Der neue Vorstand der Sparkasse im Interview
Nach der Fusion
Zum 1. Januar haben sich die Sparkassen Lünen und Werne zur Sparkasse an der Lippe zusammengeschlossen. Über das Zusammenwachsen und die Perspektiven sprach Redakteur Peter Fiedler mit dem Vorstandsvorsitzenden Thomas Lohmann, Stellvertreter Heiko Rautert und Vorstand Martin Abdinghoff.

Der Vorstand der Sparkasse an der Lippe im Januar 2016 (v.r.): Heiko Rautert, Thoams Lohmann und Martin Abdinghoff.
Wer hat sich eigentlich den Namen Sparkasse an der Lippe ausgedacht?
Lohmann: Die Idee ist gemeinsam entstanden. Wir waren uns schnell einig, dass ein sperriger Name wie Sparkasse Lünen-Selm-Werne gar nicht geht. Die Lippe als Gemeinsamkeit war uns sofort sympathisch...
Rautert: ... Dann haben wir alle Sparkassen von der Quelle bis zur Mündung abtelefoniert, ob sie etwas gegen den Namen Sparkasse an der Lippe haben.
Wie gut kommt der neue Name über die Lippen?
Abdinghoff: Gut. Aber natürlich gab es am Anfang den einen oder anderen Mitarbeiter, der sich noch unter dem alten Namen am Telefon gemeldet hat.
Wie haben die Kunden auf die Fusion reagiert ?
Lohmann: Ich glaube, eine Vielzahl hat die Fusion gar nicht bewusst wahrgenommen. Und das werten wir durchaus als gutes Zeichen für einen reibungslos laufenden Prozess.
Eine Fusion zu beschließen ist eine Sache, sie umzusetzen und zu leben eine andere. Wo stehen Sie?
Lohmann: Eine Sparkasse wird von Menschen gemacht. Und natürlich gibt es da viele Dinge zu regeln und zu besprechen. Wir haben zwei Veranstaltungen durchgeführt, die wir „Vorstand im Dialog“ genannt haben. Was da an Fragen der Mitarbeiter kam, war recht überschaubar. Es ging vor allem um Dinge des täglichen Tuns.
Die rein technische Fusion, so Ihre Ansage Anfang des Jahres, wird wohl erst im September 2016 völlig abgeschlossen sein. Was geht bereits, was noch nicht?
Abdinghoff: Kunden aus Werne können beispielsweise in Lünen auf ihr Girokonto einzahlen und umgekehrt. Der einheitliche Datenzugriff aus allen Geschäftsstellen wird noch ein bisschen dauern. Unsere IT-Experten haben uns geraten, das nicht zu überstürzen.
Rautert: Einige Kunden aus Lünen und Selm haben mittlerweile ein Sparkassen-Schließfach in Werne. Dort gab es noch Kapazitäten, in Lünen und Selm nicht.
Eine viel zitierte Erfolgsformel für Fusionen lautet: Bei den Kosten muss 1 plus 1 weniger als 2 ergeben, bei den Erlösen mehr als 2. Geht die Rechnung auf?
Lohmann: Wir haben einen Plan für fünf Jahre gemacht. Das Ergebnis lautete, dass wir gemeinsam besser durch diese Zeit kommen als allein. Die Einmalkosten der Fusion wollen wir nach zwei Jahren rausgeholt haben.
Die ausgehandelten Verträge schützen alle Mitarbeiter vor betriebsbedingten Kündigungen im Zuge der Fusion. Wie sollen da Kosten sinken?
Lohmann: Zu den Verträgen stehen wir ausdrücklich. Kosten werden sinken, indem wir alle Bereiche, die in Lünen oder Werne in der Vergangenheit aus damals guten Gründen outgesourct worden waren, wieder ins Haus holen. Das beschäftigt unsere Mitarbeiter. Bei gleichbleibenden Personalkosten sparen wir massiv, weil wir die Outsoucing-Unternehmen nicht mehr bezahlen müssen.
Welche Bereiche betrifft das?
Abdinghoff: Zum Beispiel die Personalsachbearbeitung oder auch die Abwicklung das Zahlungsverkehrs.
Bei Fusionen lässt sich der Vorstand die größere Verantwortung häufig üppig vergüten. Werden Sie jetzt besser bezahlt?
Lohmann: Für uns gelten die alten Bezüge weiter. Eine Erhöhung jetzt hätten wir für ein völlig falsches Signal gehalten. Wenn sich der Erfolg einstellt, kann man darüber vielleicht später einmal reden.
Wo hilft Ihnen der Zusammenschluss, mehr Geld zu verdienen?
Rautert: Das Eigenkapital ist die Bemessungsgröße für das Kreditgeschäft. Die Sparkasse an der Lippe mit ihrem gewachsenen Eigenkapital kann jetzt größere Kreditgeschäfte mit mittelständischen Unternehmen abwickeln, ohne dafür noch eine andere Sparkasse oder Landesbanken als Partner ins Boot holen zu müssen.
Lohmann: Unsere Größe gibt uns auch neue Möglichkeiten bei der Vermögensberatung. Mitarbeiter, die Vermögensberatung können, müssen sie am Markt suchen. Für Werne konnten wir uns das nicht leisten, weil die Zahl der Kunden nicht ausreichte. Jetzt profitieren auch die Kunden in Werne vom Know-how der Vermögensberater des Althauses Lünen.
In der gesamten Branche sind Filialschließungen ein großes Thema. Wann schließt die neue Sparkasse an der Lippe ihre erste Filiale?
Lohmann: Das ist ein Thema, das nicht allein von der Ertragslage bestimmt wird, sondern vor allem von einem völlig veränderten Verhalten der Kunden. Im Schnitt ist ein Kunde 16 Mal im Monat Online bei uns. Zu seinem Berater kommt er aber im Durchschnitt nur noch einmal pro Jahr, hat dann aber wesentlich höhere Ansprüche an Beratung als noch vor 20 oder 30 Jahren.
Die Konsequenz?
Lohmann: Wir werden unsere Geschäftsstellen, was das Leistungsangebot betrifft, aufrüsten. Wir werden uns auch nicht aus der Fläche zurückziehen. Wir müssen uns aber Gedanken machen, ob wir etwa in Werne an drei Stellen innerhalb von 800 Metern Luftlinie vertreten sein müssen. Am Ende stimmen die Kunden mit den Füßen und ihrem Verhalten ab.
Die Sparkassen Lünen-Selm und Werne haben viele Veranstaltungen in den drei Städten unterstützt. Gibt es Kürzungspläne?
Lohmann: Kultur und Sport zu fördern, ist Teil unseres öffentliche Auftrages. Hier ergibt durch die Fusion 1 plus 1 in der Tat 2. Wir werden uns also im Gesamtvolumen des Vorjahres engagieren.
Für dieselben Veranstaltungen, also zum Beispiel das Kinofest Lünen' type='' href='http://www.ruhrnachrichten.de/Kinofest+Luenen./?
Rautert: Auch zukünftig machen wir es wie in der Vergangenheit: Wir prüfen jeden Antrag auf Förderung und Unterstützung im Rahmen unserer Möglichkeiten.
Gibt es bestimmte Grundsätze, was Sie fördern und was nicht?
Lohmann: Wir greifen nicht in den Wettbewerb ein und wir versprechen keine Dauerförderung. Wir unterstützen Institutionen, wo Hilfe notwendig ist; z. B. Kindergärten, Schulen, Vereine etc. Feste mit Freibier von der Sparkasse wird es jedoch nicht geben. Das kann nicht Aufgabe einer Sparkasse sein.
Das verdienen die Sparkassen-Vorstände:
Fast ausnahmslos veröffentlichen die Sparkassen in NRW die Vorstandsbezüge in ihren Geschäftsberichten. Danach kam Thomas Lohmann in seiner alten Funktion als Chef der Sparkasse Werne im Geschäftsjahr 2014 auf Jahresbezüge von 314.000 Euro. Der Jahresabschluss 2015 ist noch nicht veröffentlicht.
Heiko Rautert, der heutige stellvertretende Vorstandschef der Sparkasse an der Lippe, verdiente in der Sparkasse Lünen 308.000 Euro. Vorstandsmitglied Martin Abdinghoff kam auf 262.000 Euro.
So ist die fusionierte Sparkasse organisiert:
Das fusionierte Institut hat 419 Mitarbeiter.
- In Lünen befinden sich die Hauptstelle, neun Geschäftsstellen und eine SB-Geschäftsstelle (Marktstraße).
- In Werne gibt es fünf Geschäftsstellen und einen SB-Bereich im Gebäude der S-Finanzdienste GmbH.
- In Selm gibt es drei Geschäftsstellen.
In der Sparkasse an der Lippe sind sechs Abteilungsdirektoren unterhalb der Vorstandsebene tätig. Hier Namen und Zuständigkeiten:
- Jennifer Erdmann (Firmenkunden/Baufinanzierung).
- Dennis Ertel (Privatkunden).
- Jens Kiera (Vorstandssekretariat/Unternehmenssteuerung).
- Christian Korte (Interne Revision).
- Christian Kussel (Organisation/Zahlungsverkehr).
- Kay Löttgert (Marktfolge).
- Egbert Thöne (Geschäftsführer S-Finanzdienste GmbH).