Talente verlassen SuS Olfen und FC Nordkirchen Warum können die Vereine sie nicht halten?

Talente verlassen heimische SuS Olfen und FC Nordkirchen: Warum werden sie nicht gehalten?
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Mit dem 1. Januar verlassen zwei Leichtathletik-Talente heimische Vereine. Der SuS Olfen verliert Franziska Frye, der FC Nordkirchen Patrick Hüsken. Beide haben sich der LG Brillux Münster angeschlossen. Warum sind sie nicht geblieben? Warum ist es den Vereinen nicht möglich, diese Talente zu halten und selbst weiter auszubilden?

Die einfache Antwort auf diese Fragen gibt es nicht, wie Bernhard Bußmann erklärt. Eine hängt damit zusammen, dass große Vereine Athleten mehr bieten können. „Die Athleten sehen, dass in den großen Zentren noch viel, viel mehr Möglichkeiten bestehen“, sagt Bußmann, Fachschaftsleiter Leichtathletik beim SuS Olfen und langjähriger Vorsitzender des Gesamtvereins.

Wechsel zur LG Olympia Dortmund

„In Münster, Dortmund oder Wattenscheid gibt es hauptberufliche Trainer. Das sind ganz andere Möglichkeiten, die wir nicht bieten können“, erläutert Bußmann. Hinzu komme, dass diesen Vereinen ein Netz von Ärzten und Physiotherapeuten zur Verfügung stehe. „Das können wir als kleiner Verein nicht bieten. Das ist zu teuer“, so Bußmann.

Zumal die Infrastruktur bei Vereinen wie der LG Brillux oder der LG Olympia Dortmund, wohin bereits die Olfenerin Marie Gövert und die Wernerin Ida Lefering vor einiger Zeit wechselten, eine ganz andere ist. Immerhin können diese Vereine auch im Winter optimales Training in der Halle anbieten, was in diesem Umfang in Olfen und Nordkirchen eben nicht der Fall ist.

Bernhard Bußmann lobt die Ausbildung der Talente in den heimischen Vereinen.
Bernhard Bußmann lobt die Ausbildung der Talente in den heimischen Vereinen. © Henkel

So sind Vereine wie der SuS Olfen eben zum Improvisieren gezwungen. Vor einigen Jahren fuhren die Athletinnen und Athleten des Vereins fünf Monate lang einmal in der Woche nach Dortmund, um dort in der Helmut-Körnig-Halle zu trainieren. „Das kostet aber eine Nutzungsgebühr, die nicht gerade gering ist“, erklärt Bußmann. „Mittlerweile kommen wir aber auch gar nicht mehr in die Halle.“

Seit zwei Jahren weicht der SuS einmal in der Woche in die Sportschule Kaiserau aus. „Aber auch das kostet Geld“, sagt Bußmann. „Wir lassen uns das schon etwas kosten, um optimale Bedingungen bieten zu können. Für einen kleinen Verein haben wir aber sehr gute Bedingungen.“

Eine Ausnahme beim SuS Olfen

Nur können größere Vereine eben noch bessere bieten. „Dort gibt es Gruppen, die Disziplin-spezifisch zusammengestellt sind“, nennt Bußmann ein Beispiel. „In kleinen Vereinen gibt es viel heterogene Gruppen. Wenn wir eine Gruppe der U18 oder U16 mit Mädchen und Jungen haben, sind da Hochspringer, Zehnkämpfer und Mittelstreckler drin.“ Ausnahme bilden in Olfen die Hammerwerfer, die in Westfalen zu den besten gehören und der SuS hier zu den führenden Vereinen.

Das alles darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass auch in den heimischen Leichtathletik-Vereinen hervorragende Arbeit geleistet wird. „Wir können stolz darauf sein, was wir in den letzten 40 Jahren geschafft haben“, findet auch Bußmann. Spätere Teilnehmer an großen Wettbewerben wie Niklas Fröhlich, Luisa Pöhling oder Olympiateilnehmer Marc Blume machten die ersten Schritte bei den heimischen Vereinen, um nur einige zu nennen.

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Die nächsten gingen die Athleten dann anderswo. „Wir haben nie die Prämisse gehabt, dass wir Athleten, die das Talent haben, hier nicht halten wollen, sondern sehen, wo sie sich entwickeln können“, erklärt Bußmann.

Die Grundlagen dafür wurden aber eben in der Heimat gelegt. Und das ist kein Zufall. „Ich glaube, dass wir den Vorteil haben, dass wir gut ausgebildete Trainer haben. Die haben bei uns fast alle die C-, B- oder A-Lizenz“, sagt Bußmann – eine Sache, die die Leichtathletik vielen anderen Sportarten voraushat.

Trainingsbedingungen stimmen

„Das Zweite ist, dass wir in Olfen vernünftige Trainingsbedingungen haben. Wir haben ein Stadion mit Laufbahn und genügend Hallenzeiten in den Wintermonaten. Es reicht ja nicht, einmal in der Woche zu trainieren, das muss schon drei bis vier Mal die Woche sein“, so Bußmann.

Und dann gibt es noch einen anderen Punkt, der wesentlich für die gute Entwicklung der Talente ist. „Das ist in erster Linie das große Engagement und die hohe Motivation der Trainerinnen und Trainer, die mehrmals wöchentlich auf dem Platz oder in der Halle stehen und dann auch noch an den Wochenenden mit den Athletinnen und Athleten zu Wettkämpfen unterwegs sind“, lobt Bußmann.

„Engagement, Motivation und die Fachkompetenz der Trainerinnen und Trainer sind sicherlich die Grundlagen für die Erfolge, dazu dann auch die Bereitschaft der Kinder und Jugendlichen, sich leistungsorientiert zu betätigen“, so der Olfener Bürgerpreisträger 2020 weiter. Die Grundlagen für weitere Erfolge können die Athleten in den großen Zentren legen. Die Voraussetzungen dazu werden aber in den heimischen Vereinen geschaffen.

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