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Bis zu 500 Kilometer pro Woche: Frederic Kremer ist einer der erfolgreichsten Werner Radfahrer
Radsport
Der RSC Werne ist ein kleiner, aber belebter Radsportverein - das weiß auch Frederic Kremer. Dennoch ist er auch international unterwegs und das sogar mit einem sozialen Aspekt.
Frederik Kremer (geboren Volmerg) ist einer der erfolgreichsten und bekanntesten Werner Radsportler. Er verkörpert die Leidenschaft zu seiner Sportart wie sonst kaum einer. Für sein Hobby ist ihm kein Weg zu weit. So geht er am Sonntag für seine Renngemeinschaft Embrace the world cycling bei einem Rennen in Belgien an den Start. Coronabedingt ist es erst sein zweites in diesem Jahr. In einer normalen Saison hat er um die 40 Renntage.
Die fehlenden Rennkilometer macht er im Training wieder gut. Kremer sitzt fast jeden Tag im Sattel und fährt bei bis zu 20 Stunden 400 bis 500 Kilometer, jede Woche. Was für die meisten wie bedingungslose Hingabe für ein Hobby aussieht, nimmt Kremer ganz anders wahr: „Ich sehe das Radfahren nicht als abzuarbeitende Aufgabe an, um bei Rennen gut zu fahren. Das ist alles in einem für mich. Ich treffe Freunde auf dem Rad, sehe viel von meiner Umgebung, verbinde es mit meinem Arbeitsweg. Gleichzeitig macht es mir einfach so viel Spaß. Da sind 20 Stunden schnell rum.“
Mittlerweile wohnt der Soziologiestudent schon seit einigen Jahren mit seiner Frau Judith in Bochum. Nebenbei arbeitet er bei einem Radsportfachhändler in Waltrop. In Bochum entstand auch der Kontakt zu seinem aktuellen Team. Kremer geht in den meisten Rennen nicht für den RSC Werne an den Start, sondern für die Renngemeinschaft Embrace the world cycling.

Für Frederic Kremer ist das Training ein wichtiger Bestandteil seines Alltags. © privat
„Unsere Situation ist relativ einmalig. Wir sind eine Renngemeinschaft, die sozial sehr aktiv ist. Wir haben mehrgleisige Charityprojekte und einige Partner weltweit, zum Beispiel in Afrika“, erklärt Kremer. Deshalb werde sein Team auch sehr oft zu internationalen Rennen eingeladen.
„Das coolste, was ich bisher gefahren bin, war die Tour du Senegal. Das war 2016 und unsere erste richtig lange Rundfahrt in Afrika. Das Rennen wurde von einem Lebensmittelhersteller gesponsert und wir haben dann mal einen Eimer Margarine oder so bekommen. Den haben wir dann vor Ort auf dem Markt erstmal gegen 25 Mangos getauscht“, berichtet er.
Mit seinem neuen Team hat Kremer schon einige Kuriositäten erlebt. Das ist für ihn auch der besondere Reiz an seiner Situation. „Das Radfahren mit dem Reisen verbinden, andere Länder kennenlernen. Man hat unheimlich viel Kontakt mit Leuten aus der Radsportszene. Das ist schon was ganz besonderes und ist den enormen Aufwand und das Engagement auf jeden Fall wert.“ Manchmal sei das ganze auch mit einer ordentlichen Portion Stress versehen. „Einmal hat die Airline mein Rad verschlampt. In solchen Situationen muss man dann einfach cool bleiben“, sagt Kremer.
Der RSC Werne stellt ihn für die Rennen frei. Bei Verbandsmeisterschaften oder lokalen Rennen in der Umgebung streift sich Kremer weiterhin das Trikot seines Herzensvereins über. „Der RSC ist schon ein besonderer Verein. Wir haben hier eine enorm hohe Mobilisierungsrate. Jeder bringt sich ins Vereinsleben ein. Er ist zwar eher klein, dafür aber sehr lebendig“, erklärt Kremer.
Die Leidenschaft zum Rennradfahren wurde ihm scheinbar in die Wiege gelegt. Er gehört zur dritten Generation der Volmergs, die dem Radsport in Werne ihren Stempel aufdrückt. Opa Rolf und Vater Frank hatten großen Anteil daran die Abteilung aufzubauen und zu vergrößern.
Als ältester von vier Brüdern ist er nun der Einzige, der noch aktiv Rennen fährt. „Ich wurde nie zum Radsport gedrängt. Ich habe erstmal Fußball gespielt, aber das war nichts für mich. Dann bin ich ein paar Mal mit meinem Vater Rennrad gefahren und war direkt begeistert“, erklärt der 31-Jährige, der seit seinem zehnten Lebensjahr beim RSC Werne aktiv ist.

Frederic Kremer legt auch unter der Woche viele Kilometer auf dem Rad zurück. © privat
Am Sonntag geht Kremer dann aber erstmal wieder für Embrace the world an den Start. In Belgien, dem Radsportmekka wie Kremer behauptet. „Mein großes Ziel ist es noch bei einem belgischen Rennen vorne zu landen. Das Niveau und die Begeisterung für den Sport dort sind schon was ganz anderes“, sagt Kremer, der in Herentals ein extrem stark besetztes, sehr offensives Rennen erwartet. Mit Fahrern, die in diesem Jahr schon deutlich mehr Rennkilometer in den Beinen haben als er.
„Ich bin jetzt 31, da brauche ich mir ohne die nötige Rennhärte nicht mehr mit den jungen Wilden ganz vorne die Kante geben. Mein Job wird es sein, unseren stärksten Fahrer zu unterstützen. Gut möglich, dass das Rennen für mich nicht über die volle Distanz geht und ich mich fürs Team opfere.“ Auch das gehört für Kremer zu seiner Passion Radsport dazu.