Flickenteppich aus Öffnungsregeln - wo Sportplätze und Hallen offen sind

© Martin Klose/Sebastian Reith

Flickenteppich aus Öffnungsregeln - wo Sportplätze und Hallen offen sind

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Welche Städte und Gemeinden öffnen die kommunalen Sportanlagen für wen? Wer muss weiter warten? Wo will die Verwaltung ein Hygienekonzepte prüfen? Ein Blick über den Tellerrand.

Selm

, 27.05.2020, 18:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

Die Sportanlagen der beiden Fußball-Kreisligisten PSV Bork und Blau-Weiß Alstedde liegen gerade einmal fünf Kilometer auseinander. Früher, als es den Altkreis Lüdinghausen noch gab, lieferten sich die beiden Vereine Lokalduelle. Mittlerweile spielen sie in unterschiedlichen Kreisen: Alstedde ist in Dortmund zu Hause, die Borker spielen im Kreis Unna-Hamm. Dass Alstedde ein Stadtteil von Lünen ist und Bork zur Stadt Selm gehört, macht im Mai auch noch etwas ganz anderes aus.

Die Stadt Lünen hat seinen Vereinen nämlich seit dem 8. Mai erlaubt, die städtischen Freiluft-Sportanlagen zu betreten. In Selm ist die Situation eine ganz andere: Hier sind die Sportplätze weiter dicht. Und das wird noch mindestens bis Pfingsten so sein. Wieso gibt es in benachbarten Städten unterschiedliche Regelungen, obwohl es im Land NRW doch eigentlich einheitliche Gesetze gibt?

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Ein Rückblick: Es war ein Donnerstag, mit dem das Leben auf die Sportanlagen wieder zurückkehrte: Seit den 7. Mai, fast zwei Monate nach der Schließung der Sportanlagen infolge des Coronavirus, durften Outdoor-Sportanlagen wieder für kontaktlosen Sport öffnen. Die Ankündigung überraschte damals viele Sportvereine, die noch gar vorbereitet waren, weil ihnen einige Tage Vorlauf fehlten. Aber auch private Betreiber warteten teilweise noch einige Tage, bis sie alle Auflagen erfüllen konnten.

Zwei Städte, zwei Regelungen

Vier Tage später, am 11. Mai, durften auch Sporthallen öffnen – bis auf den Kreis Coesfeld, in dem der Ausbruch des Coronavirus in der Schlachterei des Unternehmens „Westfleisch“ zu einer Überziehung des festgelegten Grenzwertes von 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohnern geführt hatte. Doch auch hier hob das Land Nordrhein-Westfalen das Öffnungsverbot für Sporteinrichtungen mit geschlossenem Dach eine Woche später, am 18. Mai, auf, indem es die Corona-Schutzverordnung anpasste.

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Warum in Selm und Lünen - beides Städte, die zum politischen Kreis Unna gehören - unterschiedliche Regelungen herrschen, liegt an der Entscheidung der jeweiligen Stadtverwaltung. Denn die Kommunen dürfen ihre Sportanlagen nach eigenem Ermessen sperren oder öffnen, auch nachdem der Zwang zur Schließung beendet war.

Kommunen dürfen autark handeln - unabhängig vom Land

Das war es auch, was in den meisten Leitfäden der Fachverbände zur Rückkehr der an Vereine in einen geregelten Sportbetrieb an einer der vordersten Stelle stand. Der DFB schrieb etwa: „Es muss sichergestellt sein, dass der Trainingsbetrieb in der jeweiligen Kommune behördlich gestattet ist.“ Doch wie sieht es Städten und Gemeinden konkret aus?

Bei einer Umfrage der Redaktion unter Pressestellen von fast 60 Kommunen im Ruhrgebiet und Münsterland kam heraus, dass ein Flickenteppich von Normen und Maßnahmen in den Städten und Gemeinden herrscht. Die Redaktion wollte wissen, ob und seit wann Sportplätze und Sporthallen bereits geöffnet haben oder ab wann eine Öffnung geplant ist. Außerdem wollten wir wissen, ob die Städte und Gemeinden ein Hygienekonzept durch die Vereine vorgelegt bekommen wollen und dieses zu einer Bedingung für die Öffnung der kommunalen Sportstätten machen.

Die Auswertung ergab: In mehr als drei Vierteln der befragten Kommunen haben die Sportplätze bereits vollumfänglich wieder geöffnet. Nur in vier Kommunen haben sie weiterhin geschlossen: Selm, Datteln, Stadtlohn und Legden. In fünf weiteren Städten haben nur ein Teil der Sportplätze oder die Plätze nur für einen Teil der Sportarten geöffnet. Vier Kommunen antworteten nicht.

Sportanlagen öffneten in Schüben

Die Öffnungsdaten fallen schubweise aus: Etwa ein Viertel der befragten Kommunen gab an, bereits mit dem 8. Mai geöffnet zu haben. Dazu gehörte auch Lünen. Ein zweites Viertel öffnete mit dem 11. Mai, das dritte Viertel mit dem 18. Mai, darunter Dortmund, Werne, Nordkirchen, Ascheberg und Olfen. 13 Städte und Gemeinden machten hierzu keine Angaben.

Bei den Sporthallen ist der Riegel noch häufiger vor der Tür: Nur etwas mehr als die Hälfte (Stand 26. Mai) der Kommunen hatte ihre Hallen auch für Vereinssport geöffnet. Einige haben sie nur für Schulen geöffnet. Viele Kommunen haben angekündigt, bis zum Monatsende die Hallen geschlossen zu halten und die erhofften weiteren Lockerungen abzuwarten. Geöffnet sind sie in Werne, Ascheberg, Nordkirchen und Olfen seit dem 18. Mai.

Ausnahmen bilden oft Sportanlagen, Hallen und Freiluft-Plätze, die in Vereinsverwaltung sind. Zu hören ist auch immer wieder, dass Vereine trotz Erlaubnis auf das Training verzichten würden – die Sportstätten dürfen also öffnen, werden aber nicht genutzt. Eine Ballung nach Regionen, Kreisen oder eine Tendenz bei Großstädten oder kleinen Gemeinden gibt es nicht.

Kommunen verlangen überwiegend ein Hygienekonzept

Die überwiegende Mehrheit der Verwaltungen fordert auch ein Hygienekonzept von Sportvereinen an, ehe sie die Anlagen – indoor wie outdoor – für den Sportbetrieb freigeben. Dabei sind die Kommunalen unterschiedlich streng: Die Stadt Lünen fordert ein Hygienekonzept nur für die Sporthallen, sobald diese öffnen werden. In Castrop-Rauxel müssen Hygienekonzepte sogar für Aktivitäten auf Straßen und in Wäldern vorliegen.

Nur 13 Kommunen gaben bei der Recherche an, dass sie auch ohne die Einsicht in die Hygienekonzepte die Sperrung aufgehoben hat, verweisen aber entweder zum Teil auf eigene Vorschriften oder die Einhaltung der geltenden Verordnung zum Schutz vor dem Coronavirus sowie Hinweise der Verbände.

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