Wer der gemeinsamen Sitzung des Bürger- und Personalausschusses im Lüner Rathaus vor wenigen Tagen beiwohnte, konnte den Eindruck gewinnen, die Verwaltung habe ihr Herz für das in der breiten Öffentlichkeit vielfach gescholtene Bürgerbüro entdeckt.
Gescholten deshalb, weil immer wieder Stimmen laut werden, die sich über lange Wartezeiten, schlechten Service etc. beschweren. Dabei muss fairerweise gesagt werden, dass es auch Stimmen gibt, welche die Einsatzbereitschaft und das Engagement der Mitarbeiter vor allem in brenzligen Situationen, wenn zum Beispiel kurzfristig Ausweispapiere benötigt werden, ausdrücklich loben. Vermutlich liegt die Wahrheit irgendwo in der Mitte. Aber der Reihe nach:
Rund zwei Stunden nahmen sich die Ausschussmitglieder am Mittwoch (8. Februar) Zeit, um über die Situation des Bürgerbüros, seinen Mitarbeitern und den Kunden im Allgemeinen sowie im Speziellen zu diskutieren. Den Ausgangspunkt dazu bildete eine von der Verwaltung in Auftrag gegebene Untersuchung der Kommunalagentur NRW mit Sitz in Düsseldorf. Die Ergebnisse stellten die Agentur-Mitarbeiter Julian Salandi und Dominik Pieniak vor. Beide sind Experten für Personal- und Organisationsentwicklung.
Gute Organisation
Und was Salandi und Pieniak zunächst einmal kundtaten, hörte sich so schlecht nicht an. Dazu gehörte etwa eine hohe Kundenorientierung des Bürgerbüros, akzeptable Wartezeiten und festgelegte Bearbeitungszeiten, die im hektischen Alltagsgeschäft auch eingehalten würden. Kurzum: An der Organisationsstruktur des Bürgerbüros hatten die Agentur-Mitarbeiter so gut wie nichts auszusetzen.
Der Kritik von CDU-Ratsherr und Fraktionschef Christoph Tölle, er sei von der Untersuchung maßlos enttäuscht und habe nur marginale Erkenntnisse in Richtung Optimierung des Bürgerbüros bekommen, entgegnete Dominik Pieniak von der Kommunalagentur: „Das liegt schlicht und einfach daran, dass es gut läuft. Nehmen Sie das als positives Ergebnis mit.“
Weil eine vom Prinzip her gute Organisationsstruktur allein noch kein Garant für eine hohe Kundenzufriedenheit auf der einen, und zufriedene Mitarbeiter auf der anderen Seite ist, braucht es nach Meinung der Agentur-Experten auf jeden Fall mehr Personal im Bürgerbüro inklusive des Servicepoints. Im günstigsten Fall lasse sich damit auch der im Vergleich zum Durchschnitt anderen Gemeinden doppelt so hohe Krankenstand reduzieren.

Weitere Stellen geplant
Dazu erklärte Fachbereichsleiter Matthias Bork auf Nachfrage unserer Redaktion am Donnerstag (9. Februar), dass derzeit im Bürgerbüro-Frontoffice neun Vollzeitstellen, im Bürgerbüro-Backoffice drei Vollzeitstellen sowie im Servicepoint beziehungsweise der Telefonzentrale 2,28 Stellen besetzt seien. Macht unterm Strich rund 14 Stellen. Im Ausschuss hatten unterschiedliche Zahlenangaben von Politik und Agentur beziehungsweise der Verwaltung für Verwirrung gesorgt.
Daneben bestätigte Bork am Donnerstag, dass, wie von ihm im Ausschuss bereits angekündigt, zwei neue Mitarbeiter eingestellt werden sollen. Außerdem soll eine derzeit nicht besetzte halbe Vollzeitstelle ebenfalls besetzt werden. Und natürlich werde auch die in Kürze ruhestandsbedingt freiwerdende Stelle nachbesetzt, sagte Bork weiter.
Weil das Aufgabenspektrum der Mitarbeiter im Bürgerbüro nach Angaben der Verwaltung – Stichworte sind hier Flüchtlingskrise, Corona und der Ukraine-Krieg – in der Vergangenheit zugenommen hat, aber auch um Mitarbeiter zu halten, wurden alle Beschäftigten nach EG 9a (vorher EG 8) eingruppiert.
Laut TVöD VKA 2022 liegt die monatliche Vergütung in dieser Entgeltgruppe im Bereich 3.069 Euro bis 4.258 Euro - abhängig von Erfahrung und Beschäftigungsdauer. TVöD VKA steht im Übrigen für „Tarifvertrag öffentlicher Dienst - Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände“.
Samstags-Öffnung
Auf völliges Unverständnis beim Gros der Ausschussmitglieder stieß die schlechte und in die Jahre gekommene Arbeitsplatz- und Büroausstattung. Es könne doch nicht sein, hieß es im Ausschuss, dass Holzsplitter an den alten Möbeln zum Schutz der Mitarbeiter und der Kunden mit Klebeband abgedeckt würden.
Auch das soll sich ändern, wie Matthias Bork sagte: „Die Zentrale Gebäudebewirtschaftung Lünen (ZGL) ist mit der Umsetzung der geplanten Renovierung des Bürgerbüros bereits beauftragt worden.“
Auf Nachfrage unserer Redaktion erklärte Bork, dass die ZGL derzeit einen Zeit- und Maßnahmenplan erarbeite. Wann die ersten Arbeiten dann beginnen, stehe noch nicht fest.
Ungeachtet dessen sollen, wie auch von der Kommunalagentur NRW empfohlen, in einem ersten Schritt die Servicezeiten ausgeweitet werden. So wird das Bürgerbüro laut Matthias Bork zum Beispiel im März dieses Jahres an zwei Samstagen für Kunden öffnen.
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