Chaos droht, weil die Fußballverbände nicht einheitlich vorgehen
Kommentar
In Westfalen war das Votum klar. Der Verband forciert den Abbruch immer mehr. Ein Nachbarverband allerdings geht einen anderen Weg. Und das hat Folgen: Chaos droht, findet der Autor.

Robin Schwick spielt für den FC Nordkirchen. Hier ist die Tendenz klar: Saisonabbruch: Würde er in einem anderen Verband spielen, könnte er die Saison wohl zu Ende spielen. © Sebastian Reith
Weiterspielen oder Saisonabbruch? Mit dieser Frage beschäftigen sich alle Fußballer in Deutschland, nicht nur die Profiligen. Die Meldungen und Nachrichten haben sich in der vergangenen Woche überschlagen. Im FLVW hieß es erst, dass ein Vorschlag kommen soll, der auf der Umfrage basiert. An der hatte sich 1100 westfälische Klubs beteiligt und einer Fortsetzung des Spielbetriebes mehrheitlich (88 Prozent) die Stoppkelle gezeigt.
Wenn man das Ergebnis nun interpretiert, fordern gut zwei Drittel der Vereine auch eine Wertung ohne Absteiger, aber mit Aufsteigern. Der FLVW wird daraus nun einen mehrheitsfähigen Vorschlag formen, den er dann in den Verbandstag einbringt – und der dort bestenfalls abgesegnet wird.
Doch wann der stattfinden könnte, ist noch völlig unklar. Der FLVW verschob vergangene Woche sowohl einen Termin, an dem er einen Vorschlag öffentlich machen wollte als auch das Datumsfenster für den Verbandstag von Mai in den Juni hinein. Viel wird auch von dem Rechtsgutachten abhängen, das der FLVW in Auftrag gegeben hat. Und natürlich davon, ob die Politik bald Fußballspielen möglich macht.
Bayern will die Saison nicht abbrechen, andere ziehen nach
Wann das sein wird – und das ist ein Riesenproblem – darüber sind sich die 21 Landesverbände in Deutschland offenbar nicht einig. Während man in Westfalen nämlich für einen Abbruch ist, hat der Vorstand des Bayerischen Fußballverbandes entschieden, die Saison bis 31. August auszusetzen. Bayern ist übrigens das Bundesland mit den meisten Corona-Fällen. Auch der Vorstand des Landesverbandes Mittelrhein möchte die Saison sportlich zu Ende bringen. Auch der Südwestdeutsche Fußball-Verband empfiehlt die Fortsetzung. Weitere könnten folgen.
Andere Verbände plädieren – wie Westfalen – für das exakte Gegenteil. Berlin hat für einen Abbruch votiert. Niedersachsen auch. In Brandenburg wird die Saison auch nicht verlängert. Viele Verbände sind nämlich noch unentschlossen und gehen den NRW-Weg mit einer Meinungsbefragung und haben Terminketten geplant.
Es droht also ein Flickenteppich in Deutschland, auf den auch FLVW-Präsident Gundolf Walaschewski hinwies: „Damit haben wir die Situation, dass wir keine einheitliche Regelung in Deutschland, vielleicht sogar nicht mal in NRW haben werden.“ Denn in NRW gibt es die drei Landesverbände Westfalen, Mittelrhein und Niederrhein. Und nicht nur hier wird es aufgrund einer gemeinsamen Spielordnung kompliziert. Wie werden Aufsteiger für die Regionalliga bestimmt, wenn die Saisons unterschiedlich lange laufen? Und sollte es wirklich so sein, dass in einer Stadt abgebrochen wird und in der Nachbarstadt im Nachbarverband weitergespielt wird?
Verantwortlich dafür ist auch der DFB, der das Thema den Landesverbänden überließ, statt es selbst zu lösen. In Westfalen ließ der FLVW jedenfalls nicht zu, dass jeder der 29 Kreise sein eigenes Ding macht. Und das ist auch gut so.