Kurtulus Öztürk äußert sich zum Braunschweig-Aus: „Einige Dinge werden jetzt vergessen“

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Kurtulus Öztürk äußert sich zum Braunschweig-Aus: „Einige Dinge werden jetzt vergessen“

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Es war ein herber Paukenschlag: Eintracht Braunschweig und das Trainerteam rund um den Werner Co-Trainer Kurtulus Öztürk gehen nun getrennte Wege. Dieser äußerte sich nun dazu.

Werne

, 10.07.2020, 18:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

Eigentlich standen die Vorzeichen gut für eine weitere Zusammenarbeit zwischen dem Fußball-Drittligisten und seinen Trainern Marco Antwerpen und Kurtulus Öztürk. Erst in der vergangenen Woche war die Mannschaft gemeinsam aufgestiegen, hatte also mit Ausnahme des Meistertitels alles Mögliche erreicht in dieser Spielzeit.

Am Dienstag folgte dann aber der Paukenschlag. Die Löwen verkündeten, dass sie sich zur neuen Saison ein neues Trainerteam suchen werden. Marco Antwerpen und Kurtulus Öztürk sind also, trotz des Erreichens der gesteckten Ziele, ab sofort wieder ohne Trainerjob.

Mit der eigenen Leistung ist der Werner Co-Trainer über die Saison hinweg aber zufrieden. „Ich denke, die Platzierung zeigt es: Wir haben das Beste aus der Mannschaft herausgeholt“, so Öztürk. „Das hat man ja gerade nach der Corona-Pause gesehen. Wie wir durch die englischen Wochen gegangen sind war überragend.“ Dass jetzt zwischen den Fans und in den Medien teilweise von einer „destruktiven Spielweise“ gesprochen und immer wieder Kritik geübt wird, ist für den Werner Co-Trainer schwierig nachzuvollziehen.

„Natürlich hatten wir ein gutes Team“

„Für dominanten Ballbesitzfußball hatten wir die Spieler gar nicht. Für aggressives Pressing hatten wir die Laufkraft nicht. Und das lag nicht an der Fitness. Wir hatten dafür einfach nicht die Spielertypen. Unsere Spieler sind generell topfit und top belastungsgesteuert“, so Öztürk. „Natürlich hatten wir ein gutes Team. Wir haben erst mal gefiltert, wer besser passt, wenn wir zuhause etwas offensiver agieren und höher stehen wollen, wer passt zu den Auswärtsspielen, wo wir mit einer Dreierkette spielen, tief stehen und kontern wollen.“

Da seien auch Spieler dabei gewesen, die zuvor eigentlich bereits einen schlechten Stand in Braunschweig hatten. „Da hatten wir zum Beispiel Steffen Nkansah. Vorher wurde er von den eigenen Zuschauern ausgebuht. Dann hat er bei uns meist auswärts in der Dreierkette gespielt. 6 Spiele, 2 Tore, Pass- und Zweikampfquote von über durchschnittlich 90 Prozent - mehr als überragend.“

Auch über den Werner Fußballer Marvin Pourié hat Kurtulus Öztürk einige gute Worte übrig: „Marvin Pourié hat sich als Leihspieler total im Dienst der Mannschaft gestellt. Marvin hat so viel Wucht mit eingebracht, wie er konnte. Er hat mit Kobylanski die meisten Spielminuten in der Rückrunde.“

Martin Kobylanski war es wohl auch, der unter Marco Antwerpen und Kurtulus Öztürk am stärksten zu seiner Höchstform aufgelaufen ist. „Er ist der Goldjunge, auf und neben dem Platz. Das ist der beste und stärkste Kobylanski, den wir bisher gesehen haben.“

Der Verein sei darüber von Anfang an informiert, wie wir fortfahren werden. „Wir hatten vor der Corona-Pause gegen Rostock ein richtig schlechtes Spiel gehabt (0:3-Niederlage, Anm. d. Red.). Die Art und Weise war nicht tauglich für die dritte Liga. Dann sind wir auf Spurensuche gegangen in der Pause. Und das hat ja gefruchtet.“

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Der Werner Co-Trainer ist fest davon überzeugt: Nur wenige hatten am Anfang an einen Aufstieg der Braunschweiger geglaubt. „Als wir in Basinghausen im Quarantäne-Trainingslager waren, haben wir den Jungs gesagt: ‚Wenige glauben an uns, wir müssen das selbst machen.‘ Das war der Wahnsinn, was die Jungs dann für einen Willen gezeigt haben. Der Wille zu gewinnen war viel größer, als der Hass zu verlieren.“

Die Partie gegen Unterhaching war der Knackpunkt für Eintracht Braunschweig

Der Knackpunkt war wohl auch die Partie gegen Unterhaching. „Auswärts in Unterhaching machen wir wahrscheinlich die drei besten und schnellsten Kontertore diese Saison. Der Plan ging total auf. Nach dem Spiel wussten wir: Wir können es schaffen. Wir wurden immer hungriger“, so Öztürk.

Zudem dürfe man auch nicht vergessen, dass auch vermeintlich schlechtere Mannschaften gute Fußballer in ihren Reihen haben. „Nur weil Teams wie Münster zum Beispiel unten in der Tabelle stehen, heißt das ja nicht, dass die nicht kicken können. Auch das sind schwierige Spiele“, so Öztürk.

Während aber für die meisten anderen der Abschied überraschend kam, war es für Kurtulus Öztürk in den vergangenen Tagen durchaus ein wenig absehbar. „Ich habe schon früh das Gefühl gehabt, dass es nicht weitergeht. Da hatten wir gerade aus den ersten vier Spielen nach der Corona-Pause zehn Punkte geholt“, so Öztürk. „Marco und mir war das Gefühl aber egal, weil wir auf ein Ziel fokussiert waren. Die Spieler sind für die Mannschaft durchs Feuer gegangen.“

Der Co-Trainer macht keinen Hehl daraus, dass er sich in Braunschweig wohlgefühlt hat. „Trainingsbedingungen, Spieler, Staff und Trainerteam war alles top. Für uns als Trainerduo ist es ein verdientes Gefühl, diese Saison mit dem Aufstieg zu den Besten zu gehören. Das ist unser Anspruch. Mich freut es ungemein für viele Spieler, für den Verein und für die wahren Fans“, erklärt er.

„Warum man sich von uns trennt, ist natürlich nicht zu verstehen.“ Dennoch ist Kurtulus Öztürk auch nach der Trennung noch positiv gestimmt: „Ich bin nicht der Typ, der etwas nachweint. Wenn der Verein so entscheidet, ist es halt so.“

Über seine Zukunft im Trainergeschäft macht sich Kurtulus Öztürk aber keine Sorgen. Er sagt: „Ich würde Lügen, wenn ich sage, dass wir keine Anfragen haben. Was passiert oder auch nicht, wird man sehen. Das stresst uns nicht.“

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