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TV-Star plant Veranstaltung in Lünen - „Wie sieht das aus, wenn der Bürgermeister nicht da ist?“
Fußball
Sein Video sorgte in Lünen und bei Prominenten für Aufsehen. Mit einem Lüner Fußballverein möchte der TV-Star ein Zeichen für Respekt und Toleranz setzen. Sogar ehemalige Bundesliga-Prominenz hat sich angekündigt.
Er ist weit über das Fernsehen hinaus bekannt und polarisiert. Er legt sich auch mal mit Politikern an. Aber sein Anliegen ist ein wichtiges.
Carsten Stahl ist niemand, der sich schnell zufrieden gibt. „Ich heiße Carsten Stahl und nicht Andreas Aluminium. Wenn ich etwas mache, dann richtig“, sagt der selbst ernannte „bekannteste Anti-Mobbing-Coach“. „Ich habe eine Strahlkraft.“ Und mit dieser möchte der TV-Star in Lünen ein Zeichen setzen.
„Lünen setzt ein Zeichen für Respekt und Toleranz“: Das ist der Slogan der Veranstaltung, die Stahl zusammen mit dem Lüner SV im kommenden Jahr ausrichten möchte. „Umso mehr Leute da sind, desto größer wird das Zeichen. Klein wird das nicht“, verspricht der 48-Jährige.
Der ehemalige Hauptdarsteller einer Fernsehserie und Reality-TV-Show setzt sich seit Jahren für den Kinderschutz und gegen Gewalt und Mobbing an Schulen ein.
„Mobbing ist ein Serienkiller. Jeden zweiten Tag bringt sich ein Kind deswegen um.“ Stahl gründete die Bürgerinitiative „Stoppt Mobbing!“ und den Trägerverein „Camp Stahl“, mit dem er bundesweit Vorträge an Schulen hält.

Carsten Stahl bei einer Veranstaltung an einer Schule. © Seiring Design GmbH
Aber wie kam es dazu, dass Stahl, der täglich zahlreiche Anfragen erhält, nach Lünen kommt? „Beim Wort Lünen klingelt es bei mir direkt.“ Er meint die Messerattacke eines Schülers der Käthe-Kollwitz-Gesamtschule aus dem Januar 2018, bei der ein 14-jähriger Schüler starb. Der Anti-Mobbing-Trainer hatte nach der Tat auch Kontakt mit den Eltern des Opfers.
Torsten Block, Sportlicher Leiter der Jugendabteilung des Lüner SV, bestätigt, dass Stahl direkt zugesagt habe, nachdem er ihn per Mail angeschrieben habe. Aber warum er? „Stahl ist in Deutschland der Bekannteste in diesem Bereich.“
Dass Stahl für seine Methoden auch kritisiert wird, weiß der vierfache Familienvater. „Carsten ist einer, der polarisiert. Nur deswegen kann das funktionieren. Er hat Ecken und Kanten. Ich finde das nicht schlimm. Damit habe ich mich auch auseinandergesetzt.“
Block erläutert, warum es gerade jetzt zu der Aktion kommen soll. „Wir haben festgestellt, was für eine Bedeutung der Vereinssport in dieser Zeit hat. Das Thema Mobbing wird an Schulen nicht so behandelt, wie es sein sollte. Der Respekt unter Kindern hat nachgelassen. Da haben wir uns gefragt: Was können wir tun? Wir wollen als Verein Verantwortung übernehmen.“
Lüner Junglöwen tragen „Stoppt Mobbing!“ auf dem Trikot
Eine erste Maßnahme hat die Jugendabteilung des LSV, die Lüner Junglöwen, bereits Anfang des Jahres getroffen, als sie ein neues Konzept vorstellten. „Wir wollen kein Kind verlieren. Bei uns wird nicht mehr selektiert. Wir wollen weg von dem Leistungsgedanken. Jeder soll gleich viel Spielanteile erhalten, egal woher oder aus welcher Schicht er kommt.“
Zudem tragen alle Mannschaften der Lüner Junglöwen ab dem kommenden Jahr das Zeichen von „Stoppt Mobbing!“ auf den Trikots. „Wir wollen generell und nachhaltig auf den Kinderschutz hinweisen. Deswegen wird die Veranstaltung mit Stahl auch eine Pflichtveranstaltung für alle im Verein.“
Es solle aber keine vereinsinterne Aktion werden. „Dass wir das als LSV ausrichten, ist nicht wichtig. Wir werden auch alle anderen Lüner Vereine anschreiben. Wir wollen nicht nur unsere Kinder sensibilisieren, sondern auch andere und darauf aufmerksam machen. Sie sollen mitnehmen, was Worte machen können.“
Es gebe auch schon genau Vorstellungen, wie die Veranstaltung, die im Frühjahr stattfinden solle, wenn Corona es zulasse, ablaufen soll. An einem Samstag im April oder Mai soll es erste Freundschaftsspiele der LSV-Teams geben, dann eine Begrüßung der Gastvereine und danach das Programm mit Carsten Stahl.
„Wenn er nicht kommt, werde ich das nicht unkommentiert lassen.“
Für Stahl ist auch klar, wer dabei nicht fehlen sollte. „Wie sieht das aus, wenn Carsten Stahl nach Lünen kommt und der Bürgermeister nicht da ist? Bei dem Thema bin ich bekannter als der Bürgermeister. Wir sollten zusammenarbeiten. Selbst wenn er mich nicht mag, er muss seine Bürger mögen. Wenn er nicht kommt, werde ich das nicht unkommentiert lassen.“
Lünens Bürgermeister Jürgen Kleine-Frauns habe von Block auch schon das Video, das Stahl aufgenommen hat und das auf der Facebook-Seite der Lüner Junglöwen gepostet wurde, erhalten. Wegen der Veranstaltung sei er noch nicht kontaktiert worden. „Ich glaube nicht, dass er sich davor verschließt“, ist sich Block sicher. Da der Verein der Ausrichter sei, werde der LSV-Präsident Imdat Acar aber der Schirmherr sein.

Imdat Acar ist im Vorstand des Lüner SV und Schirmherr von „Lünen setzt ein Zeichen für Respekt und Toleranz“. © Günther Goldstein
Bereits zugesagt haben mehrere ehemalige Fußballer. Neben den beiden Jugend-Torwarttrainern Sascha Brandt und Thomas Bergermann habe auch der ehemalige Bundesliga-Torwart Sascha Kirschstein sich beim Lüner SV gemeldet, als er von der Aktion hörte.
Bei den drei Gästen soll es allerdings nicht bleiben. Es sollen noch weitere Zusagen aus dem sportlichen Bereich folgen. Auch Sänger sollen bei der Veranstaltung, die im Stadion Schwansbell stattfinden soll, auftreten. Der Erlös soll wohltätigen Institutionen zukommen.
Für Stahl ist schon klar, wer für diese Aktion am wichtigsten ist. „Der Held dieser Story ist Torsten Block, der sich für die Kinder einsetzt und den Mut aufbringt, Kontakt mit mir aufzunehmen. Ich bin stolz auf Menschen wie ihn, die etwas machen wollen. Ich bin auch froh, dass es so engagierte Vereine gibt.“
Stahl weiter: „Die Gewinner sollen die Gesellschaft und die Kinder der Region sein.“
Hat im Mai 2020 in der für den Lokal-Journalismus aufregenden Corona-Zeit bei Lensing Media das Volontariat begonnen. Kommt aus Bochum und hatte nach drei Jahren Studium in Paderborn Heimweh nach dem Ruhrgebiet. Möchte seit dem 17. Lebensjahr Journalist werden.
