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Kritik an Umgang mit Jugendtraining: „Vereine ducken sich zu schnell weg“
Fußball
Ist Jugendtraining möglich oder nicht? Diese Frage beschäftigte die Lüner Vereine in der vergangenen Woche. Ein Verantwortlicher hätte sich dabei ein energischeres Vorgehen der Klubs gewünscht.
Das Hin und Her bei der Corona-Politik kann man im Sport wohl am Besten am Umgang mit dem Jugendtraining festmachen. Erst war es erlaubt, dann sollte es für eine kurze Zeit möglicherweise verboten werden. Letztlich wurde der Beschluss aber noch vor dem Eintreten des Verbotes wieder gekippt.
Jugendtraining bleibt nach der aktualisierten Corona-Verordnung des Landes NRW auch bei einem Inzidenzwert von über 100, dann allerdings nur für Gruppen mit bis zu 10 statt wie vorher 20 Kindern unter 14 Jahren, erlaubt. Das Auf und Ab löst bei den Lüner Fußballvereinen Unverständnis aus – aber nicht überall wegen der Politik.
Vereine haben soziale Verantwortung
„Das Chaos macht nicht die Politik, sondern das machen die Vereine, die die Plätze nach dem Beschluss in der letzten Woche direkt wieder zugemacht haben. Die Vereine ducken sich zu schnell weg und sollten eine klare Kante zeigen“, findet Torsten Block, Sportlicher Leiter der Jugendabteilung des Lüner SV.
Ihm gehe es vor allem um die soziale Verantwortung, die die Vereine hätten. „Die kommt zu kurz. Das Training bedeutet mehr als Sport, sondern auch soziale Kontakte und Ablenkung für die Kinder. Das sollte an erster Stelle stehen und dann erst der Sport. Es redet keiner von Spielen. Wir sind dankbar für das Training“, sagt Block.
„Ich finde gut, dass Armin Laschet entschieden hat, dass Jugendtraining weiter stattfinden darf. Er hat soziale Verantwortung übernommen“, so der Sportliche Leiter.
Beim Lüner SV wird das Jugendtraining daher weiterhin stattfinden. Sollte die Inzidenz an drei aufeinanderfolgenden Tagen über 100 liegen, bleiben die Sportanlagen auch weiterhin geöffnet, wie die Stadt Lünen mitteilte, aber die Gruppe darf dann nur noch halb so groß sein.
Ein Verein, der am 23. März mitteilte, seine Sportanlage direkt nach Bekanntwerden des kurzzeitigen Verbots wieder zu schließen, war Westfalia Wethmar. Am Samstag (27. März) veröffentlichte der Verein dann aber auf seiner Internetseite eine Mitteilung, dass ab dem 29. März die Sportanlage am Cappenberger See wieder für Training freigeben wird.

Stephan Polplatz (r.) von Westfalia Wethmar weiß noch nicht, ob es so sinnvoll ist, dass das Jugendtraining weiter stattfinden darf. © Manuela Schwerte
Der erste Vorsitzende und Hygienebeauftragte der Westfalia, Stephan Polplatz, wird vom Verein so zitiert: „Ob dies alles sinnvoll ist, muss man vermutlich mit einem großen Fragezeichen versehen. Da die Kinder aber nun in den Osterferien nicht in den Urlaub können und andere Freizeitaktivitäten ebenfalls kaum möglich sind, möchten wir das Training unter den bekannten Rahmenbedingungen anbieten.“ Auch beim BV Lünen wird wieder trainiert, wie der Verein auf seiner Facebook-Seite mitteilte.
Der Jugendleiter des VfB Lünen äußerte sich derweil sehr deutlich. „Das ist ein Hü und Hott. Die Regierung hat das verpennt“, so Martin Wanata, der noch einen weiteren Vorschlag hat: Schnelltests für Betreuer.
„Ich war in Marl und habe mir das angeguckt. Da werden die Betreuer vor dem Training getestet. Das finde ich nicht schlecht.“ In Dortmund dürfen zum Beispiel ab dem 29. März bei einem Inzidenzwert über 100 nur Kinder trainieren, die ein negatives Testergebnis vorweisen können.
Die Kosten für die Tests könne der Verein aber nicht alleine stemmen, weiß Wanata. In Marl würden die Tests von Sponsoren bezahlt werden. Für Lünen wünscht sich der Jugendleiter Unterstützung von der Stadt. „Es wäre schön, wenn sich die Stadt daran beteiligen würde.“
Unabhängig von der Inzidenz wird beim VfB ab sofort nur noch in 10er-Gruppen trainiert. Die Teams werden aufgeteilt, das Training eine halbe Stunde vorgezogen, so soll alles entzerrt werden. „Wir haben damit weniger Probleme als andere Vereine mit mehr Mannschaften“, weiß Wanata.

Martin Wanata (hinten) vom VfB Lünen wünscht sich Schnelltests für die Betreuer. © Günther Goldstein
Einer dieser Vereine ist auch der Lüner SV. Auf die Kritik von Torsten Block antwortet Wanata folgendermaßen: „Wir haben auch Verantwortung gegenüber den Betreuern. Wir wollen niemanden einem gesundheitlichen Risiko aussetzen. Man muss immer beide Seiten betrachten. Außerdem müssen wir uns nach der Politik richten.“
Hat im Mai 2020 in der für den Lokal-Journalismus aufregenden Corona-Zeit bei Lensing Media das Volontariat begonnen. Kommt aus Bochum und hatte nach drei Jahren Studium in Paderborn Heimweh nach dem Ruhrgebiet. Möchte seit dem 17. Lebensjahr Journalist werden.
