
© Janis Czymoch
Eklat im Bezirksliga-Krimi BV Brambauer gegen TSC Kamen: Schiedsrichter erhebt schwere Vorwürfe
Fußball
Angebliche Bestechung und scheußliche Beleidigungen: Henrik Jasper erlebt beim Bezirksliga-Kracher BV Brambauer gegen TSC Kamen, was es bedeutet, als Amateur-Fußball-Schiedsrichter Angst zu haben.
Ein spektakulärer Abstiegskracher, bei dem das Sportliche mehr und mehr in den Hintergrund rückt: Erstmals äußert sich der Unparteiische der Bezirksliga-Partie zwischen BV Brambauer und Türkischer SC Kamen zum Beinahe-Abbruch kurz vor der Halbzeitpause. Über 700 Spiele leitete Henrik Jasper nach eigener Aussage bereits als Fußball-Schiedsrichter. „Aber so was Extremes habe ich noch nie erlebt“, sagt der 26-Jährige. Seine Vorwürfe sind gravierend – und er nennt Details zum Verhalten der beteiligten Mannschaften.
„Da braucht man nicht viel zu sagen. Das ist so nicht in Ordnung“, sagte der Trainer des TSC Kamen, Nail Kocapinar, kurz nach dem Schlusspfiff über das Verhalten einiger weniger TSC-Anhänger. Was war passiert? Immer wieder hatten Zuschauer den Schiedsrichter für dessen Entscheidungen gegen die Kamener verbal attackiert.

Mohammed Jabri kassierte wegen angeblicher Beleidigung eine Rote Karte – eine Entscheidung, die bei ein paar Anhängern des TSC Kamen wütende Reaktionen hervorrief. © Janis Czymoch
So entwickelten sich die Kommentare der Zuschauer im Laufe der ersten 45 Minuten von provozierenden Zwischenrufen hin zu üblen Vorwürfen und scheußlichen Beleidigungen. Die verbalen Attacken waren so laut, dass sie über die gesamte Anlage zu hören waren.
Beleidigungen und Bestechungsvorwürfe lassen Situation eskalieren
„Ich wurde als Bastard, Missgeburt, Arschloch und Hurensohn beschimpft“, erzählt Henrik Jasper. Die Partie am Sonntagnachmittag war das 713. Spiel des Dülmeners. „Aber so was Extremes habe ich noch nie erlebt. Als dann zu den Beleidigungen auch noch Bestechungsvorwürfe dazukamen, musste ich das Spiel unterbrechen“, so der Schiedsrichter.
Auf das Foulspiel eines Kamener Spielers kurz vor der Halbzeitpause reagierte Jasper mit einer Gelben Karte und Freistoß für Brambauer. Eine vertretbare Entscheidung.

Nach dem Foulspiel an Dennis Stolzenhoff (Brambauer, am Boden) stand der Abstiegskracher kurz vor dem Abbruch. © Janis Czymoch
Daraufhin eskalierte die Situation allerdings komplett: Ein Zuschauer warf dem Schiedsrichter vor, bestochen worden zu sein. Jasper reagiert daraufhin, indem er dem mittlerweile im Zwischenraum befindlichen Menschen deutlich machte, sofort zurück auf die Tribüne zu gehen. Doch der schrie einfach aggressiv weiter.
„Er hat ja überhaupt nicht reagiert, sondern immer weiter gebrüllt. Ich bin mir dann auch nicht mehr sicher gewesen, ob der nicht vielleicht sogar aufs Feld läuft. Da habe ich das Spiel unterbrochen“, erzählt Henrik Jasper.
Spieler von TSC Kamen und BV Brambauer verhindern Spielabbruch
Die Verantwortlichen der Heimmannschaft reagierten daraufhin sofort und schickten Ordner zur Deeskalation. Dass Jasper die Partie dennoch wieder anpfiff, hatte allerdings sowohl mit dem BV Brambauer als auch dem TSC Kamen zu tun. „Spieler beider Mannschaften haben sich dann ordentlich verhalten. Auch die TSC-Spieler haben das Verhalten kritisiert. Das fand ich gut und als dann auch noch die Ordner etwas Ruhe reingebracht haben, konnte ich die Partie wieder anpfeifen“, so der Schiedsrichter.
In der zweiten Halbzeit wurden die beleidigenden Zurufe dann zwar etwas weniger, ganz hörte es aber über die kompletten 90 Minuten nicht auf. „Ich habe es auch so im Spielbericht vermerkt, dass es über die Dauer des gesamten Spiels Beleidigungen und Vorwürfe gab“, erzählt Jasper.
Schiedsrichter traute sich nur unter Geleitschutz vom Platz
Aus Angst vor Angriffen hatte Jasper in der Pause zudem mit den Ordnern vereinbart, das Spielfeld am Ende der Partie über die Brambauer-Seite zu verlassen. Unter Geleitschutz der Sicherheitskräfte. Anders konnte sich Henrik Jasper an diesem Nachmittag nicht sicher sein, unversehrt zu seinem Auto zu kommen.
Die Geschehnisse in Brambauer machen auf einen Missstand aufmerksam, der das Kreissportgericht in Unna zuletzt ohnehin beschäftigte. So sei die Anzahl von Spielabbrüchen durch Unparteiische extrem gestiegen. Auch würde die Anzahl aktiver Schiedsrichter immer mehr zurückgehen, wie der Kreisvorsitzende Michael Alley zuletzt berichtete.
Da passen die Erlebnisse von Henrik Jasper leider mehr als deutlich in diese besorgniserregende Entwicklung.
Ist passionierter und aktiver Sportler aus dem schönen Bergischen Land und seit 2011, ursprünglich wegen des Studiums, im Ruhrgebiet unterwegs. Liebt die Kommunikation mit Menschen im Allgemeinen und das Aufschreiben ihrer Geschichten im Speziellen.
