
© Collage Nina Dittgen
Energieberaterin: Im Winter droht vielen eine teure Überraschung
Heizkosten
Die Energiepreise kennen derzeit scheinbar nur eine Richtung - nach oben. Das könnte im Winter eine böse und vor allem teure Überraschung für viele geben, befürchtet Kojna Boykinov.
Kojna Boykinov ist Energieberaterin der Verbraucherzentrale und berät im Auftrag der Lüner Verbraucherberatung zahlreiche Hausbesitzer aber auch Mieter. Wenn sich die Fachfrau derzeit die Energiepreise für Strom, Heizung und Warmwasser ansieht, befürchtet sie Schlimmes, wenn die Rechnungen dann in einigen Monaten ins Haus flattern.
„Ich erwarte, dass Ende 2022 viele Menschen die Rechnungen gar nicht bezahlen können.“ Denn angesichts der immer weiter steigenden Preise könnte es eine bis zu drei- oder vierfach höhere Rechnung geben als in den Jahren zuvor. „Viele können sich das gar nicht vorstellen.“
Leidtragende seien natürlich vor allem die Menschen, die ohnehin wenig verdienen. „Viele von ihnen hatten schon Probleme, als die Energiepreise noch moderat waren. Ich bin gespannt, wie sich alles entwickelt“, so Kojna Boykinov.
Immer öfter kommt deshalb die Frage an die Energieberaterin, ob es denn bei der Heizung nicht eine Alternative gebe, die die Kosten senkt. Doch das ist gar nicht so einfach. „Meistens möchten die Verbraucher ein System, das gefördert wird. Kaminöfen beispielsweise sind aber nicht förderungsfähig.“ Abgesehen von bestimmten Pelletöfen.
Zusätzliche Heizquelle
„Kaminöfen werden oft als zusätzliche Heizquelle angeschafft, da machen sie auch Sinn. Ein ganzes Haus zu heizen wird mit einem Kaminofen jedoch schwierig“, so die Energieberaterin und Diplom-Ingenieurin. Gefragter seien Wärmepumpen, aber auch da müsse man vor Ort sehen, ob und welche für das jeweilige Haus geeignet sind.
Ein Kaminofen könne natürlich an kälteren Tagen die Heizung unterstützen. Es könne sinnvoll sein, einen Kaminofen mit einer kleineren Wärmepumpe zu kombinieren. „Oftmals sind die Wärmepumpen für die Häuser überdimensioniert.“ Auch hier kann es helfen, vor dem Kauf die Energieberatung oder auch den zuständigen Bezirks-Schornsteinfeger zu Rate zu ziehen.
Bei Pelletöfen gebe es die Möglichkeit, sie zu programmieren. „Wenn man also um 17 Uhr nach Hause kommt, programmiert man den Ofen für 16.30 Uhr und hat es dann gemütlich warm, wenn man ankommt.“

Wenn die Heiz- und Stromkosten für dieses Jahr ins Haus flattern, wird es wohl für viele Verbraucherinnen und Verbraucher eine böse Überraschung geben. © picture alliance/dpa
Der Schornsteinfeger sollte ohnehin der Ansprechpartner sein, wenn man überlegt, einen Kaminofen anzuschaffen. Einige Öfen sind seit 31. Dezember 2020 verboten, weil sie zu viel Feinstaub produzieren, andere mussten mit entsprechenden Filtern nachgerüstet werden. Es muss genau geprüft werden, wie es mit den Abgasen aussieht, damit es keine gefährlichen Situationen gibt. Auch die Kombination von Kaminöfen, Dunstabzugshauben und Lüftungsanlagen kann problematisch werden. Auch hier sollten Schornsteinfeger und Energieberatung rechtzeitig in die Planungen einbezogen werden.
„Viele Verbraucher schaffen sich auch einen Kaminofen an, wegen der gemütlichen Atmosphäre“, sagt die Energieberaterin. Vielleicht weniger der Wärme wegen als wegen des knisternden Holzes. „Man sollte die Preise nicht unterschätzen, so ein Kaminofen kann schon zwischen 3000 und 10.000 Euro kosten“, sagt die Diplom-Ingenieurin.
Vermieter muss grünes Licht geben
Bei Mietern ist außerdem die Genehmigung des Vermieters erforderlich. „In einem Mehrparteien-Haus kann es sein, dass einer die Erlaubnis bekommt und dann auch alle anderen einen Kaminofen wollen. Und wo soll dann das Holz gelagert werden?“
Man müsse nämlich auch bedenken, dass man das Holz entsprechend lagern muss. Im Keller ist dafür nicht der geeignete Platz. Denn die Feuchtigkeit aus dem Holz muss abweichen können - am besten geeignet sei da ein Platz im Garten, möglichst Südseite. „Im Keller könnte das Holz verschimmeln.“ Zudem dürfe man nur unbehandeltes Holz verbrennen, weil sonst wiederum Giftstoffe in die Luft kommen.
Beate Rottgardt, 1963 in Frankfurt am Main geboren, ist seit 1972 Lünerin. Nach dem Volontariat wurde sie 1987 Redakteurin in Lünen. Schule, Senioren, Kultur sind die Themen, die ihr am Herzen liegen. Genauso wie Begegnungen mit Menschen.
