist gelöst

Wenn es mal nicht weitergeht, überprüfen wir noch einmal alle Hinweise, die wir haben. Das Erfolgserlebnis ist groß, wann immer wir eine neue Spur finden. Denise Felsch: „Es ist ein tolles Gefühl, wenn einem dann noch etwas auffällt und man es mit der Gruppe teilen kann.“ Nach etwas mehr als zwei Stunden und vielen Deduktionen, Überlegungen und Verdächtigungen haben wir es geschafft. Wir wissen, wie der Diamantenraub von statten gegangen ist und wer daran beteiligt war. Wir geben unsere Lösung in ein dafür vorgesehenen Feld ein und und warten gespannt auf die Antwort: Wir lagen richtig. Matthias Stachelhaus: „Besonders schön fand ich das Teamgefühl, als wir den Fall am Ende gemeinsam gelöst haben.“

Ein verdientest Siegerfoto: Wir haben das Rätsel um den Diamantenraub gelöst.

Ein verdientest Siegerfoto: Wir haben das Rätsel um den Diamantenraub gelöst. © Matthias Stachelhaus

Unseren Testspielern Petra Kriegler, Matthias Stachelhaus und Denise Felsch hat es in jedem Fall Spaß gemacht. Petra Kriegler: „Ich werde sicher noch mal gerne auf vergleichbare Spiele zurückgreifen, mit Freunden, Familie oder vielleicht wieder mit Kollegen. Ohne einige Erklärungen meiner jüngeren Mitspieler wären mir Ideen im Netz, fürs Netz gar nicht erst gekommen.“ Matthias Stachelhaus: „Ich werde mit einigen Freunden demnächst weitere Exit-Spiele ausprobieren.“ Denise Felsch hatte zwischendurch immer wieder mit Internetproblemen zu kämpfen, die ihren Spielfluss erschwert haben, trotzdem: „Es ist blöd, wenn das Internet zwischendurch mal hakt, aber ansonsten macht es echt Spaß und ist sehr zu empfehlen.“

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Die Escape-Spiele von enigmania Dortmund sind für 30 Euro zu haben und sind drei Jahre lang gültig. Die Fälle können Tag und Nacht gestartet werden. Aktuell stehen drei unterschiedliche Escape-Räume zur Verfügung. Es gibt aber auch ähnliche Angebote von vielen anderen Escape-Anbietern. Wer sich lieber in der analogen Welt bewegt, kann Exit-Spiele auch als Brettspiel für zuhause kaufen. Diese Spiele gibt es ab zehn Euro, sie können aber nicht mehrfach genutzt werden, weil im Spielverlauf in den Materialien herumgemalt und geschnitten werden muss. Die analogen Spiele gibt es auch in lustigen Kooperationen, zum Beispiel mit den drei Fragezeichen oder den Känguru Chroniken.