
© Nico Ebmeier
Saison-Fortsetzung: Sind 50 Prozent noch realistisch?
Fußball
Der FLVW hält bislang einer Saisonfortsetzung fest. Einige Vereine kämpfen noch gegen den Abstieg, ein anderer um den Aufstieg. Die Verbandspläne stoßen aber insgesamt auf wenig Gegenliebe.
Am Montag tagte der Fußball- und Leichtathletikverband Westfalen und informierte über die nächsten Schritte. Quintessenz: Einen generellen Abbruch der Fußball-Saison wird es nicht geben. Damit müssen die Mannschaften weiter davon ausgehen, dass der Spielbetrieb noch einmal aufgenommen wird. Für einige Vereine stünde dann sportlich einiges auf dem Spiel. Gleichzeitig könnte aber die Zeit knapp werden, um die Saison, wie vom FLVW geplant, ohne Englische Wochen zu bestreiten. Was halten die betroffenen Trainer von den Verbands-Plänen?
„Ich beginne einfach mal mit meinem Lieblingssatz der letzten Wochen: ‚Die spinnen, die Römer‘“, beschreibt Jupp Ovelhey, Trainer des abstiegsbedrohten Bezirksligisten SuS Olfen, seine Gefühlslage. Mit dem berühmten Zitat aus der Comicreihe um den Gallier Asterix bringt Ovelhey die aus seiner Sicht wenig nachvollziehbare FLVW-Entscheidung zum Ausdruck.
SuS Olfen müsste am 13. Mai starten
Der SuS Olfen müsste spätestens am 13. Mai (Christi Himmelfahrt) starten, soll die Saison bis Ende Juni zu Ende gebracht werden. Da aber die Corona-Beschränkungen bis mindestens 18. April gelten, blieben dem SuS nur etwa dreieinhalb Wochen Vorbereitung. Andere Mannschaften haben erst so wenige Spiele absolviert, dass diese gerade einmal zwei Wochen Vorbereitungszeit hätten.
„Trainingswissenschaftlich und sportmedizinisch ist eine solch kurze Vorbereitung der Hohn“, echauffiert sich Ovelhey. „Außerdem steigen die Inzidenzzahlen gerade überall, auch in den Kreisen, wo diese noch niedrig sind. Man sollte versuchen, die Saison realistisch anzugehen. Meiner Meinung bedeutet das: Man sollte eine klare Ansage machen. Ich bin für einen Abbruch.“
Ähnlich sieht das Ovelheys Trainerkollege Mario Plechaty. Der Trainer des Olfener Liga-Konkurrenten FC Nordkirchen meint: „Ich finde es nur noch nervig. Es ist für alle besser, wenn jetzt gesagt würde hopp oder topp.“
Für den aktuellen Spitzenreiter würde ein Abbruch allerdings bedeuten, ein weiteres Jahr in der Bezirksliga zu verbringen. „Dadurch, dass wir Erster sind, haben wir natürlich eine Riesenchance auf den Aufstieg“, bemerkt Plechaty. „Das geht aber nur, wenn wir direkt ab dem 19. April mit dem Training loslegen können. Mit Blick auf die Zahlen halte ich das aber für unrealistisch.“
Dass die Saison noch abgeschlossen werden kann, ist besonders im Fall GS Cappenberg wenig realistisch. Der A-Ligist, der im Tabellenkeller festhängt, müsste noch zehn Spiele absolvieren, um eine Halbserie zu komplettieren. Genauer gesagt hat GSC erst ein Drittel der Spiele absolviert.

Pascal Harder, Trainer von GS Cappenberg, hält eine Saisonfortsetzung für nicht durchführbar. © Sebastian Reith
„Wir müssen fast die komplette Hinrunde spielen“, sagt Pascal Harder, Trainer der Grün-Schwarzen. Wegen der vielen Spiele und der entsprechend kurzen Vorbereitungszeit sei das kaum möglich. „Wenn wir nur noch drei Spiele machen müssten, könnte man das vielleicht durchziehen, aber so?“
Es sei unrealistisch, die Saison noch zu einem Abschluss bringen, zumal: „Im Sommer haben vier Wochen Pause und dann sechs Wochen Vorbereitungszeit. Jetzt hatten wir sechs Monate Pause und vielleicht drei Wochen Zeit“, ärgert sich Harder. „Jeder will spielen, aber es muss Sinn machen.“ Diesen sieht er nicht: „Macht einfach einen Cut in dieser Ausnahmesituation!“, fordert Harder.
Gegenvorschläge von GS Cappenberg und Westfalia Vinnum
Auch in Vinnum ginge es bei einer Saisonfortsetzung noch um den Klassenerhalt. Dass es dazu kommt, glaubt Westfalia-Trainer Dennis Gerleve aber nicht: „Die meisten haben fünf Monate nicht gespielt, da muss man nur Eins und Eins zusammenzählen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es weitergeht. Die Inzidenzwerte werden kaum runtergehen.“
Gerleve bringt eine andere Lösung ins Spiel: „Vielleicht ist bald Training ohne Körperkontakt möglich. Vielleicht könnte man dann noch einige Partien als Freundschaftsspiele austragen. Das wäre eine super Sache.“
Auch Harder hat noch einen Gegenvorschlag zur Saisonfortsetzung. Aus seiner Sicht ist ein Neustart mit einem festen Termin für die neue Saison sinnvoll: „Wenn wir Klarheit hätten, wäre es etwas Anderes.“ Spieler ohne ein Ziel zu motivieren sei sehr schwierig. „So hätten wir immerhin einen Punkt, an dem wir uns orientieren können.“
Ist zum Studium ins Ruhrgebiet immigriert - und geblieben. Vielseitig interessiert mit einer Schwäche für Geschichten aus dem Sport, von vor Ort und mit historischem Bezug.
