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Fußballkreis Recklinghausen lockert Sanktionen gegen den SV Herta bereits wieder
Fußballgewalt
Der Kreis hatte den Verein direkt nach der Massenschlägerei unter verstärkte Beobachtung gestellt. Damit ist es nun vorbei.
Gerade vier Wochen ist die Massenschlägerei her, bei der Anhänger und Spieler des SV Herta Recklinghausen nach dem Kreisligaspiel in Vinnum acht Menschen verletzten. Nun hat der Fußballkreis die schnell verhängten Sanktionen gegen den Verein wieder aufgehoben.
In seiner Sitzung vom 15. Oktober hat der Kreisvorstand entschieden, den Einsatz von Schiedsrichtergespannen für alle Seniorenspiele des SV Herta Recklinghausen mit sofortiger Wirkung wieder abzusagen. Schon am Wochenende waren die Schiedsrichter bei Herta-Partien nicht mehr in verstärkter Präsenz im Einsatz. Damit war die Strafe nur vier Spieltage in Kraft.
Ursprünglich sollte die Sofort-Maßnahme, das Geschehen bei allen Heim- und Auswärtsspielen durch ein dreiköpfiges Schiedsrichter-Gespann statt durch einen einzelnen Unparteiischen beobachten zu lassen, ein halbes Jahr wirksam sein - zu Lasten des SV Herta. Die Schiedsrichterkosten hätten sich dadurch mehr als verdoppelt. „Es wird teuer für den Verein. Das soll den Verein zum Umdenken zwingen“, sagte Kreischef Hans-Otto Matthey damals.
Kreis Recklinghausen rudert zurück
Jetzt revidierte der Kreis seine Entscheidung. „Als wir die Entscheidung trafen, gab es noch eine erste Mannschaft von Herta Recklinghausen. Es war eine vorbeugende Maßnahme“, erklärte Matthey. Die Ereignisse des Rückzugs der ersten Mannschaft hätten den Beschluss von damals überholt.
Hinzu kam, dass Herta Recklinghausen unter der finanziellen Belastung ätzt. „Der Verein hat finanzielle Engpässe und uns gebeten, die Sanktionen aufzuheben“, so Matthey. Dafür spreche auch die Vereinsstruktur. „Es sind im Prinzip drei Vereine innerhalb des Konstruktes des Vereins Herta“, sagte Matthey. Die anderen Mannschaften würden also für das Fehlverhalten einer bestraft.
Schnittmenge der Mannschaften ist verschwindend gering
Die Redaktion hat das anhand der Spieldaten aus der Vorsaison überprüft: In welchen Mannschaften haben die Herta-Spieler wann gespielt? Wo saßen sie auf der Bank? Wo halfen sie aus?
Die 78 eingesetzten Seniorenspieler der Saison 2018/19 weisen im Bewegungsprofil tatsächlich keine nennenswerten Überschneidungen auf. Lediglich drei Mal gab die erste Mannschaft, die später in Vinnum auffällig wurde, Spieler an die zweite Mannschaft ab. Im umgekehrten Fall gab es gar keine Abstellungen. Kein einziger Spieler, der anhand seiner Einsätze der zweiten oder dritten Mannschaft zugeordnet werden konnte, half in der ersten Mannschaft aus. Die Trennung ist somit nachweislich sehr scharf.
Hinzu kommt, dass der Fußball nicht gerade Schiedsrichter im Überfluss hat. „Wir haben zu wenige Schiedsrichter und hätten auf Dauer Probleme, jedes Mal ein Gespann in die B- oder C-Liga zu stellen“, sagte Matthey. Herta würde aber weiter unter Beobachtung stehen. Matthey warnte: „Wir beobachten Euch. Und wenn etwas passiert, müsst Ihr die Folgen tragen.“
Sportler durch und durch, der auch für alle Sportarten außerhalb des Fußballs viel übrig hat. Von Hause aus Leichtathlet, mit einer Faszination für Extremsportarten, die er nie ausprobieren würde. Gebürtig aus Schwerte, hat volontiert in Werne, Selm, Münster und Dortmund.
