Caterpillar-Geschäftsführer Thomas Reuß lässt das 370 Jahre alte Haus an der Mauerstraße in Lünen restaurieren. © Julian Preuß
Immobilie der Woche
Caterpillar-Geschäftsführer restauriert 370 Jahre altes Haus in Lünen
Mit viel Liebe zum Detail lässt Thomas Reuß (45) das Fachwerkhaus an der Mauerstraße restaurieren. Mehrere Jahre hat der Caterpillar-Geschäftsführer dort gelebt, nun sollen Mieter einziehen.
„Ich haeb gebawet aus Noth und grosse Gefahr, o Gott gib deinen Segen dis Haus bewahr, Anno 1651 12 7bris Diderich Schnider.“ Diese Inschrift ziert einen breiten Querbalken rechts der zweiteiligen Eingangstür. Die über Kopfhöhe ins Holz geritzten Wörter geben viel über die Gemäuer Preis. Diderich Schnider erbaute das Haus im Jahr 1651. Mit seinen 370 Jahren gehört es zu den ältesten freistehenden Gebäuden in Lünen. Nun soll es wieder in neuem, gleichzeitig alten Glanz erstrahlen.
Die Inschrift weist auf das Baujahr sowie auf den Erbauer des Hauses hin. © Julian Preuß
Zumindest setzt Eigentümer Thomas Reuß viel daran, den historischen Bau nach alter Handwerkskunst wieder herzurichten. „Ich habe mich in dieses Haus verliebt“, sagt der Geschäftsführer von Caterpillar in Lünen. „2018 oder 2019 habe ich es gekauft und unter der Woche darin gewohnt“, fügt er an, während er in der modern ausgestatteten Küche steht. Unter ihm befindet sich im Dielenboden eine hölzerne Klappe. Reuß öffnet diese mit einem Ruck. Er legt ein dunkles, geschätzt ein Meter tiefes Loch frei: ein Kriechkeller, wie er sagt.
Über eine Klappe im Dielenboden gelangt man in einen Kriechkeller unter der Küche. © Julian Preuß
Eigentümer hat sich in die Geschichte des Hauses eingelesen
Zudem deutet Reuß auf ein Gemälde, das auf der Arbeitsplatte steht. Es zeige die Stadt Lünen vor mehreren hundert Jahren. Dieses und weitere Bilder habe er beim Kauf in den Räumen gefunden und aufbewahrt, sagt Reuß. Er habe viel zur Geschichte des Hauses, seiner Funktion, aber auch der Erbauungszeit gelesen.
So geht beispielsweise aus der Denkmalliste der Stadt Lünen hervor, dass südlich des zweigeschossigen Hauses die frühere Stadtmauer verlaufen ist. Konkreter soll die Stadtmauer Teil des Hauses gewesen sein. Sie habe die hintere Wand gebildet. Nach der Schleifung der Stadtmauer im siebenjährigen Krieg (1756-1763) musste die Wand neu aufgebaut werden.
Der Kamin mit brennenden Holzscheiten spendet zusätzlich zur Gasheizung Wärme. © Julian Preuß
Reuß zeigt gerne, dass die Kombination aus modernen Errungenschaften und jahrhundertealtem Handwerk funktioniert: In der Küche befinden sich Herd und Backofen, geheizt wird mit Gas. Ein Kamin mit Feuerscheiten sorgt ebenfalls für Wärme. Im Obergeschoss befindet sich ein gefliestes Bad mit Badewanne. Das Dach ist gedämmt. „Natürlich gibt es hier auch schnelles Internet“, sagt Reuß mit einem Lächeln.
Sauna zwischen Lesesessel und Fachwerkwand
Die mit Lehm verputzten Wände, die von massiven Balken getragenen Holzdecken und die steilen, mit Schnitzereien verzierten Treppen seien für Reuß eine Wellnessumgebung nach der Arbeit gewesen. Und das meint er wörtlich. Denn in der ersten Etage habe ich sich in seinem damaligen Lesezimmer eine kleine Saune eingerichtet. „Total skurril“, sagt er grinsend.
Eine mit Schnitzereien verzierte Holztreppe führt von der ersten Etage ins Dachgeschoss. © Julian Preuß
Dann verbreitete sich ab März 2020 das Coronavirus rasant. Oft verlagerte sich die Arbeit deshalb vom Büro an den heimischen Schreibtisch. So auch bei Reuß. „Deshalb war ich nicht mehr so oft in Lünen und habe das Haus kaum genutzt“, sagt der Familienvater. Da nun Caterpillar aus Lünen verschwinden wird, sehe Reuß keinen Verwendungszweck mehr für das Haus. Zu klein sei die 90 Quadratmeter große Wohnfläche für seine Familie und ihn.
Restaurierung der Fassade und Fenster kostet etwa 100.000 Euro
Aufgeben wollte er das Gebäude dennoch nicht. Daher habe er sich entschlossen, die Fassade und die Fenster professionell restaurieren zu lassen. Kosten: rund 100.000 Euro. Außerdem erhielt Reuß 20.000 Euro an Fördergeldern von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz. „Anfang September soll der Bauabschnitt fertiggestellt sein“, sagt er.
Kurz darauf sollen schon neue Mieter einziehen. 700 Euro Kaltmiete machen das 17. Jahrhundert erlebbar, verbunden mit den modernen Techniken, die das heutige Leben prägen.
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