Autor Kevin Kohues erhielt im Zuge der Haushaltebefragung des Zensus 2022 gleich vier verschiedene Zugangsdaten für sämtliche Familienmitglieder.

Autor Kevin Kohues erhielt im Zuge der Haushaltebefragung des Zensus 2022 gleich vier verschiedene Zugangsdaten für sämtliche Familienmitglieder. © Kohues

Der Zensus und ich: Vier Online-Fragebögen trotz Hausbesuch

rnZensus 2022

Autor Kevin Kohues bekommt gerade viel Post vom Staat. Nach der Eigentümerbefragung meldete sich der Kreis Unna nun auch wegen der Haushaltebefragung. Es lief anders als erwartet.

von Kevin Kohues

Kreis Unna

, 23.07.2022, 06:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Der Staat will gerade ganz schön viele Informationen von seinen Bürgern. Zumindest von manchen Auserwählten. Ich zähle offenbar dazu. Zwischen der Eigentümerbefragung beim Zensus 2022 und der Grundsteuererklärung fürs Finanzamt lag nun erneut Post vom Zensus im Briefkasten: die Ankündigung eines Hausbesuchs. Nur jedem Zehnten wird diese „Ehre“ zuteil.

Besuch kommt mit dem Fahrrad – und ist schnell wieder weg

Eine sogenannte Erhebungsbeauftragte des Kreises Unna hatte ein zweistündiges Zeitfenster vermerkt, in dem sie mich besuchen wollte. Offen gestanden, las ich die darin enthaltenen Unterlagen im Vorfeld, nun ja, bestenfalls flüchtig. Die Dame wollte schließlich vorbei kommen, dann würde sich das ja alles persönlich klären lassen, dachte ich. Ich bereitete mich auf eine längere Befragung vor – und war überrascht, wie schnell der mit dem Fahrrad angereiste Besuch wieder weg war.

Einer darf für alle im Haushalt Auskunft geben

Viele Fragen musste ich gar nicht beantworten. Name, Geburtsdatum, Staatsangehörigkeit, Familienstand, Wohnungsstatus – das war‘s dann auch schon. Fürs Erste. Die freundliche Dame drückte mir nämlich noch eine Art Hausaufgabe in die Hand: vier Zugänge zu Online-Fragebögen – für mich und den Rest meiner Familie. Den Behörden reicht es, „wenn ein volljähriges Mitglied des Haushalts anwesend ist und stellvertretend für alle Personen im Haushalt Auskünfte erteilt.“

Persönliche Daten, Schul- und Ausbildung, Berufstätigkeit

Es ging also noch weiter. Neben den persönlichen Daten, die erneut abgefragt wurden, waren nun auch Angaben zur Schulbildung, Berufsausbildung und der gegenwärtig ausgeübten Tätigkeit gefragt.

Manches wirkt unfreiwillig komisch. Zum Beispiel, wenn der Staat der Vollständigkeit halber auch meine dreijährige Tochter fragt: „Haben Sie Ihren Aufenthalt in Deutschland schon einmal für mindestens ein Jahr unterbrochen und im Ausland gelebt?“ Nein, ein Auslandsjahr hat unser Kindergartenkind noch nicht hinter sich.

Nach 20 Minuten am Rechner sind alle Fragebögen beantwortet

Aber auch das ist erwähnenswert: Technisch funktioniert alles reibungslos, binnen 20 Minuten bin ich mit allen vier Fragebögen fertig. Das wird bei der Grundsteuererklärung via Elster vielleicht nicht ganz so schnell gehen.

Aber zurück zum Zensus: Der Kreis Unna zeigt sich mit dem bisherigen Verlauf der Volkszählung zufrieden. Knapp 14.000 Bürger hätten sich bisher daran beteiligt, hieß es auf eine Anfrage am 18. Juli. Allerdings: Es befinden sich auch immerhin 3000 Menschen im Mahnverfahren.

„Hierbei handelt es sich jedoch neben den Verweigerern auch um Personen, die bei beiden angekündigten Terminen nicht anzutreffen waren und Personen, die den längeren Fragebogen noch nicht an uns zurückgeschickt haben“, so die Erhebungsstelle.

Bei Verweigerung und Falschangaben drohen hohe Strafen

Das Mahnverfahren sei nun in Gang gesetzt worden. Und wie hoch ist das Bußgeld, wenn jemand beharrlich die Auskunft verweigert? Das Zwangsgeld bei der Verweigerung betrage mindestens 300 Euro, so der Kreis. Die Zahlung befreie einen jedoch nicht von der Auskunftspflicht. Die Erhebung des Zwangsgeldes könne beliebig oft wiederholt werden. Bei Falschangaben könne sogar ein Bußgeld von bis zu 5000 Euro erhoben werden.

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Der Großteil der Bürger nehme die ehrenamtlichen Interviewer aber sehr freundlich auf, betont die Behörde. Es kämen nur vereinzelt kritische Nachfragen zum Zensus, die von den Ehrenamtlichen im Regelfall ohne Probleme beantwortet werden könnten. Nur ein sehr geringer Teil reagiere ungehalten auf die Befragung. Zu größeren Zwischenfällen sei es bisher nicht gekommen.