
© Oskar Neubauer
Coronavirus: Eine Sportart hält Trainings- und Turnierbetrieb aufrecht
Coronavirus
Eine Olfener Sportverein trainiert weiter und führt sogar vereinsinterne Turniere durch, ohne das verhängte Kontaktverbot zu verletzen.
Der Steversportpark: abgeschlossen und menschenleer. Weder auf der Tartanbahn noch den Kunstrasenplätzen tummeln sich die Sportler. Die angrenzenden Sporthallen am Olfener Sportzentrum: ebenfalls zu. Die Tennisanlage des Olfener TC: nicht geöffnet. Das Olfener Hallenbad: dicht. Das Sport- und Vereinsleben liegt während der Corona-Pandemie brach. Doch ein Verein trotzt alledem, trainiert und führt sogar Turniere durch - und damit sind nicht die Reiter gemeint, die ihre Pferde unter strengen Sicherheitsmaßnahmen lediglich bewegen dürfen.
Es sind die Schachfreunde Olfen - eine der wenigen Sportarten, die nahezu unbegrenzt weitergehen kann. Zumindest online. Während der Ligenbetrieb auch hier ruht, hat Johannes Limberg (25), Jugendwart und Trainingsleiter des Olfener Schachclubs, für die rund 40 Mitglieder dafür gesorgt, dass das strategische Brettspiel nicht ganz verbannt werden muss. „Jeder Schachspieler spielt schon mal online, dann aber gegen anonyme Gegner“, sagt Limberg.
Olfener richten einen virtuellen Schachraum ein
Bereits vor vier Wochen, zu Beginn der Corona-Krise in Deutschland, haben die Olfener ihre Online-Aktivitäten daher intensiviert. Auf der Plattform Lichess.org hat Limberg einen virtuellen Vereinsraum eingerichtet. Und das völlig kostenlos. Statt Stühle, Tische, Schachbretter und Uhren im Leohaus in Olfen braucht jeder Spieler jetzt nur einen Computer, Laptop oder ein Tablet mit Internet auf dem heimischen Sofa.

Die Schachfreunde Olfen haben einen Online-Raum eingerichtet, in dem sie ihrem Hobby weiter nachgehen. Das ist die Ansicht. © Screenshot Johannes Limberg
„Das Vereinsleben kann so weitergehen“, erzählt Limberg. Die Schachfreunde treffen sich im Netz zu den gewohnten Trainingszeiten immer donnerstags und sonntags von 20 bis 21 Uhr, um Blitzschach zu spielen. Die Partien dauern nur fünf Minuten - anders als beim herkömmlichen Schach, bei dem ein Spiel auch schon mal mehrere Stunden dauern kann. „Je nachdem, wie viele Spieler angemeldet sind, lost das System Paarungen aus“, erzählt Limberg das Vorgehen.
Zehn bis zwölf Spieler seien regelmäßig dabei. Innerhalb einer Stunde schafft man es also theoretisch, gegen jeden Spieler ein Mal zu spielen.
Remis seien in dem Modus selten, weil meist einem Spieler die Zeit ausgeht.
Die Kommunikation läuft via Chat ab
Parallel unterhalten sich die Schachspieler dann über einen Chat. „Über Situationen zu reden, gehört massiv zum Schach dazu“, sagt Limberg, der für die Jugendlichen auch noch ein Online-Training anbietet. Über eine Plattform teilt er wöchentlich seinen Bildschirm mit dem Publikum und diskutiert Taktikfragen per Webcam mit dem Schachnachwuchs. „Da auch die Teilnehmer sich per Video oder Ton zuschalten können, ist eine direkte Interaktion zwischen Trainer und Trainierten möglich“, so Limberg.
Bisher waren die Schachevents noch vereinsintern. Das soll sich in Zukunft ändern. Denn auch Nicht-Vereinsmitglieder würden normalerweise im Leohaus vorbeischauen. Deswegen können Interessenten Johannes Limberg eine E-Mail an sfolfen@gmx.de schreiben, um Zugangsdaten zu erhalten.

Johannes Limberg (unten rechts zu sehen) teilt diesen Bildschirm im Jugendtraining. © Screenshot Johannes Limberg
Wie lange die Schachfreunde noch von Holzfiguren auf den Bildschirm ausweichen müssen, wissen sie nicht. Johannes Limberg: „Ich persönlich finde es deutlich angenehmer, am Brett zu sitzen, weil ich dann mit dem Mitspieler interagieren kann.“
Sportler durch und durch, der auch für alle Sportarten außerhalb des Fußballs viel übrig hat. Von Hause aus Leichtathlet, mit einer Faszination für Extremsportarten, die er nie ausprobieren würde. Gebürtig aus Schwerte, hat volontiert in Werne, Selm, Münster und Dortmund.
