So sah der Schiedsrichter die Massenschlägerei bei Westfalia Vinnum

© Sebastian Reith

So sah der Schiedsrichter die Massenschlägerei bei Westfalia Vinnum

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Die brutalen Szenen bei der Massenschlägerei in Vinnum erlebte der Schiedsrichter als neutraler Augenzeuge mit. Die Auseinandersetzung sei für ihn gar nicht zu schlichten gewesen.

Olfen

, 18.09.2019, 12:21 Uhr / Lesedauer: 2 min

Es ging alles ganz schnell an der Sportanlage in Vinnum, als plötzlich die Fäuste flogen. Die Bilanz der Massenschlägerei am Sonntag nach dem Kreisliga-Fußballspiel von Westfalia Vinnum gegen den SV Herta Recklinghausen waren acht Verletzte. Westfalia-Vorstand Kunibert Gerij war von der Brutalität der Ausschreitungen schockiert.

Einer, der das erklären könnte, ist der Schiedsrichter als neutraler Beobachter ohne Vereinszugehörigkeit. Seit sechs Jahren pfeift der 22-Jährige, der nicht möchte, dass die Redaktion seinen Namen veröffentlicht, Spiele. Und eigentlich war er gar nicht für das Vinnumer Spiel eingeteilt.

Der Schiedsrichter sprang nur kurzfristig ein

Doch als kurz vor dem Wochenende der Hauptschiedsrichter für das Landesligaspiel, bei dem er als Linienrichter die Fahne schwenken sollte, krank ausfiel, war er plötzlich ohne Spiel. Am Freitag teilte er den Organisatoren beim Fußballkreis mit, dass er dennoch gerne ein Spiel leiten würde. „Auch ein Kreisliga-C-Spiel mache ich gerne“, sagte er.

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„Samstag habe ich dann spontan erfahren, dass ich Sonntag pfeife, weil einer abgesprungen ist“, sagt der Schiedsrichter. Was nach dem Abpfiff passieren würde, ahnte er nicht. Sonntag um 15 Uhr pfiff er in Vinnum an. „Ich hatte nicht ansatzweise das Gefühl, dass es so eskalieren würde. Es war noch ein verhältnismäßig ruhiges Spiel“, sagt er. Auf dem Platz habe es wenige Gelbe Karten gegeben. Einen Platzverweis sprach er nicht aus.

Erst Shake-Hands, dann flogen die Fäuste

Fast zwei Stunden später pfiff er ab. Der Unparteiische hatte noch einen Eckball abgewartet und dann das Spiel beendet. „Es gab Shake-Hands“, erzählte er sogar. Was er nicht sah: Dass die Situation 30 Meter hinter ihm im Zuschauerbereich eskalierte. Der Referee habe zu dem Zeitpunkt am Sechszehner gestanden, aber nicht in Richtung Vereinsheim geblickt.

„Dann sind alle Spieler da hingerannt. Ich habe mich distanziert von den Angelegenheiten. Es wäre zu gefährlich gewesen, dazwischen zu gehen“, sagte er. Danach veränderte er seinen Standort und positionierte sich vor der Heimbank. „Ich weiß nicht, wie es zu dieser Hexenjagd kommen konnte. Jeder hat auf jeden eingeschlagen. Vom Epizentrum war ich aber zu weit entfernt“, sagte der Schiedsrichter. Er bestätigte auch, dass auf am Boden liegende Menschen eingeschlagen wurde.

Anhand der Trikotfarbe habe er die Angreifer Herta Recklinghausen zugeordnet. „Aber welche Nummer das war, konnte ich von meinem Standort nicht sehen“, so der Schiedsrichter. Bedroht habe er sich nicht gefühlt und auch keine Angst gehabt.

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