
© Foto: Beuckelmann (A)
Corona: Krebspatientinnen fehlt Austausch, „viele fühlen sich einsam“
Weltkrebstag
Corona hat die Situation für Brustkrebspatientinnen verändert. Gesprächskreise fallen aus. „Viele fühlen sich einsam“, weiß Sabine Breuer, onkologische Fachkraft aus dem St.-Marien-Hospital.
Die Diagnose Brustkrebs ist ein Schock. Zum Weltkrebstag am 4. Februar rückt das Thema in den Blickpunkt. Durch die Corona-Pandemie wird es für Betroffene doppelt schwer, denn Selbsthilfegruppen oder besondere Angebote im St.-Marien-Hospital liegen auf Eis.
Sabine Breuer, Fachkrankenschwester für Onkologie, erlebt die Folgen: „Vielen fehlt der Austausch, sie sind traurig und fühlen sich einsam.“ Hinzu komme die Angst, sich mit Corona anzustecken.
„Jetzt haben die Frauen mit beiden Dingen zu kämpfen“, sagt Sabine Breuer. Die Stimmung sei angespannt. Sie weiß von einer Betroffenen, bei der der Krebs jetzt nach drei Jahren wiederkam. Ihre Umgebung sei darauf kaum eingegangen, Covid stehe jetzt im Vordergrund.
Schminkkurse jetzt online
In der Frauenklinik des St.-Marien-Hospitals Lünen, das mit dem St.-Christophorus-Krankenhaus Werne zum Katholischen Klinikum Lünen/Werne gehört, versucht man das Problem aufzufangen. Die regelmäßigen Schminkkurse, die Frauen dabei helfen, sich in ihrer Haut wieder wohl zu fühlen, finden jetzt online statt. Per Videochat lernen Betroffene jetzt, wie sie den Verlust von Wimpern und Augenbrauen kaschieren oder der strapazierten Haut einen Frischekick geben können. „Das ist besser als nichts“, sagt Sabine Breuer, doch die Gemeinschaft fehle einfach.
Wie beim Wellnesstag, der ein Tag für die Seele ist. Er fällt momentan aus, wie auch der onkologische Gesprächskreis und die Maltherapie einmal monatlich. All dies sind für viele feste Termine im Kalender, an denen man sich mit anderen Betroffenen austauschen kann. Wie in der Selbsthilfegruppe Aufwind. Doch auch die findet nicht statt.
Schwierige Situation für Neuerkrankte
Schwierig sei es vor allem für Frauen, die neu erkranken. „Die OP-Zeiten haben sich durch Corona verändert“, sagt Chefarzt Dr. Donat Romann. Um Kapazitäten für Corona-Patienten auf der Intensivstation freizuhalten, würden sich Eingriffe um 14 Tage verschieben. „Wir versuchen aber trotzdem durch interne Organisation weiterhin zeitnah zu operieren“, so Romann. Auf die Chemotherapie habe Corona aber keine Auswirkungen. Die Behandlung finde unter strengen Hygieneauflagen in der Praxis Dr. Bernward Grothaus-Pinke statt.
Was den Frauen auch fehle, seien laut Sabine Breuer gemeinsame Aktivitäten. „Einfach mal essen zu gehen und nicht über Krebs zu reden.“ Sabine Breuer versucht, in der jetzigen Situation zu unterstützen. Patientinnen können anrufen. „Oft hilft es schon, reden zu können.“ Wenn Sabine Breuer das Gefühl hat, dass weitere Hilfe nötig ist, schaltet sie die Psychologinnen des Hauses oder die Seelsorge ein. Niemand soll mit seinen Sorgen alleine sein.
Lünen ist eine Stadt mit unterschiedlichen Facetten. Nah dran zu sein an den lokalen Themen, ist eine spannende Aufgabe. Obwohl ich schon lange in Lünen arbeite, gibt es immer noch viel zu entdecken.
