Es war fast genau ein Jahr, da konnte er wieder von Anfang an in einem Pflichtspiel auf dem Platz stehen. Und direkt führte er den Werner SC als Kapitän aufs Feld: Yannick Lachowicz ist nach seinem Kreuzbandriss vom 14. August 2022 zurück. Im Interview mit Sportredakteurin Verena Schafflick spricht er über seine Verletzung, die Ernennung ins Amt und die Bezirksliga 7.
Yannick, hat deine Familie eigentlich einen Fanklub? Du hast unsere Abstimmung zum Spieler des Tages mit weitem Abstand gewonnen, dein Bruder Colin ist Dritter geworden.
(lacht) Ich hab das selber gar nicht verfolgt, weil ich da selber gar nicht so viel Wert drauf lege. Ich habs jetzt zum Schluss gesehen, finds natürlich cool. Hab auch gesehen, dass Colin einige Stimmen gesammelt hat, ich selbst hab auch für Colin gestimmt (lacht). Ich hab mich aber auch selber gewundert und hab auch Colin geschrieben, wie das sein kann, dass wir irgendwie zusammen über 1000 Stimmen haben, also wir wissen es tatsächlich selber gar nicht.

Das zweite, was du jetzt erreicht hast, ist die Ernennung zum Kapitän. Du kommst aus einer langen Verletzung. Wie war das für dich, als dein Trainer Kurtulus Öztürk dir das mitgeteilt hat?
Ich hab ihm auch gesagt und den Mitspielern auch, dass es eine Riesenehre für mich ist, auch mit den anderen Kapitänen zusammen gesprochen. Wir glauben aber, dass wir die richtige Truppe dieses Jahr sind, um die Mannschaft so gut es geht anzuführen. Haben den ein oder anderen Tropfen Blut oder Schweiß schon für den Verein und das Trikot gegeben. Aber das ich dann erster Kapitän geworden bin, ist natürlich eine Riesenehre und ich trag die Binde natürlich dann auch mit stolz, ist ja klar.
Wie war es dann, die Mannschaft letztes Wochenende das erste Mal aufs Feld zu führen?
Was sehr Besonderes, gerade weil ich die beiden ersten Spiele nur von der Bank kam, was auch okay war, was auch mit Kutte abgesprochen war, weil ich da noch nicht bei 100 Prozent war, noch so ein bisschen muskuläre Probleme auch hatte. Deswegen war es jetzt gegen Warendorf was sehr Besonderes für mich, gerade nach so einer langen Zeit von Anfang in einem Meisterschaftsspiel und dann als Kapitän da aufs Feld zu führen, bedeutet mir auf jeden Fall viel.
Du sagst es gerade: Nach langer Zeit. Das war ja, glaube ich, fast genau ein Jahr nach deiner Verletzung. Wenn du dieses Jahr zusammenfasst, wie war es für dich? Ich hab auch gehört, du bist viel schneller zurückgekommen, als die Ärzte dir eigentlich vorhergesagt haben.
(lacht) Ja, ich war im stetigen Austausch auch mit dem Arzt, der es auch operiert hat. Das war auch mein Glück, weil ich da auch in Münster zu Physiotherapie gegangen bin. Das waren dann kurze Weg. Die von der Physio war auch im stetigen Austausch mit dem Arzt, es war so mein Glück, sage ich mal, dass ich nicht immer von A nach B laufen musste. Das war alles in einem Haus. Und natürlich dann auch mit Horst (Sendler, Physio des Werner SC, Anm. d. Red.), mit dem ich fast jeden Tag oder jedes Training was gemacht hat. Ich glaube, das hat mir dann den Weg gegeben, dass ich so schnell wieder auf den Platz konnte. Bis ich dann wieder auf Top-Level bin, dass hat dann auch wieder seine Zeit gebraucht. Aber der Arzt hat gesagt ein Jahr kein Fußball und ich glaube, im April gegen Neuenkirchen stand ich wieder für ein paar Minuten auf dem Platz. Ich hab hart gearbeitet, lange gearbeitet, viel gearbeitet. Aber ich bin auch sehr dankbar, dass ich da meine Unterstützung hatte von Horst gerade auch, von meiner Familie, auch von der Mannschaft.
Ist die Verletzung noch im Hinterkopf, wenn du in den Zweikampf gehst?
Nee, das tatsächlich gar nicht. Wenn ich auf dem Platz stehe, dann hab ich eins im Kopf: Ich möchte alles geben, damit wir drei Punkte holen. Aber vom Gefühl merke ich schon, dass diese ganze Leichtfüßigkeit und wenn man am Ball ist, das ist noch nicht so, wie es vor einem oder anderthalb Jahren war, aber das ist klar, das kommt jetzt von Spiel zu Spiel wieder. Aber jetzt mit Angst gehe ich nicht ins Spiel. Ich habe viel getan, mache weiterhin immer wieder was fürs Knie, damit da nicht wieder was kommt. Deswegen bin ich da guter Dinge und kann da frei aufspielen.
Du meintest, dass du in den ersten beiden Spielen noch nicht wieder bei 100 Prozent standest. Siehst du dich jetzt da wieder?
Ich bin immer sehr selbstkritisch, deswegen bei meinem Top-Level bin ich noch nicht. Ich glaube, dass ich da jetzt in den nächsten Wochen und Monaten noch einiges rausholen werde, dass ich da noch weitere Schritte nach vorne machen kann und werde. Wenn ich jetzt sage, ich bin bei 100 Prozent, dann wäre es wahrscheinlich gelogen.
Wir müssen noch mal auf die letzte Saison zurückblicken, die für den WSC mit dem Abstieg endete. Wie bitter war es für dich, dass zu erleben und so lange nicht eingreifen zu können?
Das ging ja schon im ersten Spiel los, dass ich mich da verletzt habe nach 30 Minuten oder so. So fing die Saison schon beschissen für mich an. Und lief dann gefühlt die ganze Zeit so weiter. Ich hab immer das getan, was ich konnte für die Truppe: war immer da in der Kabine, hab sie unterstützt, wenn sie was gebraucht haben. Aber ja gut am Ende hats nicht gereicht, da gab es mehrere Faktoren. Man kann nicht sagen: Der oder der hat Schuld. Ich glaube, dann steht man als Mannschaft da und dann steigt man als Mannschaft auch ab oder auf. Man feiert Erfolge zusammen oder geht als Mannschaft halt runter.

Die Saison ist drei Spieltage gerade alt. Aber wie ist es gerade im Team, auch mit Blick auf die Neuzugänge?
Die Neuzugänge haben sich alle supereingefügt. Ich hab immer zwischendurch mal mit ihnen gesprochen, wie die sich auch fühlen. Ich glaube, wir sind jetzt eine gute Truppe, wo es nicht schwer ist, sich einzuleben, weil wir alle auf Augenhöhe sind. Das ist keiner, der meint, er ist was Besseres. Auch Kutte als Trainer. Momentan passt halt vieles. Klar, wenn man Erfolge zusammen feiert, dann ist es sowieso angenehmer. Dann fällt das ein oder andere Ding gar nicht so auf, wenn es mal schlecht läuft, dann wahrscheinlich eher. Aber gerade läuft es, die Stimmung intern ist bombastisch, da kann man sich echt nicht schwer. Man freut sich auch jedes Training wieder auf dem Platz zu stehen mit den Jungs. Wenn die Stimmung gut ist, macht es mehr Spaß.
Ihr seid auch perfekt in die Saison gestartet mit neun Punkten aus drei Spielen. Jetzt kommt der SVE Heessen, ein anderer Gegner als die Aufsteiger Warendorf und Bergkamen. Kennst du den Gegner? Kannst du ihn erordnen?
Ja, ich hab zwei Kollegen oder der ein oder andere Mitspieler spielt bei Heessen. Viel gesprochen hab ich tatsächlich nicht mit ihnen. Ich weiß, wie die spielen. Mit dem neuen Trainer weiß ich nicht, welche Formation und die ganzen Details. Ich weiß, dass sie auch drei Punkte haben wollen, wir auch und das ist am Ende entscheidend: Wer die drei Punkte holt und wer mehr dafür gibt auf dem Platz. Ich hoffe, dass wir das sein werden.
Wir übertragen das Spiel zwischen dem Werner SC und SVE Heessen am Sonntag (3.9.) ab circa 15 Uhr live.
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