
© Marcel Schürmann
Corona-Krise: Schiri-Boss Torsten Perschke gibt Fortsetzung der Saison nur wenig Chancen
Fußball
Torsten Perschke erklärt in einem Interview, dass er Schiedsrichter, die den Risikogruppen angehören, zunächst nicht ansetzen würde.
Die Corona-Krise hat bei den Fußballern für eine unfreiwillige Pause gesorgt. Seit dem 8. März ruht der Spielbetrieb nun bereits. Die Trainer haben wegen des Kontaktverbots, das ein normales Training unmöglich macht, Mühe, ihre Spieler richtig fit zu halten. Mit individuellem Kraft- und Lauftraining soll dies dennoch gelingen. Aber, was machen eigentlich die Schiedsrichter in dieser Zeit? Die Sportredaktion fragte bei dem Vorsitzenden des Kreisschiedsrichterausschusses Unna-Hamm, Torsten Perschke, nach.
Bei den aktiven Fußballern ist bekannt, dass sie versuchen, sich mit Lauf- und Krafttraining fit zu halten. Gilt das Gleiche für Schiedsrichter?
Das Training eines jeden Schiedsrichters findet eigenverantwortlich und sicher auch abhängig von den Leistungsklassen statt. Wir als Schiedsrichterausschuss können nur Tipps und Anregungen geben. Das ist aber völlig unabhängig von der aktuellen Corana-Situation.
Wird das von Ihnen und ihren Kollegen des Schiedsrichterausschusses in irgendeiner Form überprüft?
Jeder Schiedsrichter muss einmal jährlich im Kreis „unter Aufsicht“ des Kreisschiedsrichterausschusses eine theoretische und sportliche Prüfung ablegen und bestehen. Schiedsrichter, die beim Verband gelistet sind, das heißt, ab der Bezirksliga aufwärts, müssen mindestens eine weite Prüfung ablegen. Schiedsrichter, die eine weitere Klasse erreichen wollen (Landesliga aufwärts) müssen eine weitere, zusätzliche Prüfung unter Aufsicht des Verbandsschiedsrichterausschusses ablegen.
Hat die Corona-Krise Auswirkungen auf laufende oder geplante Schiedsrichter-Lehrgänge?
Der im März gestartete Anwärterlehrgang zur Ausbildung neuer Schiedsrichter musste unterbrochen werden. Seit der letzten Woche wird dieser online weitergeführt, sodass wir nach Aufhebung der Beschränkungen nur noch die Prüfung als Präsenztermin abhalten wollen.
Für den Fall, dass die Saison doch noch beendet wird: Ist es denkbar, dass sich Schiedsrichter weigern, wegen des Coronavirus Spiele zu leiten?
In Einzelfällen mag das möglich sein. Ich persönlich rechne nicht damit. Lediglich Schiedsrichter aus den Risikogruppen - Vorerkrankung, Alter - würde ich von mir aus nicht ansetzen wollen, bis beispielsweise ein Impfstoff verfügbar ist.
Arbeiten Sie an Schutzmaßnahmen, an die sich Schiedsrichter künftig zu halten haben?
Nein. Das wäre auch nicht möglich. Sobald Fußballspiele behördlich genehmigt werden, ist der Schiedsrichter Bestandteil des Spiels - und das mit allen Konsequenzen. Erst wenn das Virus eingedämmt oder behandelbar ist, kann meines Erachtens wieder mit Schiedsrichtern Fußball gespielt werden.
Desinfektionsmittel und Schutzmasken sind Mangelware. Hat der Fußballkreis die Möglichkeit, sich damit ausreichend zu versorgen?
Nein, das spielt auch für unseren Sport keine Rolle. Solange Masken erforderlich sind, wird kein Fußball im Ligabetrieb gespielt werden können.
Ihre persönliche Meinung: Wird die Saison abgebrochen, oder nicht?
Da sind wir absolut nicht Herr des Verfahrens, sodass auf die Entscheidungen übergeordneter Instanzen - DFB, WDFV, FLVW - angewiesen. Da ist meine Meinung völlig unmaßgeblich. Es gibt sehr gute Argumente für einen Abbruch der Saison in den Amateurklassen, wir sollten uns nicht zu wichtig nehmen. Ich verstehe aber auch alle, die Herzblut und Geld in den Amateurfußball stecken und die Saison gerne fortsetzen wollen und das aus wirtschaftlichen Gründen auch müssten. Nach der Erklärung der Bundesregierung von Mittwoch wird der Fußball aus meiner Sicht vermutlich aber wenig Chancen haben, den Spielbetrieb fortzusetzen.
Geburtsjahr 1956, früherer Handballer, erst Freier Mitarbeiter und nun seit „Urzeiten“ Sportredakteur im Verlagshaus Rubens. Sechsfacher Opa, zeitlich gut ausgelastet. Familienmensch, der gern mit Freunden unterwegs ist.
