Angst vor Hirnvenenthrombose: Täglich Verdachtsfälle in Lüner Notaufnahme

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Angst vor Hirnvenenthrombose: Täglich Verdachtsfälle in Lüner Notaufnahme

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Der Impfstoff Astrazeneca ist durch Nebenwirkungen in die Schlagzeilen geraten. In die Notaufnahme des Lüner St.-Marien-Hospitals kommen täglich Patienten, die Angst vor Thrombosen haben.

Lünen

, 02.05.2021, 18:45 Uhr / Lesedauer: 2 min

Seit bekannt ist, dass der Impfstoff Astrazeneca in seltenen Fällen Nebenwirkungen wie Sinusvenenthrombosen verursachen kann, sind Lüner verunsichert. Täglich kommen an die zehn Patienten in die Notaufnahme des St.-Marien-Hospitals. Sie machen sich Sorgen, dass bei ihnen nach der Impfung mit Astrazeneca ein gefährliches Blutgerinnsel aufgetreten sein könnte.

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Die Patienten klagten über Kopfschmerzen, berichtet Dr. Berthold Lenfers, Leiter des Covid-Koordinationsstabs des Katholischen Klinikums Lünen/Werne. Dazu gehört auch das St.-Marien-Hospital. Kopfschmerzen gelten als mögliches Anzeichen, „jeder ungewöhnlich starke Kopfschmerz ist ein Verdacht“, so Lenfers. Bisher sei am St.-Marien-Hospital nur in einem Fall nach einer Impfung mit Astrazeneca eine Sinusvenenthrombose nachgewiesen worden. Der betroffene Patient (21) war von seinem Hausarzt in die Notaufnahme geschickt worden und ist auf dem Wege der Besserung.

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Astrazeneca nur für über 60-Jährige

Über den Impfstoff des schwedisch-britischen Herstellers Astrazeneca wird viel diskutiert. Die Politik folgte Anfang März dem Rat von Wissenschaftlern und setzte die Impfung mit dem Vakzin vorsorglich aus. Wenig später wurde das Präparat wieder zugelassen, weil der Nutzen höher eingestuft wurde als die Risiken. Anfang April allerdings empfahl die Ständige Impfkommission (Stiko) Astrazeneca nur noch für über 60-Jährige, da bei unter 60-Jährigen weitere Fälle auftraten, teilweise mit tödlichem Verlauf.

Ins St.-Marien-Hospital in Lünen kommen immer wieder Patienten nach einer Impfung mit Astrazeneca.

Ins St.-Marien-Hospital in Lünen kommen immer wieder Patienten nach einer Impfung mit Astrazeneca. © Goldstein (A)


Im St.-Marien-Hospital wird bei Verdachtsfällen zunächst ein Blutbild gemacht. Eine niedrige Zahl an Thrombozyten, also Blutplättchen, könne ein Indikator für eine Sinusvenenthrombose sein. Stecknadelkopfgroße Einblutungen an den Unterschenkeln, die wie Flohstiche aussehen und von Medizinern Petechien genannt werden, sind deutliche Hinweise. Bei dieser Diagnose müsse dann im Computertomographen weiteres abgeklärt werden.

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Schwerkranke auf der Intensivstation

Auf der Intensivstation des St.-Marien-Hospitals wurden Stand Donnerstag (29.4.) fünf Covid-Patienten behandelt, der Anteil Schwerstkranker, der beatmet werden müsse, werde höher. Ältere Patienten bräuchten länger, um sich zu erholen. Jüngere könnten schneller von der Beatmung loskommen. Der derzeit jüngste Patient sei 33.

Auf der normalen Covid-Station liegen Stand Donnerstag 13 Patienten. Täglich kämen zwei bis drei dazu, es könnten auch immer wieder Patienten nach Hause entlassen werden.

Schon seit einem Jahr fahre das Krankenhaus durch die Corona-Pandemie keinen Normalbetrieb mehr. Es gebe lange Wartelisten von Patienten, die auf Routineeingriffe warteten. „Wir versuchen das abzuarbeiten“, so Lenfers. Doch es fehle durch die Pandemie eine ganze Station, die zur Covid-Station wurde. Auch Personal sei gebunden. Trotz Impfung hatten sich zwei Pflegekräfte mit Corona infiziert. Die Impfung schütze nicht vor Erkrankung, aber vor schweren Verläufen, erläutert Lenfers.

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Dem Paul-Ehrlich-Institut wurden bis Mittwoch (21.4.) 63 Fälle einer Hirn-/Sinusvenenthrombose (SVT) nach der Impfung mit Astrazeneca gemeldet. Zwölf Menschen sind gestorben, sechs Frauen und sechs Männer. Bis Dienstag (20.4.) sind 4.777.923 Erstdosen plus 10.211 Zweitdosen Astrezeneca in Impfzentren und bei Hausärzten geimpft worden.