Die Fußball-Saison 2024/25 biegt schon langsam auf ihre Zielgerade ein und eigentlich wollte die SG Gahmen in dieser Spielzeit noch einmal so richtig angreifen. Nachdem im Sommer 2024 der Meistertitel in der Bezirksliga 8 knapp verpasst wurde, sollte der nächste Versuch Richtung Landesliga unternommen werden.
SG Gahmen nach Rückzug aus der Bezirksliga 8
In einer potenziell etwas schwächeren Staffel in diesem Jahr wäre der Lüner Klub ganz sicher auch einer der großen Favoriten gewesen, doch dem Wunsch vom Aufstieg folgte der große Schock. Parallel zum dramatischen Viertelfinale der Europameisterschaft zwischen Deutschland und Spanien machte ein Screenshot die Runde: Der Sportliche Leiter Hasan Kayabasi erklärte seinen Spielern, dass sich die erste Mannschaft aus der Bezirksliga zurückziehen werde.
Neben viel Ratlosigkeit blieben vor allem einige Fragen offen. Die Akteure verließen reihenweise den Verein, ließen in Gesprächen mit unserer Redaktion auch ihrem Unmut freien Lauf. Kurz vor Saisonstart teilte die SG Gahmen dann auch mit, dass jegliche Anstrengungen umsonst waren und die Bezirksliga 8 einen bereits sicheren Absteiger hat.
In den nächsten Wochen wurden dann Schritt für Schritt weitere Informationen öffentlich. Viele Sponsoren und vor allem der Vorsitzende, gleichzeitig Haupt-Förderer, Ibrahim Ünal hatten sich kurzfristig zurückgezogen. Der Bitte, für ein paar Monate ohne Bezahlung weiterzuspielen, kamen die Spieler dazu nicht nach. Die Mannschaft zerbrach.

Mehrfach versuchte diese Redaktion mit Ibrahim Ünal Kontakt aufzunehmen und mit ihm über die Geschehnisse an der Kaubrügge zu sprechen – ohne Erfolg. Erst etwa acht Monate später meldet sich der mittlerweile 51-Jährige nun zu Wort. Ibrahim Ünal hat sich in diesem Winter dem Lüner SV angeschlossen, soll in Schwansbell in den Vorstand integriert werden. Das Kapitel SG Gahmen ist damit für ihn endgültig geschlossen.
„Wir haben sehr lange versucht, in Gahmen etwas aufzubauen“, erzählt Ibrahim Ünal, als er beim LSV vorgestellt wurde. „Aber ich wurde immer mehr von den Leuten im Stich gelassen. Die letzten zwei Jahre waren deshalb extrem anstrengend für mich, es hat mir einfach keinen Spaß mehr gemacht und deshalb habe ich mich dazu entschieden, den Verein zu verlassen.“
Ibrahim Ünal verrät neue Details
Ünal, der zweifellos zu den einflussreichsten Lüner Sport-Funktionären zählt, war zusammen mit Hasan Kayabasi das Gesicht des Gahmener Aufschwungs und deshalb auch hauptverantwortlich für den Zusammenbruch im vergangenen Sommer. „Hasan und ich haben alles gegeben, aber wir wurden sehr oft allein gelassen. Die Leute im Verein haben sich zu viel versprochen und die Ansichten passten mit der Realität nicht immer zusammen“, sagt Ibrahim Ünal.
„Wir machen das alle ehrenamtlich und dann muss der Spaß an der Sache einfach im Vordergrund stehen. Das ging im Laufe der Zeit verloren und darunter hat dann auch mein Privatleben gelitten“, ist der 51-Jährige ehrlich. Doch nicht nur die Entwicklungen im Verein hätten den Ausschlag gegeben, sein Amt als Vorsitzender niederzulegen.

Auch beruflich ergaben sich im Sommer 2024 neue Dinge, die die finanzielle Unterstützung einer sehr ambitionierten Bezirksliga-Mannschaft nicht mehr möglich machten. Mit seiner Firma kaufte Ibrahim Ünal in Lünen eine neue Fläche und eine neue Halle.
„Das war ein großer finanzieller Aufwand und dann steht natürlich erstmal die Arbeit vor dem Hobby. Als dann noch weitere Sponsoren abgesprungen sind, habe ich eingesehen, dass es für mich auch keinen Sinn mehr gemacht hat. Ich konnte diese Mannschaft nicht alleine halten. Diese Entscheidung war damals persönlich überhaupt nicht leicht für mich“, gibt der ehemalige Vorsitzende neue Einblicke.
Neuer Vorsitzender bei der SG Gahmen
Generell meint Ibrahim Ünal, dass die Ansprüche des Vereins nicht mit der fußballerischen Qualität des Kaders zusammen passte, der im Sommer zusammengestellt wurde.
„Da haben sich die Leute beim ersten Training schon etwas gewundert. Aber einen Spieler wie Emre Yildiz, der viele hochklassige Angebote bekommen hat, kannst du ja auch nicht einfach ersetzen“, so der Ex-Gahmener. Es scheinen schlichtweg viele Kleinigkeiten gewesen zu sein, die an der Kaubrügge nicht zusammen passten.
Vorstandsarbeit beim Lüner SV
Doch dieses Kapitel hat die SG und auch Ibrahim Ünal selbst nun geschlossen. Die erste Mannschaft möchte in der kommenden Saison den Neustart in der Dortmunder Kreisliga A probieren, Hüseyin Tekin wird bei der nächsten Jahreshauptversammlung am 21. März als neuer Vorsitzender kandidieren und möchte damit Nachfolger von Ibrahim Ünal werden.
Der 51-Jährige möchte nun beim Lüner SV die nächsten Erfolge feiern. Bis zur JHV in Schwansbell im Sommer unterstützt Ünal den Vorstand kommissarisch, dort soll er dann offiziell von den Mitgliedern bestätigt werden. „Ich bin vom Herzen Lüner und möchte den größten Lüner Verein unterstützen. Es gab auch sehr viele Anfragen von höherklassigen Vereinen, aber meine Entscheidung fiel schnell auf den Lüner SV“, erklärte er zuletzt.