Das Jahr 2019 hätte kaum besser laufen können für den Nordkirchener Fußballer Amos Pieper. Er zieht sein persönliches Jahresfazit und spricht über einen Wunsch für das nächste Jahr.

Nordkirchen

, 31.12.2019, 18:55 Uhr / Lesedauer: 5 min

Die 23 Einsätze, auf die der Nordkirchener Fußballprofi Amos Pieper nach seinem Wechsel von Borussia Dortmund bei Arminia Bielefeld in der 2. Bundesliga gekommen ist, hätte er sich kaum erträumen lassen. Für 2020 bleibt der 21-Jährige bescheiden. Das Wort Aufstieg kommt ihm nicht über die Lippen. Dafür erzählt er, wie er Weihnachten gefeiert hat.

Herr Pieper, 2019 muss so etwas wie ein Traumjahr für Sie gewesen sein - erst der Wechsel nach Bielefeld, jetzt Herbstmeister in der 2. Bundesliga. Es ist alles nach Plan gelaufen, oder?

Ja, auf jeden Fall. Keiner konnte damit rechnen, wie es für mich gelaufen ist. Wenn ich ein Jahr zurückdenke! Ich habe mir damals etwas vorgenommen und alles getan, dass es so laufen kann, wie es jetzt läuft. Dass es jetzt so gekommen ist, ist der absolute Wahnsinn.

Sie sind fast auf den Tag elf Monate bei der Arminia.

Ja, dass es mit den Jungs, mit dem Team, mit dem Verein gepasst hat, hat es mir sehr einfach gemacht. Ich kam auch in einer guten Phase in den Verein. Seit ich da bin, haben wir durchweg eine gute Phase mit kleineren Tiefen, wenn wir von vielen Spielen mal eins verlieren. Es ist schon verrückt, dass es in der 2. Bundesliga so läuft.

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Das Jahr 2019 von Fußballprofi Amos Pieper

Amos Pieper reifte 2019 zum Stammspieler in der 2. Fußball-Bundesliga.
30.12.2019

Lag an Weihnachten eine Tabelle unter Ihrem Tannenbaum?

(Lacht) Ja, wir haben das zu Hause auch gemacht. Die Tabelle unter dem Tannenbaum ist schönes Geschenk. Ich hatte damit aber wirklich nichts zu tun. Ich glaube, mein Papa hat sie ausgedruckt. Es war natürlich ein Witz und es ist nur sinnbildlich gemeint. Wir haben die Tabelle nicht groß gefeiert.

Wie haben Sie Weihnachten verbracht?

Mit der Familie zusammen. Heiligabend haben wir gemeinsam gegessen und Bescherung gemacht. Am 1. Weihnachtsfeiertag sind wir alle gemeinsam für drei Tage nach London geflogen, meine zwei Geschwister, meine Eltern und ich. Auf jeden Fall habe ich sehr viel Zeit mit der Familie verbracht.

Amos Pieper mit seinen Eltern und einem seiner Brüder in Münster auf dem Prinzipalmarkt.

Amos Pieper mit seinen Eltern und einem seiner Brüder in Münster auf dem Prinzipalmarkt. © Amos Pieper

Sie haben sich in England auch ein Fußballspiel angeguckt.

Ja, über Christian Pulisic bin ich an Tickets für ein Spiel von Chelsea gekommen. Wir sind nicht nur in der Stadt herumgeschlendert, sondern haben den Boxing Day ein bisschen mitgenommen. Es war eine schöne Zeit, auch wenn es recht kurz war.

Wie gut ist der Draht noch zu Christian Pulisic?

Ich habe ihm kurz geschrieben, dass ich zum Spiel kommen würde. Wir haben uns im Stadion aber nicht mehr gesehen. Chelsea hat verloren und seine Familie war am 2. Weihnachtsfeiertag auch extra gekommen. Daher war es terminlich etwas schwierig. Ich habe mich aber gefreut, dass er kurz geantwortet hat. Er ist ein echt guter Typ.

Statistik

Fakten zu Amos Piepers Saison 2019/20

  • Pieper gehört zu den fairsten Verteidigern der 2. Liga. Nur eine Gelbe Karte sah er in 15 Einsätzen.
  • Ihm gelangen in dieser Saison zwei Torvorbereitungen. Selbst traf er allerdings noch nicht.
  • Pro Spiel läuft Pieper im Durchschnitt 11,34 Kilometer. Teamintern bedeutet das Platz sechs. Mit insgesamt 159,44 Kilometern steht er bei der Arminia im Vergleich auf Platz acht.
  • 13 Mal stand Pieper in der Startelf in der 2. Liga. Zweimal wurde er eingewechselt, nie ausgewechselt.
  • Damit kommt Amos Pieper Stand Dezember 2019 auf 1265 Spielminuten.

Was schenkt man einem Fußballprofi überhaupt zu Weihnachten?

Meine Familie schnappt immer mal Kleinigkeiten für meine Wohnung und persönliche Sachen auf, wenn ich sage, dass ich mir hier und da was wünschen würde. Es verschiebt sich an Weihnachten auch mehr in die Richtung, dass man alle wiedertrifft und es weniger um Geschenke geht.

Werden Sie in Bielefeld auf der Straße oft erkannt?

Es ist mehr geworden, aber es ist nicht so, dass es unangenehm oder störend ist. Wenn ich schnell mal was erledigen möchte, gehe ich eher mit Mütze raus. Aber ansonsten habe ich immer Zeit, wenn jemand ein Foto haben möchte. Bei Kindern sage ich sowieso nie Nein. Die strahlenden Augen sind schon cool. In Bielefeld wird die Privatsphäre aber respektiert. Dass man häufiger erkannt wird, liegt aber auch daran, dass ich viel gespielt habe und wir erfolgreich sind. Deswegen sind die Gespräche auf der Straße auch recht angenehm.

Hätten Sie so viele Spielanteile bekommen, wenn Innenverteidiger Brian Behrendt sich einen Kreuzbandriss nicht so früh in der Saison zugezogen hätte?

Vermutlich nicht. Zu dem Zeitpunkt der Verletzung war er gesetzt und wenn es dann auch noch gut läuft, ändert der Trainer seltener etwas an der Mannschaft. Du kannst dich dann aber nur über das Training anbieten. Bei Verletzungen rutscht man von jetzt auf gleich rein. Des einen Freud‘ ist dann des anderen Leid - so hart es klingt, aber im Fußball ist es so. Man muss dazu auch sagen, dass Arminia Bielefeld sofort reagiert hat und Álex Pérez verpflichtet hat. Die Konkurrenz war dadurch trotzdem durchgängig da.

Im Fußball gehören Fehler dazu - wie gehen Sie mit Fehlern um?

Ein scheiß Gegentor ist das Schlimmste, was es gibt. Auf dem Platz - da denken wir aber hinten alle gleich - ärgern sich alle. Aber es ist nicht so, dass eine Schuldzuweisung stattfindet. Oft ist man selbst in einen Zweikampf verwickelt gewesen und weiß gar nicht, was genau passiert ist. Aber es ist nie so, dass einen das lange beschäftigen darf. Weiter geht´s! Ein bis zwei Tage später stellt man dann oft fest, was man hätte anders machen können. Auf dem Feld ist dafür kein Platz und keine Zeit.

Ärgern Sie sich nach einer Siegesserie, wenn Ihre Mannschaft mal nur ein Unentschieden erreicht?

Es kommt auf das Spiel an. Wir hatten mitten in der Saison einen Zeitraum, in dem es richtig gut lief und wir eine Hammer-Auswärtsserie hingelegt haben. Der Oktober war ja ein super Monat. Und im November ging es fast so weiter. Nach so einer Phase ist man immer enttäuscht, wenn man nicht gewinnt. Wir wollen jedes Spiel gewinnen, so gehen wir in jedes Spiel rein und so spielen wir auch Fußball.

Aber es ist in der Liga auch nicht einfach. Bei uns hat sich jetzt das Gefühl breitgemacht, dass es ein tolles Jahr war. Aber wir hätten vielleicht doch noch vier bis fünf Punkte mehr holen können. Das ist die Wahrnehmung von vielen. Die Niederlage gegen St. Pauli war unnötig, auch wenn sie verdient war. Und wenn ich an Karlsruhe oder Sandhausen denke, haben wir nicht unsere besten Leistungen gezeigt, und trotzdem war der Sieg am Ende noch irgendwie drin. Die Erwartung bei einem selber ist gewachsen, aber es ist ja auch gut, dass es so ist.

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Arminia Bielefeld hat bereits eine sehr gute Rückrunde 2018/19 gespielt. So überraschend kommt der Aufschwung also gar nicht.

Wenn geschrieben wird, dass wir das Überraschungsteam des Jahres sind, frage ich auch: Was ist denn überraschend? Unser Kader ist im Sommer zusammengeblieben. Die, die wir geholt haben, haben uns noch verbessert. Natürlich ist es dann auch kein Selbstläufer. Dass wir in der Rückrundentabelle Zweiter waren, bringt uns in dieser Saison überhaupt nichts. Wir müssen einfach so weiterarbeiten wie bisher und dann sind wir auf einem guten Weg. Selbst das garantiert uns aber keine guten Ergebnisse. Bei der Mentalität, die wir tagtäglich im Training auf den Platz bringen, war es aber folgerichtig.

Wie sieht die Vorbereitung auf die zweite Saisonhälfte aus?

Am 4. Januar geht es wieder los. Eine Woche später fliegen wir ins Trainingslager nach Benidorm. Am 28. ist schon wieder Ligaauftakt. Ich habe aber auch noch keine komplette Vorbereitung bei Arminia auf die Rückrunde mitgemacht. Zeitlich ist sie etwas kürzer als die Sommervorbereitung, aber es wird intensiv und wir wollen gut gewappnet für die Rückrunde sein.

Halten Sie sich über die Feiertage trotzdem fit?

Ja, wir haben etwa zwei Wochen frei. In der ersten Woche musste ich zwei regenerative Läufe machen. So langsam geht es aber wieder los mit mehr Sport. Wir haben unsere Pläne. Das ist wichtig, weil jeder den Fokus wieder auf das kommende Jahr richten muss.

Welche Wünsche haben Sie für das Jahr 2020?

So viele Punkte holen wir 2019 - dann sieht es schon mal ganz gut aus. In der Tabelle geht es ja Plätze weiter nach oben nicht mehr. Ich persönlich habe fast jedes Spiel gespielt und wünsche mir, dass es so weitergeht, und dafür werde ich alles geben. Ein persönlicher Wunsch wäre noch mein erstes Tor.

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